Wrestling ist Fake. Die Kämpfe sind abgemacht, ihr Ausgang wird vorgeschrieben. Es ist sportliches Entertainment, so wie beispielsweise der Cirque du Soleil. Die Anhänger kümmert's wenig: Hauptsache, sie werden gut unterhalten.
Die 80er-Jahre waren die Blütezeit des Wrestlings. Und in dieser Epoche feierte auch Josip Nikolai Peruzovic seine grössten Erfolge: Als Nikolai Volkoff.
Das Drehbuch war denkbar simpel: Gut gegen Böse. Das funktioniert immer und es funktionierte erst recht, als der Kalte Krieg zwischen Ost und West auf dem Höhepunkt war. Man denke nur an James Bond oder an Filmboxer Rocky Balboa, der Ivan Drago vermöbelte.
Nikolai Volkoff war der perfekte Gegenpart zur Ikone Hulk Hogan, Ringname «The Real American». Die Wrestling-Fans in den USA schäumten, wenn der böse Russe vor Kämpfen die Fahne der Sowjetunion schwenkte und deren Hymne sang. Dabei, und das ist der Clou, war Volkoff gar kein Russe – sondern Amerikaner. In Split zur Welt gekommen setzte sich der jugoslawische Gewichtheber 1967 bei einem Wettkampf in Wien in den Westen ab. Drei Jahre später erhielt er den amerikanischen Pass.
Legendär war das Tag Team, welches der böse Russe gemeinsam mit dem bösen Iraner «Iron Sheik» bildete (der «eiserne Scheich» stammte übrigens tatsächlich aus dem Iran). Gemeinsam eroberten die zwei Vertreter von Erzfeinden der USA bei der ersten Ausgabe von Wrestlemania 1985 den Titel. Später kämpfte Volkoff an der Seite von Boris Zhukov als «The Bolsheviks» – ein gebürtiger und ein eingebürgter Amerikaner, die Sowjets verkörperten.
WWF tag team champions Nikolai Volkoff and The Iron Sheik. pic.twitter.com/gunZokBero
— Slade Wilson (@sladewilson79) 29. Juli 2018
2005 wurde Volkoff in die Hall of Fame der WWE aufgenommen, vor vier Jahren hatte er einen letzten TV-Auftritt. An der Seite von Rusev, dem aktuellen «bösen Russen» der Szene, und dessen Managerin Lana sang er noch einmal die Hymne seiner «Heimat». Rusev ist übrigens Bulgare, seine Ehefrau (im echten Leben) Lana ist Amerikanerin.
Am Wochenende ist Nikolai Volkoff im US-Bundesstaat Maryland verstorben, wenige Tage nachdem er wegen Dehydrierung im Spital war. Gemäss seiner Gattin Lynn hatte er zuletzt Probleme mit seinem Herzen. Der «Ivan Drago» des Wrestlings wurde 70 Jahre alt.
RIP to #WWE legend Nikolai Volkoff. Here he is signing God Bless America at FirstEnergy Park in 2011. pic.twitter.com/4xcr1iFatp
— Lakewood BlueClaws (@BlueClaws) 29. Juli 2018