Die Finalissima gegen Portugal ist absurd – aber die Euphorie berechtigt
Eigentlich ist es absurd. Das Schweizer Fussball-Nationalteam eilt von Erfolg zu Erfolg. Zehn Siege in Serie sind es mittlerweile, neun davon in der WM-Qualifikation. Das ist längst Rekord. Und trotzdem reichen die Siege noch nicht, um sicher an der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer in Russland dabei zu sein. Am Dienstag braucht die Schweiz in Portugal mindestens ein Unentschieden, sonst wird sie vom Europameister in letzter Sekunde noch überflügelt und muss im November die WM-Playoffs bestreiten.
Und trotzdem ist eine leise Euphorie schon jetzt berechtigt. Die nackten Resultate sind das eine. Die Art und Weise der Siege das andere. Mit jedem Schweizer Auftritt wächst der Eindruck, dass dieses Team an Reife zugelegt hat. Die frische und dominante Spielweise ist bemerkenswert. Umso mehr, weil sie völlig selbstverständlich wirkt. Das kommt beim Publikum an. Es honoriert die Siege ausgelassener als auch schon. Der Samstag war bestes Beispiel dafür. Ein lustvolles 5:2 in einem Heimspiel einer Qualifikation, nicht etwa gegen einen Fussballzwerg, sondern gegen Ungarn, immerhin auch EM-Achtelfinalist – wann hat es das zuletzt gegeben?
Grossen Anteil am Aufschwung hat Trainer Vladimir Petkovic. Er selbst hat sich als Trainer stark entwickelt. Ist zur stoischen Persönlichkeit gereift, die dieses Team benötigt. Er schenkt seinen Spielern Vertrauen. Vor allem aber strahlt er Zuversicht aus anstatt Zweifel wie früher. Im Sommer hat der Verband den Vertrag mit Petkovic verlängert. Es war das richtige Zeichen. Ein Zeichen für die Freude am Schweizer Fussball.
Noch nie war eine Nation mit einem derart guten Durchschnitt (2,7 Punkte pro Spiel) nicht direkt für eine Endrunde qualifiziert respektive direkt ausgeschieden. Seit der WM 1994 und der Aufnahme verschiedener neuer UEFA-Mitgliedsländer wird die europäische Qualifikation in Gruppen von fünf oder mehr Mannschaften ausgetragen.
Seither wurde nur eine Nation mit einem ähnlich guten Punktedurchschnitt nicht Gruppensieger: Griechenland bilanzierte in der Qualifikation für die WM 2014 acht Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage, was 2,5 Punkten pro Partie entsprach. Dies reichte nur zum 2. Platz hinter Bosnien-Herzegowina. In der darauffolgenden Barrage setzte sich Griechenland gegen Rumänien durch. (sda)
