Siege für das Selbstvertrauen hatte sich Wawrinka von seinem Heimturnier erhofft. Das Vorhaben setzte der Weltranglisten-Dritte mit maximalem Ertrag in die Tat um. Den mageren zwei Siegen aus den Sandturnieren in Monte Carlo, Madrid und Rom fügte er in Genf vier weitere hinzu. «Es war eine Traumwoche», bilanzierte Wawrinka. «Das Publikum war grossartig, und ich habe Selbstvertrauen und mein Niveau wiedergefunden.»
Der Lausanner scheint damit für das unmittelbar folgende French Open und seine Auftaktpartie gegen den slowakischen Qualifikanten Jozef Kovalik (ATP 152) gerüstet. «Es war eine anstrengende Woche, mental und physisch. Jetzt bleiben mir zwei Tage, um mich zu erholen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass das gehen kann», sagte Wawrinka. 2016 war er nach dem Titel in Genf in Roland Garros bis in den Halbfinal vorgestossen. 2015 marschierte er nach seiner ersten Teilnahme am Geneva Open in Frankreichs Hauptstadt sogar zum Titel.
Unterwegs zum vierten Matchgewinn innert vier Tagen musste Wawrinka aber ordentlich schwitzen. Einerseits wegen der Temperaturen um 30 Grad, die den beiden Finalisten zusetzten und Wawrinka bei den Seitenwechseln unter anderem seine Oberschenkel mit Eis kühlen liessen. Andererseits, weil sich Wawrinka mit dem unkonventionellen Spiel Zverevs zunächst schwertat. «Er spielte auf einem hohen Niveau, war äusserst präsent und nahm die Bälle früh», attestierte er seinem 29-jährigen deutschen Gegner.
Zverev, die Nummer 33 des ATP-Rankings, schaffte es immer wieder, den Rhythmus des Favoriten zu brechen und hatte zu Beginn des zweiten Satzes drei Möglichkeiten in Folge zum Break zum 1:0. Wawrinka wehrte sie alle mit dem Aufschlag ab. Danach lief es dem Einheimischen in seinem 27. Final auf der Tour besser. Zwar musste er im Entscheidungssatz einen Breakvorsprung wieder hergeben, holte sich den Vorteil zum 3:2 aber sogleich wieder zurück. «Nach dem ersten Satz habe ich mein Spiel etwas angepasst. Ich spielte aggressiver und näher an die Linien», erklärte Wawrinka.
Nach 2 Stunden und 20 Minuten Spielzeit feierte der 32-jährige Schweizer seinen 16. Turniersieg auf der ATP-Tour. Seit dem US Open im letzten September hatte der dreifache Major-Sieger keine Trophäe mehr gewonnen. Mischa Zverev, im Sog des Aufstiegs seines jüngeren Bruders Alexander im Februar unter die Top 30 vorgestossen, erreichte in Genf seinen zweiten Final auf der ATP-Tour, den ersten seit 2010 in Metz. (ram/sda)