Der sehbehinderte Algerier Abdellatif Baka holt Gold in Rio. Bild: AP/Olympic Information Services/IOC
Eine Meldung geht um die Welt: Vier Athleten sind über 1500 m an den Paralympics schneller als der Olympiasieger. Das erstaunt Laien, weshalb wir gerne zeigen, wie es dazu gekommen ist.
1,71 Sekunden schneller ist der sehbehinderte Algerier Abdellatif Baka bei seinem Lauf zur paralympischen Goldmedaille in Rio als vor wenigen Wochen der Olympiasieger über 1500 m, Matthew Centrowitz aus den USA. Und auch die Athleten auf den Rängen 2 bis 4 der Paralympics schlagen dessen Zeit. Unfassbar!
Eigentlich überhaupt nicht. Denn Rennen über 1500 m werden an WM, EM und Olympischen Spielen nicht auf Zeit gelaufen. Es gibt für Rekorde ohnehin keine Prämien, es zählen nur die Medaillen. Deshalb werden Finals oft taktisch gelaufen.
Das bedeutet: Die Läufer gehen nicht vom ersten Meter an ans Limit. Sie bummeln ein wenig, um dann entweder in der letzten Runde anzugreifen oder um voll und ganz auf ihren Schlussspurt zu setzen. Genau so verhalten war in Rio de Janeiro der Olympiafinal über 1500 m, den Centrowitz in bescheidenen 3:50,00 gewann.
Enge Kiste: Matt Centrowitz spurtet in einem langsamen Rennen zum Olympiasieg. Bild: Martin Meissner/AP/KEYSTONE
Dass er auch schneller, viel schneller laufen kann, bewies der Olympiasieger im Vorlauf und im Halbfinal in Rio. In beiden Rennen war Centrowitz rund elf Sekunden früher im Ziel als beim Lauf um Gold. Die Bestleistung des Amerikaners ist 3:30,40 und der Weltrekord des Marokkaners Hicham El Guerouj steht schon seit bald zwanzig Jahren bei 3:26,00.
Damit ist auch klar, dass die erfolgreichen Paralympics-Teilnehmer keine Chance hätten im Feld der Unversehrten. Denn Goldmedaillen-Gewinner Baka bummelte nicht, sondern lief voll am Limit – und stellte mit 3:48,29 einen neuen Weltrekord auf. Auch wenn der Algerier den Olympiasieger in einem Direktduell niemals schlagen könnte, ist seine Leistung herausragend: Nur fünf Schweizer Leichtathleten waren in diesem Jahr über 1500 m schneller.