Obwohl er noch nicht zur Leichtigkeit anderer Turniere gefunden hat, steht Roger Federer ungeschlagen im Halbfinal der ATP Finals. «Manchmal hat man bei Roger das Gefühl, dass es fast von alleine geht», weiss auch Federers Coach Severin Lüthi. «Das ist hier bis jetzt noch nicht der Fall.» Dennoch sehe auch er seinen Schützling als Favorit. «Aber er wird sich wahrscheinlich noch steigern müssen, wenn er das Turnier gewinnen will.»
Es wäre die Krönung eines Jahres, das sowieso schon viel besser verlaufen ist, als es sich alle Beteiligten erträumt hatten. Nach einer halbjährigen Pause wegen seines lädierten Knies kehrte Federer furios zurück, holte in Melbourne und Wimbledon seine Grand-Slam-Titel Nummer 18 und 19 und gewann fünf weitere Turniere.
Entscheidend für dieses Traum-Comeback sind für Lüthi drei Faktoren: So sei Federer frisch zurückgekommen. «Natürlich muss auch Roger seine Stunden auf dem Platz gearbeitet haben, aber die Frische ist unheimlich wichtig», erklärt Lüthi. Mit seiner Erfahrung brauche er nicht mehr so viel Repetition wie ein Junger. «Dann hat natürlich der gute Start geholfen», führt der 41-jährige Berner weiter aus. Er habe gleich viel Selbstvertrauen bekommen.
«Und schliesslich, ohne deren Erfolge schmälern zu wollen, haben Rafa (Nadal) und Roger sicher auch davon profitiert, dass andere ausgefallen sind.» Wenn man zuerst Murray, dann Djokovic und vielleicht noch Federer schlagen müsse, sei es natürlich schon noch etwas komplizierter, als wenn nur einer von denen dabei sei.
Das Tüpfelchen auf dem i wäre gewesen, wenn Federer auch noch die Nummer 1 geworden wäre. Sollte er die ATP Finals ein siebtes Mal gewinnen, fehlen ihm mickrige 140 Punkte auf Rafael Nadal. «Nummer 1 wärst du immer gerne, noch dazu mit 36 Jahren», sagt Severin Lüthi dazu. «Aber ab einem gewissen Punkt, kannst du nicht mehr jedes Ziel verfolgen.»
.@rogerfederer says No. 1 is the "Ultimate achievement, but not realistic." Read & Watch: https://t.co/jeeTvpLZUf pic.twitter.com/7IkSEt63tA
— ATP World Tour (@ATPWorldTour) 17. November 2017
Natürlich könne man sich fragen, wo er die entscheidenden Punkte liegen gelassen habe – zum Beispiel bei der Zweitrunden-Niederlage in Dubai. Doch Lüthi gibt zu Bedenken: «Hätte er da gewonnen, hätte er vielleicht in Indian Wells und Miami nicht gewonnen, weil zwei Prozent Frische gefehlt hätten.» (pre/sda)