Das Rampenlicht auf der ATP-Tour gehört mehrheitlich den etablierten Spielern. Die Hälfte der Top 20 ist derzeit 30-jährig oder älter. Um den Jungen eine Plattform zu bieten, hat die ATP die Kampagne «Nextgen» lanciert, nach dem Vorbild der «New Balls», zu deren Aushängeschilder vor 16 Jahren spätere Grössen wie Roger Federer, Andy Roddick, Marat Safin, Gustavo Kuerten, Juan Carlos Ferrero oder Lleyton Hewitt gehörten.
Our finalists are ready... are you?
— Next Gen ATP Finals (@nextgenfinals) 6. November 2017
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Von den aktuellen Hoffnungsträgern ragt Alexander Zverev heraus, der in Mailand bloss zu einem Exhibition-Auftritt kommt. Der Deutsche wird ab Sonntag mit den «Grossen» die ATP Finals bestreiten. Der am besten klassierte Spieler bei den «Next Gen Finals» ist deshalb der Russe Andrej Rublew (ATP 37). Die weiteren Teilnehmer sind Rublews Landsleute Karen Chatschanow (ATP 45) und Daniil Medwedew (ATP 65), der Kroate Borna Coric (ATP 48), der 18-jährige Kanadier Denis Shapovalov (ATP 51), der Südkoreaner Chung Hyeon (ATP 54), der Amerikaner Jared Donaldson (ATP 55) und Gianluigi Quinzi (ATP 306), der sich über ein nur Italienern offenstehendes Qualifikationsturnier das Ticket gesichert hat.
Das Format in Mailand entspricht mit Gruppenspielen, Halbfinals und Final jenem der ATP Finals in London. Dazu kommt noch ein Spiel um Platz 3. Ansonsten ist vieles experimentell. Die Partien werden im Best-of-5-Modus bestritten. Wer vier Games für sich entscheidet, gewinnt den Satz, bei 3:3 gibt es ein Tiebreak. Ein Aufschlag, der das Netz berührt, wird nicht wiederholt. Zwischen den Punkten sorgt ein Countdown dafür, dass die 25 Sekunden lange Pause nicht überschritten wird. Die Regeln im Detail:
«Ad», wie Advantage, Vorteil. Nach der neuen Regel gewinnt der Spieler das Game, der als Erstes vier Punkte erzielt. Die Vorteil-Regel fällt weg. Im Doppel und bei Exhibitions wird längst nach diesem Modus gespielt, durch die Entscheidung beim Stand von 40:40 steigt der Glücks- und Nervenfaktor an. Es nimmt dem Tennis aber auch seine monumentalen Schlachten. Gut möglich, dass das No-Ad-Scoring trotzdem bald zumindest ausserhalb der Grand-Slam-Turniere zum Standard wird. Denn ein 90-Minuten-Match mit vielen engen Situationen lässt sich besser vermarkten als ein langes, zähes Ringen.
Um einen Satz zu gewinnen, braucht es nicht mehr sechs, sondern nur noch vier gewonnene Games. Für das Tiebreak bedeutet das, dass es nicht erst beim Stand von 6:6 eintritt, sondern schon bei 3:3. Es wird dafür auf drei statt zwei Gewinnsätze gespielt. Auch hier soll der vermeintlich geringeren Aufmerksamkeitsfähigkeit der jungen Fans Rechnung getragen werden. Nicht ausgeschlossen, dass die verkürzten Sätze zum Standard werden. Gerade bei den oft überraschungsarmen Grand Slams könnten sie zu mehr Nervenkitzel und Überraschungen führen.
Dahinter verbirgt sich eine für alle einsehbare Spieluhr, die Pausen über 25 Sekunden zwischen den Punkten verhindern soll. Diese Regel hat grosse Chancen, künftig flächendeckend eingeführt zu werden, bringt sie doch eine enorme Zeitersparnis. Kritiker befürchten, die Regel könne nach tollen Ballwechseln die Stimmung abwürgen. Eine Alternative wäre, den Countdown erst beim Abklingen des Applauses zu starten. Für Verletzungspausen steht den Spielern nur noch ein dreiminütiges «Medical Timeout» zu und das Aufwärmen ist auf fünf Minuten beschränkt.
Sie besagt, dass Aufschläge, die die Netzkante berühren aber im Servicefeld landen, ausgespielt werden. Was im Amateurtennis oft gang und gäbe ist und ab nächstem Jahr bei den Junioren ausprobiert wird, dürfte auch bald im Profitennis Alltag sein.
Ob die Neuerungen wirklich die gewünschten Effekte bringen? Der Start ins Turnier mit der Auslosung vom Sonntag ist jedenfalls schon mal nicht nach Wunsch gelungen. Die Spieler wurden ihren Gruppen zugeordnet, indem sie ein junges, weibliches Model aussuchten, dass unter seinem Kleid entweder ein A oder ein B herausholte. Die Spieler machten einen sichtlich gehemmten Eindruck, und in den sozialen Medien wurde die Zeremonie als sexistisch angeprangert. (pre/spon/sda/)