Seit Donnerstag sind die EM-Sammelbildli in der Schweiz im Verkauf – neuerdings werden sie nicht mehr von der italienischen Kultmarke Panini, sondern von der US-amerikanischen Firma Topps hergestellt. Sammlerinnen und Sammler haben nun die Möglichkeit, alle Spieler, die an der EM-Endrunde vertreten sind, in einem Sammelalbum zu vereinen. Alle? Nicht ganz. Zu den grossen Abwesenden gehört in diesem Jahr neben den Deutschen Manuel Neuer, Toni Kroos und Florian Wirtz auch der französische Stürmer Kylian Mbappé.
Der Grund für die Abwesenheit der Spieler (und auch für andere kuriose Details des neuen Albums) ist rechtlicher Natur. So fehlen dem Hersteller Topps für die Bilder einiger Spieler, aber auch für die Verbandslogos von Deutschland, Frankreich, England und Italien, die Rechte.
Dass man Kylian Mbappés Gesicht im neuen Sammelalbum vergeblich sucht, überrascht eigentlich wenig. Der Franzose hat in der Vergangenheit schon oft unmissverständlich gezeigt, dass er selbst entscheiden möchte, wo und wie seine Bilder verwendet werden.
Die Bildrechte spielten auch bei Mbappés Transfer von Paris Saint-Germain zu Real Madrid, der nach einem langen Hin und Her im Sommer über die Bühne gehen soll, eine Rolle. Behält der spanische Klub üblicherweise 50 Prozent der Bildrechte seiner Spieler, wurde für den französischen Ausnahmekönner eine Ausnahme gemacht. Bei Mbappé liegen 80 Prozent der Rechte an seinen Bildern, beim Klub 20. Eine Ausnahme dieser Art machten die Königlichen das letzte Mal im Jahr 2009 bei der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo.
Bereits vor der WM in Katar sorgte Mbappés Umgang mit seinen Bildrechten für Meinungsverschiedenheiten mit dem französischen Fussballverband. So verweigerte der heute 25-Jährige das Fotoshooting und die Sponsoringaktivitäten mit dem Nationalteam. Bei seinem Noch-Verein Paris Saint-Germain wiederholte sich die Geschichte: Vor einem Jahr stritt er sich mit dem Klub über ein Werbevideo, in welchem er viel Präsenzzeit erhielt. «Ich bin mit diesem veröffentlichten Video nicht einverstanden. Deshalb kämpfe ich um die Rechte an dem Einzelbild», monierte der Franzose.
🎟️ Kylian Mbappé au centre de la campagne d’abonnement du @PSG_inside pour la saison 2023/2024.
— PSG COMMUNITY (@psgcommunity_) April 6, 2023
Seuls les Titis, Nuno Mendes, les Ultras et… Jonathan Calderwood figurent sur cette vidéo. 😳
Le message a le mérite d’être clair.. pic.twitter.com/Hvsdwuc2AF
In beiden genannten Fällen legten Mbappés Reaktionen nahe, dass es dem Stürmer nicht in erster Linie um die Bildrechte an und für sich geht, sondern darum, dass er nicht als alleiniges Aushängeschild dienen möchte. Im umstrittenen PSG-Video kamen seine beiden (ehemaligen) prominenten Mitspieler Lionel Messi und Neymar beispielsweise überhaupt nicht vor.
«PSG ist ein grosser Verein und eine Familie, aber es ist vor allem nicht Kylian Saint-Germain», kritisierte Mbappé. Den Streit mit der Nationalmannschaft habe der Stürmer wiederum vom Zaun gebrochen, weil er nicht mit gewissen Sponsoren in Verbindung gebracht werden wollte. Angeblich handelte es sich dabei unter anderem um Fast-Food-Ketten und Wettanbieter.
Kylian Mbappé fällt immer wieder damit auf, dass er für gewisse Dinge keine Werbung machen möchte – beispielsweise für Sportwetten, Junk-Food oder alkoholische Getränke. Als er an der vergangenen Weltmeisterschaft in Katar mit der «Man of the Match»-Trophäe posierte, versteckte er deshalb auch das Logo der Biermarke «Budwiser», die als Sponsor fungierte.
🔥 Kylian Mbappé pulls clear in the race for the Golden Boot with *two* Goal of the Tournament contenders.
— FIFA World Cup (@FIFAWorldCup) December 4, 2022
What a performance! He’s today’s @Budweiser Player of the Match.
🇫🇷 #FRAPOL 🇵🇱 #POTM #YoursToTake #BringHomeTheBud @BudFootball @Budweiser pic.twitter.com/Oa1h8TzOS0
Der Franzose, der Millionen von jungen Fussballerinnen und Fussballern als Vorbild dient, legt Wert auf sein Image. «Ich möchte meine Karriere so führen, wie ich es für richtig halte, und die Werte verkörpern, die ich propagieren möchte», sagte er im Zusammenhang mit dem Zerwürfnis mit der Nationalmannschaft aufgrund der Bildrechte.
Da Sportlerinnen und Sportler aus Bildrechten aber auch Geld generieren, ist es fraglich, ob Mbappés Beharren auf seinen Bildrechten wirklich nur auf solch edlen Beweggründen fusst. So hat Real Madrid dem Franzosen wohl auch deshalb 80 Prozent der Bildrechte zugesprochen, weil sein zukünftiges Salär von 15 Mio. Euro im Vergleich zu anderen Spielern nicht extrem hoch ist. Die Verwaltung der eigenen Bildrechte stellt für Mbappé eine zusätzliche Einnahmequelle dar.
Auch was geschützte Marken betrifft, überlässt Kylian Mbappé nichts dem Zufall: Beim EU-Amt für geistiges Eigentum in Alicante werden bereits sieben geschützte Marken aus dem Hause Mbappé geführt – damit übertrumpft der Franzose in Sachen «Trademarks» sogar die Weltfussballer Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Zu den geschützten Marken gehört nicht nur sein Nachname und sein Torjubel mit gekreuzten Armen, sondern sogar ganze Sätze wie «Le football, il a changé» (Der Fussball hat sich verändert) oder «Moi, tu m’parles pas d’âge» (Komm mir nicht mit dem Alter).
"Le football, il a changé" is Kylian #Mbappe's most famous quote – and a registered trade mark®️
— European Union Intellectual Property Office (@EU_IPO) February 16, 2024
The French celebrity owns 7 EUTMs, including his goal celebration pose, his name & the logo of his company.
He's one of the most IP-protected football players, alongside CR7 & Messi pic.twitter.com/9ALNhLZdI7
Dass Sportlerinnen und Sportler ihre Namen oder bestimmte Marken schützen lassen, ist indes nichts Neues. Der ehemalige Schweizer Tennisspieler Roger Federer hat ganze elf geschützte Marken und auch der jamaikanische Sprinter Usain Bolt liess seine ikonische Jubelpose schützen. Auch weniger exponierte Sportlerinnen und Sportler machen ihren Namen zur Marke – so hat beispielsweise die Schweizer Sprinterin Mujinga Kambundji ihren Namen beim Eidgenössischen Institut zum Markenschutz angemeldet.
Was auch immer Mbappés Beweggründe für seinen Umgang mit den Rechten an seinen Bildern und Marken sein mögen – das Ganze hat den angenehmen Nebeneffekt, dass er auch abseits des Fussballplatzes Geld verdient.