Eigentlich sollte dieses Spiel «eine Feier des europäischen Klubfussballs sein», wie die UEFA später schreiben wird. Doch der Champions-League-Final zwischen Real Madrid und Liverpool (1:0) wurde von Geschehnissen rund ums Stadion überschattet. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer, hauptsächlich Fans des FC Liverpool, erlebten einen schrecklichen Abend.
Beim Einlass ins Stade de France in Paris drohten aufgrund der vielen Leute und der engen Durchgänge Quetschungen. Zudem litten die Fans unter brutalen Polizeieinsätzen, einschliesslich Pfefferspray und Tränengas, sowie Angriffen durch lokale Banden. Das Spiel wurde um über eine halbe Stunde verschoben. Die UEFA begründete den Entscheid mit der «verspäteten Ankunft der Fans». Viele schafften es trotzdem erst lange nach Anpfiff auf ihre Plätze.
Nun deckte der «Guardian» auf, dass das Statement des europäischen Fussballverbands schon lange vor dem Spieltag vorbereitet wurde. Bereits während der Planungen für das Spiel sei entschieden worden, die Fans für einen verspäteten Anpfiff verantwortlich zu machen. Nach dem Spiel veröffentlichte die UEFA ein weiteres Statement, in dem der Verband tausende Fans von Liverpool beschuldigte, gefälschte Tickets verwendet zu haben.
Dass diese Aussage wohl nicht stimmte, zeigt eine Aussage von Liverpool-Verteidiger Andy Robertson im Interview mit Sky nach dem Spiel. Gemäss dem Schotten seien Tickets seiner Familie, die er durch den Klub erhalten hatte, nicht akzeptiert worden, weil sie angeblich gefälscht waren.
Mit Ian Byrne äusserte sich jetzt auch ein Mitglied des britischen Parlaments und Liverpool-Fan zu den neuen Erkenntnissen der englischen Zeitung: «Ich finde es schockierend, dass der europäische Fussballverband ein solches vorbereitetes Statement hatte.» Standardmässig Zuschauer zu beschuldigen, sei erschreckend. «Dies bei Liverpool-Fans zu tun, nach alldem, was wir durchgemacht haben, ist entsetzlich.»
A look at Paris right now as Liverpool fans are stuck outside the stadium due to poor crowd control and can’t get into the Champions League final @StoolFootball pic.twitter.com/ye8cNlA8cS
— Barstool Sports (@barstoolsports) May 28, 2022
Damit spricht er die Hillsborough-Katastrophe aus dem Jahr 1989 an, bei der 97 Fans des Premier-League-Klubs durch grobe Fahrlässigkeit der Polizei im Stadion gestorben waren. Auch dort machte die Polizei die verspätete Ankunft ticketloser Fans für das Desaster verantwortlich.
Die UEFA entschuldigte sich in den Tagen nach dem Endspiel bei den Fans, «die im Vorfeld des Champions-League-Finals vom 28. Mai erschreckende und erschütternde Ereignisse erleben oder miterleben mussten». Doch hat der Verband weder Fehler zugegeben, noch die Statements, in denen die Zuschauerinnen und Zuschauer beschuldigt wurden, zurückgezogen.
Auch gegenüber dem «Guardian» nahm die UEFA keine Stellung. Sie verwies auf die eigene Untersuchung, die kurz nach dem Final vom 28. Mai in Auftrag gegeben wurde. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen Ende November – während die WM voll im Gang ist – bekannt gegeben werden. Vorher möchte sich der Verband nicht mehr zu den Vorkommnissen rund um das Spiel in Paris äussern. (nih)
Doch man vergisst nicht - auch 1989 wurde nie vergessen.
Diesmal kann man sich wenigstens glücklich schätzen, dass der Schaden nicht grösser war. Hätte auch anders kommen können.
Und jeder der sich für Fussball interessiert weiss das. Trotzdem werden ihre Statements in allen Medien verbreitet.