Xhaka über Kosovo-Pfiffe gegen ihn: «Ich kenne dieses Volk, es ist sehr emotional»
In die Suppe der Schweizer konnten die Kosovaren mit dem 1:1 im letzten WM-Qualifikationsspiel nicht mehr spucken. Dafür war der Unterschied schon im Vorfeld des «Endspiels» zu gross. Und die Nati in der gesamten Kampagne wie im Spiel in Pristina zu souverän, um nicht zum sechsten Mal in Folge ans WM-Turnier zu fahren.
«Wir haben die Qualifikation überragend überstanden. Es freut mich unglaublich, an der WM die Schweiz vertreten zu dürfen. Wenn wir weiter alle am gleichen Strang ziehen, können wir Grosses erreichen», sagte also Manuel Akanji in der Mixed Zone. Breel Embolo strahlte ebenfalls: «Wir sind extrem glücklich. Ich bin auch gar nicht mehr überrascht, dass wir uns ständig steigern. Weil ich weiss, wie gross unsere Qualitäten sind.» So weit, so gut und normal.
Dann erschien Trainer Murat Yakin an der Pressekonferenz nicht allein, dafür mit: Granit Xhaka. Das kam sehr überraschend. Davor glaubte man nämlich, der Nati-Captain würde sich den Fragen der Journalisten entziehen. Zumal ihm doch etwas den Magen verdorben hatte: die Pfiffe und Buhrufe, die er bei jedem Ballkontakt von den kosovarischen Fans über sich ergehen lassen musste. Deshalb sagte Xhaka dem Schweizer Fernsehen kurz nach dem Schlusspfiff:
Die Frage ist nur, weshalb Xhaka in seinem 143.Länderspiel zur Zielscheibe geworden war. Denn eigentlich ist er in der Heimat der Eltern ein Held und sein Abbild zum Beispiel an Plakatwänden sichtbar.
Die Vorgeschichte: alles zugespitzt
Xhaka hatte dem «Blick» vor einer Woche ein Interview gegeben und darin über die vom Schweizer zum kosovarischen Verband abgewanderten Albian Hajdari und Leon Avdullahu gesagt:
Natürlich waren die Aussagen in den kosovarischen Medien als Statement gegen das Duo (das notabene geschont wurde) gewertet worden. An der Pressekonferenz spürte man aber unverzüglich, dass für Xhaka alles halb so schlimm war. Und es nicht mehr so sehr an jenem Spieler nagte, der einst bei Arsenal vom eigenen Publikum so viel zu ertragen hatte. Also sagte Xhaka zu den Vorkommnissen im Fadil-Vokrri-Stadion:
Es war also so, wie es Embolo zuvor in der Mixed Zone angekündigt hatte: «Er ist sich das gewohnt und wurde schon von einem viel grösseren Publikum ausgepfiffen. Wir wollten auch für ihn gewinnen. Das wird Granit nicht gross beeinflussen. Er ist ein grosser Junge mit breiten Schultern.»
Dabei liebt das Volk eigentlich Xhaka
Wie sehr dieses Volk Xhaka eigentlich liebt, wurde bei der abgesprochenen Auswechslung in der 75. Minute wieder klar. Es gab viel Jubel und herzlichen Applaus. Als sich der 33-Jährige nach Spielende für einige Minuten beim Gegner aufhielt, ging das Gekreische und die Frage nach Selfies los. Der Nachtportier des Medienhotels regte sich Stunden später noch auf:
Und wie dieser Botschafter an der Pressekonferenz neben Yakin so da sass, bei Antworten des Trainers immer wieder nickend und lächelnd, da gab es fast schon dieses Gefühl: Vater und Sohn. Der Nati-Trainer hat den neuen Vertrag, der dank der WM-Teilnahme bis zum Ende der EM-Qualifikation dauert, natürlich noch nicht unterschrieben. Vielleicht müssten die Spieler ja bei der Vertragsunterschrift etwas mithelfen, sagte Xhaka spitzbübisch.
Ohnehin war er voll des Lobes:
Ein Test gegen Deutschland?
Unter Yakin ist die Nati erstmals seit 1945 ein Jahr lang ohne Niederlage geblieben in zehn Länderspielen. Eines der nächsten, das der 51-Jährige anleiten wird, dürfte das Testspiel gegen Deutschland sein, wohl im März-Länderspielfenster. Sofern die Schweiz im Topf 2 nicht in dieselbe WM-Gruppe gelost wird.
Apropos Auslosung: Sie ist der nächste Termin für den Nati-Trainer und findet am 5. Dezember in Washington statt. Schwebt Yakin ein Traumlos vor?
Und Xhaka steht vor seiner achten Endrundenteilnahme. Der Captain liess sich da schon mehr über mögliche Wunschgegner aus: «Wir hatten schon oft Brasilien und letztes Mal Kamerun. Wunschgegner ist vielleicht falsch, aber wir haben noch eine Rechnung mit Argentinien offen. Und wenn die Demokratische Republik Kongo sich qualifiziert, wäre das etwas für uns.» Akanji seinerseits würde aus Topf 1 gerne Kanada, Argentinien oder Holland nehmen.
Doch bis es so weit ist, wollte die Schweizer Delegation in der Nacht von Pristina das Erreichte in ihrem Teamhotel feiern. Xhaka hob noch kurz den Mahnfinger, er müsse aufpassen, weil er mit 33 Jahren mehr Erholung brauche. «Mal schauen, was wir so machen.» (aargauerzeitung.ch)
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