In den letzten 15 Jahren (seit 2001) teilten sich drei verschiedene Vereine die Schweizer Meistertitel auf: Basel (10 Titel), Zürich (3 Titel) und die Grasshoppers (2 Titel). In der gleichen Zeitspanne gewannen in England vier Mannschaften alles: Manchester United (7 Titel), Chelsea (4), Manchester City und Arsenal (je 2). Für die Konkurrenz blieb nichts übrig, auch nicht für den ruhmreichen FC Liverpool. Dessen letzter Meistertitel liegt mittlerweile 26 Jahre zurück – weil Steven Gerrard im dümmsten Moment ausrutschte.
1992 wurde die höchste Liga Englands von First Division in Premier League umgetauft. Genau ab jener Saison gewannen immer nur Mannschaften aus dem genannten Quartett die Meisterschaft. Die einzige Ausnahme bildete die Saison 1994/95, an deren Ende sie nicht in London oder Manchester jubelten, sondern in der 100'000-Einwohner-Stadt Blackburn, keine 50 Kilometer nördlich von Manchester gelegen.
Den Triumph der Blackburn Rovers – Nationalstürmer Alan Shearer war damals die Galionsfigur – hatte auch das Geld des britischen Unternehmers Jack Walker ermöglicht. Es war eine bis heute einmalige Sensation. Walker starb fünf Jahre später. Derzeit verstecken sich die Rovers in der «Championship», der zweiten Division. Sie liegen ohne Aufstiegshoffnungen und ohne Abstiegssorgen im 16. Rang unter 24 Mannschaften, unmittelbar hinter dem tief gefallenen Traditionsklub Leeds United.
21 Jahre nach den Rovers wird in den nächsten Wochen zum zweiten Mal eine Mannschaft ausserhalb des Quartetts die Premier League gewinnen. Sehr wahrscheinlich wird es der Klub aus der mittelenglischen, östlich von Birmingham gelegenen Stadt Leicester City sein, aber auch der erste Verfolger Tottenham Hotspur aus London kommt noch in Frage.
Liegt zuletzt Leicester vorne, wird es wohl als ein ebenso grosser Coup gewertet werden wie jener der Rovers. Denn mit der Mannschaft von Trainer Claudio Ranieri hatte kaum jemand gerechnet.
An diesem Wochenende könnte die Vorentscheidung fallen. Leicester und Tottenham haben noch je fünf Partien auszutragen. Leicesters Vorsprung beträgt sieben Punkt, also mehr als zwei Siege. Die beiden Titelanwärter spielen am Sonntag.
Während Leicester gegen das sechstplatzierte West Ham United daheim antreten kann, gastiert Tottenham bei Stoke City, der Mannschaft von Xherdan Shaqiri. Es ist durchaus denkbar, dass Leicester den Vorsprung auf zehn Punkte ausdehnt. In den dann nur noch vier verbleibenden Spielen würde es den Meistertitel nicht mehr verfehlen.
Viele Schweizer Fans hätten sich gewünscht, dass Gökhan Inler etwas zur nahenden Sensation hätte beitragen können. Aber in Ranieris wichtigen Gedanken kommt der Akteur aus Trimbach bei Olten seit Monaten nicht vor. Inler hat in England noch nicht das gleiche Glück gefunden wie seinerzeit sein Vorgänger aus Trimbach, Ramon Vega. (pre/sda)