«Dachte, ich könnte nur noch verlieren»: Nach Sieg offenbart Odermatt Mindset-Probleme
Als Marco Odermatt im 2. Lauf über die Ziellinie fuhr und seine Zeit grün aufblinkte, liess der Dominator der letzten Jahre die Ski-Welt wissen: «Still here!»
Nach vier Triumphen im Gesamtweltcup und in der Riesenslalomwertung sowie drei bzw. zwei Gewinnen der Super-G- und der Abfahrts-Kugel ist der Hunger beim 28-jährigen Nidwaldners noch immer nicht gestillt. Er ist noch immer der Schnellste – zumindest an diesem von schwierigen Wetterbedingungen geprägten Sonntag in Sölden.
Dass er dies trotz der Leistungsdichte in der Weltspitze zeigen konnte, fand Odermatt «sehr cool». Und er sandte im SRF-Interview auch Grüsse an seinen Mentaltrainer. Denn dieser habe ihm dabei geholfen, Probleme mit dem Mindset in positive Energie zu verwandeln, wie der 46-fache Weltcupsieger verriet.
«Vor ein paar Tagen und Wochen hatte ich das Mindset, dass ich nur noch verlieren kann», sagte Odermatt. Nach so vielen Erfolgen sind diese Gedanken bei Sportlern nichts Ungewöhnliches, nur die wenigsten können die Gier nach Siegen und Titeln über viele Jahre und trotz zahlreicher Triumphe hochhalten. Durch Mentaltraining konnte er dieses wenig förderliche Mindset aber bekämpfen – und es «in positive Energie umwandeln. Es als Herausforderung zu nehmen, eben immer noch hierzubleiben». Der Welt zu zeigen, dass er immer noch der Beste ist.
Mit dem Sieg konnte er auch etwas Revanche an Sölden nehmen. Auf dem Rettenbachgletscher, wo traditionell die ersten Weltcup-Rennen der Saison stattfinden, war Odermatt vor einem Jahr im ersten Lauf ausgeschieden. Nun nahm er sich vor, etwas kontrollierter und sicherer zu fahren, wie er nach dem ersten Durchgang verriet. «Ich habe aus letztem Jahr etwas gelernt und bin nicht gleich übermütig reingeschossen mit dem Gedanken, die Saison gleich im ersten Lauf gewinnen zu müssen.» Obwohl er nicht volles Risiko ging, stand er nach beiden Läufen zuoberst in der Rangliste.
Auch das ist ein gutes Zeichen für Odermatt – und ein schlechtes für die Konkurrenz. Denn der mental weiter gereifte Nidwaldner dürfte wohl auch im Olympia-Winter nur schwer zu schlagen sein.
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