Marco von Ah und Vladimir Petkovic.Bild: KEYSTONE
Die Causa Behrami hat die Fussballschweiz empört. Wurde der verdienstvolle Nati-Spieler aus der Mannschaft geworfen? Marco von Ah, Kommunikationschef des Fussballverbandes, widerspricht.
07.08.2018, 14:1907.08.2018, 15:44
Der Aufschrei war gross, als Valon Behrami am Montag verkündete, er wurde aus der Nationalmannschaft geworfen. Nationaltrainer Vladimir Petkovic habe ihm dies in einem kurzen Telefonat mitgeteilt.
Stimmt gar nicht, sagt der Fussballverband nun in der SRF-1-Sendung «Rendez-vous am Mittag» und schiebt den schwarzen Peter Valon Behrami zu.
Das sagt von Ah über …
… den «Rauswurf» von Valon Behrami:
«Das kann ich so nicht bestätigen. Der Nati-Coach hat am Montag mehrere Spieler kontaktiert – eher routinierte, ältere Spieler – und ihnen gesagt, er würde im Rahmen der UEFA-Nations-League nicht mit ihnen planen, um jüngeren Spielern Einsatzmöglichkeiten zu geben. Er hat ihnen gesagt, sie können trotzdem zum Nationalteam kommen – einige schätzen es, wenn sie trotzdem mittrainieren können. Und er hat ihnen gesagt, macht euch Gedanken über eure Zukunft in der Nationalmannschaft und meldet euch wieder im Verlauf der Woche.»
Bild: EPA
... den Vorwurf, Behrami habe überreagiert:
«Der Verdacht ist sicher berechtigt. Ich denke, es waren auch sehr viele Emotionen involviert. Valon Behrami ist ein emotionaler Mensch, auch darum ist er ein herausragender Fussballer geworden. Auch für das Schweizer Nationalteam. Gerade weil er so viele Emotionen ins Spiel bringt. Aber ich glaube in diesem Fall hat er nicht alles so verstanden, wie es der Nationaltrainer gemeint hat. Er hat keine definitive Entscheidung getroffen, es ist keine offizielle Entscheidung gefallen, es ist kein Spieler aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen worden.»
Behramis Aussagen im Interview:
... die angeblich unklare Kommunikation von Petkovic:
«Das würde mich sehr erstaunen. Vier von fünf Spielern haben die Message sehr gut aufgenommen. Ich würde davon abraten, den einzigen Spieler, der etwas nicht richtig verstanden hat, zum pars pro toto zu machen und da ein generelles Kommunikationsproblem daraus zu machen – zumal sich die beiden ja immer sehr gut verstanden haben, sich oft auf italienisch unterhalten haben und immer einen guten Draht zueinander hatten.
… das Telefon als Kommunikationsmittel
«[…] wenn der Trainer den Entscheid gefällt hätte, definitiv nicht mehr auf Valon Behrami zu setzen, hätte er das sicher nicht am Telefon gemacht. Die Kontaktaufnahme war als Sondierung gedacht. Ich denke, es ist vertretbar, dass er das am Telefon macht – auch im Sinne der Effizienz, da es ja mehrere Telefonate waren, die nicht nur zwei Minuten gedauert haben. Deshalb war das vertretbar. Wenn es um eine verbindliche Entscheidung geht, dann läuft das anders.»
… den Vorwurf der Sportpolitik
«Der Trainer sagt «nein», das sei ein rein sportlicher Entscheid gewesen, der ganz klar von ihm alleine gefällt wurde – ohne irgendwelche sportpolitischen Hintergründe. Er hat den Entscheid auch im Vorfeld nicht mit dem Präsidenten [Peter Gilliéron] oder dem Generalsekretär [Alex Miescher] abgesprochen. Der Trainer hat die Autonomie und die Unterstützung des Verbandes. Er muss sich nach einer WM-Endrunde […] Gedanken machen über die Zusammensetzung des Teams und die Zukunft planen. Das sind ganz normale Vorgänge.»
… die Debatte über die Doppeladler und die Doppelbürgerschaft
«Wir haben einen Teil davon aufgearbeitet, in dem wir öffentlich anerkannt haben, dass uns Fehler unterlaufen sind. Wir haben nicht schlecht begonnen, in der Doppeladleraffäre hat sich die Verbandsführung sofort vor die Spieler gesetzt und hat dann die Sache beruhigen können. Wir haben dann selber das Thema wieder aufgebracht, weil es eben noch nicht ausgestanden war. Das ist nicht gut gelungen. Dafür haben wir um Entschuldigung gebeten und haben klar gestellt, dass wir niemanden diskriminieren, diskreditieren oder brüskieren wollten. Wir sind nicht der Meinung, dass das ausgestanden ist. Da gibt es noch Hausaufgaben zu machen.»
(mlu/aeg)
Behrami: «Das ist das Problem der Verbände in der Schweiz»
Video: srf
Die Nati-Karriere von Valon Behrami
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Die Nati-Karriere von Valon Behrami
Valon Behrami machte nicht bloss im Fotoshooting eine gute Figur im Natidress. Der Tessiner bestritt 83 Länderspiele für die Schweiz – ein Rückblick auf seine Nati-Karriere.
quelle: keystone / martin ruetschi
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