Die Saga hat ein Ende. Kylian Mbappé hat Paris Saint-Germain gemäss übereinstimmender Medienberichten, darunter die zuverlässigen Transfer-Insider Fabrizio Romano und David Ornstein, informiert, dass er den Klub im Sommer verlassen werde. Er habe gegenüber Besitzer Nasser Al-Khelaifi der Tür einer möglichen Kehrtwende, wie es sie noch vor knapp zwei Jahren gegeben hatte, auch gleich den Riegel vorgeschoben. Damit ist der Weg für einen Wechsel zu Real Madrid frei – und endet das nervigste Hin und Her der letzten Jahre.
Daran, dass der 25-Jährige seine Fähigkeiten in die spanische Hauptstadt bringen wird, gibt es nunmehr kaum noch Zweifel. Zumal der neben PSG einzige einigermassen ernsthafte Konkurrent der Königlichen im Tauziehen um den Franzosen zuletzt sein grösstes Argument verloren hat. Mbappé sei ein grosser Fan von Jürgen Klopp, doch wird dieser Liverpool im Sommer verlassen. So wird Mbappé seinen lang gehegten Traum, für Real Madrid zu spielen, wohl endlich wahr machen.
Derweil neigt sich in Paris eine Ära dem Ende zu. Nach Neymar, der 2017 gemeinsam mit Mbappé zu PSG wechselte, und Lionel Messi, der zwischen 2021 und 2023 für den Klub spielte, verlässt nun also auch der Dritte im Bunde des Weltstar-Trios Paris. Die Bilanz fällt gemessen an den grossen Ansprüchen der katarischen Investoren ernüchternd aus.
Zwar gewann der Klub ab 2017 fünf von sechs Meisterschaften und ist auf dem Weg zum dritten Titel in Serie. Doch war das grosse und unverblümte Ziel Al-Khelaifis und Co., welche die Mehrheitsanteile an PSG 2011 erwarben, der Henkelpott der Champions League. Dafür wurden im Sommer 2017 222 Millionen Euro in Neymar und ein Jahr später 180 Millionen Euro in Mbappé, der zuvor bereits leihweise für PSG spielte, investiert, nachdem die Transferausgaben auch in den Jahren davor die 100-Millionen-Marke mit einer Ausnahme immer überschritten hatten.
Und doch scheiterte PSG ab 2017 viermal im Achtelfinal der Königsklasse, ausserdem bedeutete einmal der Halbfinal Endstation. Am nächsten kam der französische Rekordmeister dem grossen Traum in der Corona-Saison 2019/20, als die K.o.-Runde ab dem Viertelfinal ohne Rückspiel ausgetragen wurde. Im Endspiel in Lissabon unterlag PSG dem FC Bayern 0:1.
Jetzt bleibt dem Team von Luis Enrique noch eine Chance, den Titel doch noch mit Mbappé zu holen. Wirklich überzeugend waren die Auftritte der Franzosen in der laufenden Champions-League-Saison aber noch nicht. Es sei an die 1:4-Pleite in Newcastle sowie die 1:2-Niederlage in Milan oder die beiden Unentschieden zum Abschluss gegen die Engländer und in Dortmund erinnert. Die Bilanz eines waschechten Titelkandidaten sieht anders aus. Immerhin konnte das Achtelfinal-Hinspiel gegen Real Sociedad souverän gewonnen werden.
So könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass sich die Entscheidung Mbappés für PSG zumindest sportlich gesehen als versteckter Segen erweisen könnte. Obwohl dieser seit der Saison 2018/19 immer Torschützenkönig der Ligue 1 wurde und auch in dieser Spielzeit bereits wieder 31 Tore und 7 Assists gesammelt hat. Denn die Präsenz eines unangefochtenen Superstars, auf den das gesamte Spiel ausgerichtet ist, kann auch hemmen. Die Pariser haben nun die Chance, ein besser funktionierendes Team aufzubauen. Mit Spielern wie Achraf Hakimi, dem 17-jährigen Warren Zaïre-Emery oder auch Randal Kolo Muani und Gonçalo Ramos hat PSG grosse Qualität und einige vielversprechende Talente im Kader.
Ausserdem planen die Verantwortlichen, das gesparte Geld – Mbappé verdiente angeblich jährlich über 100 Millionen Euro – in neue Spieler zu investieren. So solle Napoli-Stürmer Victor Osimhen ganz oben auf der Liste der möglichen Mbappé-Nachfolger bei Paris Saint-Germain stehen. Die katarischen Besitzer werden also auch ohne ihr Kronjuwel weiterhin alles dafür geben, endlich die Finger an die wichtigste Trophäe im Klubfussball zu bekommen.
Dazu muss PSG dann aber wohl auch an Real Madrid vorbeikommen. Dem Präsidenten Florentino Perez ist mit der bevorstehenden Verpflichtung des Offensivstars ein weiterer Coup gelungen. Mbappé ergänzt ein ohnehin schon hervorragendes Kader, das bei jedem Sportchef und Trainer für feuchte Träume sorgen dürfte. In Zukunft wird er wohl zwischen den Brasilianern Vinicius Junior und Rodrygo stürmen und von Jude Bellingham und Federico Valverde mit Zuspielen gefüttert, während Aurélien Tchouaméni für die defensive Absicherung vor der Abwehr sorgt.
Zwar wehrte sich Mbappé, der die Position auf dem Flügel bevorzugt, in der Vergangenheit immer wieder gegen die Position des Mittelstürmers, doch wird er bei den Madrilenen ziemlich sicher im Angriffszentrum spielen müssen. Anders als in dieser Saison dürfte Trainer Carlo Ancelotti dann nämlich wieder zu einem Dreiersturm zurückkehren, während der Italiener aktuell auf eine Doppelspitze aus Vinicius und Rodrygo setzt.
Um in dieser neuesten Version der Galaktischen zu spielen, nimmt Mbappé gar finanzielle Einbussen in Kauf. Gemäss der spanischen Sportzeitung Marca werde er wohl ein Jahresgehalt von «nur» noch rund 30 Millionen Euro einstreichen, dafür winkt ihm ein enormes Handgeld, da er die Blancos aufgrund seines auslaufenden Vertrags keine Ablöse kosten wird.