Und dann kam die Erlösung: In der 76. Minute traf Géraldine Reuteler nach einem Zuspiel von Sydney Schertenleib eiskalt ins lange Eck. Dieses Mal blieb die 26-Jährige anders als gegen Norwegen, als sie den Ausgleich aus bester Position verpasste, eiskalt und liess das ausverkaufte Wankdorf explodieren. Endlich, dürften sich viele Fans in Bern gedacht haben.
Und auch auf die Schweizerinnen wirkte das Tor wie eine Befreiung. Plötzlich funktionierte das Kombinationsspiel in der Offensive, spielte die Nati Chance um Chance heraus. Erst traf Youngster Leila Wandeler in ihrem zweiten Länderspiel die Latte, dann verhinderte nur eine perfekt getimte Grätsche von Islands Verteidigerin Gudrun Arnardottir eine Grosschance von Smilla Vallotto nach einem tollen Pass in den Strafraum und schoss Alayah Pilgrim aus kürzester Distanz auf die isländische Torhüterin.
Den Fehler machte die 22-Jährige wenig später mit einem Distanzschuss, der noch entscheidend abgelenkt wird, aber wieder gut. Pilgrim sorgte mit dem 2:0 für die Entscheidung zugunsten der Schweiz, die Islands Aus besiegelte und sich am nächsten Donnerstag mit Finnland um das Weiterkommen duelliert. Der Nati reicht dann gar ein Unentschieden für die Viertelfinal-Qualifikation.
Bis zu Reutelers Erlösung war die Partie wahrlich kein fussballerischer Leckerbissen. Das Geschehen auf dem Feld wurde der tollen Kulisse nicht gerecht. Vielmehr war das Spiel geprägt von vielen Unterbrechungen und nur wenigen echten Torchancen. Wenn die beiden Länder mal gefährlich wurden, dann meist aus der Distanz – doch scheiterten die Schützinnen dann an den entscheidenden Zentimetern.
So zum Beispiel Ingibjörg Sigurdardottir, deren Schuss bereits in der ersten Minute an die Latte des Schweizer Tors knallte. Dem war ein Einwurf von Sveindis Jondottir vorangegangen. Die Weitwurf-Spezialistin sorgte so immer wieder für Gefahr – dass sie den Ball vor ihren Einwürfen jeweils mit einem Handtuch abtrocknete, quittierte das Schweizer Publikum mit immer lauter werdenden Pfiffen.
Nach dem frühen Weckruf übernahm die Schweiz das Spieldiktat, Island konzentrierte sich auf eine kompakte Defensive und liess die Gegnerinnen regelmässig die nordische Härte spüren. Schon nach einer guten halben Stunde hatten drei Isländerinnen Gelb gesehen. Doch ihr ruppiges Vorgehen schien zu wirken, Chancen liessen sie nämlich nicht zu.
In der 29. Minute war der Ball dann aber trotzdem plötzlich im isländischen Tor. Islands Glodis Viggosdottir hatte den Kopfball von Svenja Fölmli ins eigene Tor verlängert. Weil die Schweizer Stürmerin ihren Körper etwas zu hart in ihre Gegnerin warf, wurde das Tor jedoch aberkannt. Danach wurde die Schweiz bis zur Pause nur noch einmal gefährlich: Als Iman Beney nach einem geklärten Freistoss aus 25 Metern einfach mal abzog, aber nur das Aussennetz traf.
Auch nach der Pause gab es viele Unterbrüche aufgrund von Fouls – meist wegen der Isländerinnen. In der 48. Minute hatten die Gäste aber mal einen gefährlichen Freistoss. Der Schuss von Karolina Vilhjalmsdottir, die einen solchen gegen die Schweiz in der Nations League direkt verwandelte, streifte die Latte. In der Folge kam die Schweiz durch Fölmli und dann auch Iman Beney, deren Kopfball Island-Goalie Cecilia Runarsdottir zu einer Parade zwang, zwar zu Chancen. Echte Torgefahr strahlte die Nati aber nicht aus – bis zur 76. Minute, in der Géraldine Reuteler die knapp 30'000 Zuschauerinnen und Zuschauer erlöste.
Schweiz - Island 2:0 (0:0)
Bern. 29'658 Zuschauer. SR Huerta de Aza (ESP).
Tore: 76. Reuteler 1:0. 90. Pilgrim 2:0.
Schweiz: Peng; Calligaris, Stierli (56. Crnogorcevic), Maritz; Beney, Reuteler, Wälti, Vallotto, Riesen (78. Pilgrim); Schertenleib, Fölmli (56. Wandeler).
Island: Runarsdottir; Arnadottir (34. Heidarsdottir), Viggosdottir, Sigurdardottir (81. Tryggvadottir), Arnardottir; Johannsdottir (81. Gunnlaugsdottir), Vilhjalmsdottir, Brynjarsdottir; Albertsdottir (67. Halldorsdottir), Jessen, Jonsdottir.
Bemerkungen: Island ohne Antonsdottir (gesperrt). 80. Lattenschuss von Wandeler.
Verwarnungen: 23. Sigurdardottir. 25. Johannsdottir. 65. Vilhjalmsdottir. (nih/sda)
Wie ein altes ehepaar