Der Grosse Preis von Monaco ist umstritten.Bild: keystone
Kommentar
Tradition oder Spannung – gehört Monaco noch in die Formel 1?
Mal wieder sorgt der Grand Prix in Monaco für Gesprächsstoff. Gehört das traditionelle Rennen noch in den Formel-1-Kalender oder soll das meist wenig spektakuläre Rennen gestrichen werden? Zwei Sportredaktoren, zwei Meinungen.
Niklas Helbling
Nein, besonders spannend war das Rennen auch am gestrigen Sonntag nicht. Überholmanöver gibt es in den engen Strassen von Monte-Carlo kaum, die Bedeutung des Qualifyings ist nirgends so hoch wie hier. Doch es geht beim Grossen Preis von Monaco nicht nur um die Spannung auf der Strecke. Es geht um das ganze Drumherum: die Stars, der Glamour und vor allem die Geschichte. Monaco ist eines der ältesten Rennen in der Formel 1. Jeder Zentimeter der Strasse, jede Leitplanke atmet mehr Motorsport-Geschichte aus als die Strecken in Saudi-Arabien, Katar und Las Vegas zusammen.
Dieses Rennen zu streichen, geht einfach nicht. Da bin ich Traditionalist. Viel eher sollten die Autos wieder schlanker werden, damit sie für Monaco besser geeignet sind. Übrigens ist das Rennen auch für die Fahrer ein ganz besonderes. Natürlich hört man von den Verlierern immer wieder Kritik, aber der Sieg bedeutet so viel wie an kaum einem anderen Ort. «Ich kann meinen Kindern eines Tages erzählen, dass ich einmal in Monaco gewonnen habe», schwärmte Lando Norris nach dem Sieg gestern.
Ausserdem ist Monaco für die Fahrer wohl immer noch eines der härtesten Rennen, eine echte Challenge. Der Stadtkurs im Hafenbecken verzeiht keine Fehler, hier gilt über anderthalb Stunden volle Konzentration, sonst landet man ganz schnell in der Leitplanke. Auch das macht den Mythos Monte-Carlo aus. Da kann man für ein Rennen im Jahr auf etwas Spannung am Sonntag verzichten. Bevor Monaco gestrichen wird, würde man lieber die ganzen neueren, langweiligen Kurse im Nahen Osten aus dem Kalender nehmen.
Timo Rizzi
Beim Grand Prix von Monaco gibt es zwei Konstanten: Es wird darüber geredet, wie traditionell das Rennen ist und am Sonntagabend wird darüber geflucht, wie langweilig der Grand Prix im Fürstentum war. So auch gestern wieder. Ein einziges (korrektes) Überholmanöver gab es im gesamten Rennen. Aufgrund der kaum vorhandenen Überholmöglichkeiten nahm George Russell gar eine Zeitstrafe für Abkürzen in Kauf, um an Alex Albon vorbeizukommen, anstatt weiterhin hinter dem Williams festzustecken.
George Russell had a frustrating day at the office 😖#F1 #MonacoGP pic.twitter.com/gVc1ViBgnx
— Formula 1 (@F1) May 25, 2025
Wenn für ein Rennen extra Regeln wie die zwei verpflichtenden Boxenstopps eingeführt werden, um den ganzen Grand Prix spannender zu machen, ist definitiv etwas falsch gelaufen. Zu allem Überfluss brachte die neue Regel rein gar nichts ausser noch mehr Frust bei den Fahrern. Mit einem solchen Rennen ist niemandem gedient. Da kann es noch so nostalgisch sein. Die heutige Formel 1 ist nicht für den Stadtkurs in Monaco gemacht.
Stand jetzt muss Monaco aus dem Rennkalender gestrichen werden, bevor noch mehr Zusatzregeln getestet werden. Denn es spielt keine Rolle, was man macht. Oder um es in den Worten von Weltmeister Max Verstappen zu sagen: «Ein Stopp, zehn Stopps. Es war fast wie bei ‹Mario Kart›. Da müssten wir dann noch Teile am Auto anbringen und vielleicht kann man Bananen herumwerfen.» Wir können uns jetzt schon freuen, wenn es nächstes Jahr wieder ein langweiliges Rennen gibt und wieder die alljährlich selbe Frage auftaucht.
