Federer gab zu, dass ihm gegen den Kroaten Marin Cilic auch einiges an Glück zu seinem 20. Grand-Slam-Titel verholfen hat. «Es war eng, sehr eng. Zu Beginn des fünften Satzes wollte ich nur eines: ein Game gewinnen, um sein Momentum zu brechen. Da hatte ich wirklich Glück.»
Für Federer ist ein Grand-Slam-Final auf der emotionalen Ebene nicht immer einfach zu verkraften. «Manchmal nimmt die Nervosität so stark zu, dass du denkst, du würdest das Spiel verlieren. Ich muss lernen, diese Emotionen besser im Griff zu haben. Den zweiten Satz habe ich nur wegen Nervenflattern verloren.»
Der 36-jährige Schweizer würdigte vor der Presse auch seine Frau Mirka. «Ohne ihre Unterstützung würde ich seit Jahren nicht mehr Tennis spielen», sagte Federer. Auf die Frage, was denn das Geheimnis seines Erfolges sei, sagte der sechsfache Australian-Open-Sieger: «Wenn es ein Geheimnis gibt, dann ist es nicht zu viel Tennis spielen, die Trainings und die Reisen schätzen, eine grosse Entourage um sich haben und natürlich meine Familie und meine Frau.»
Trotz des Erfolges in Melbourne bleibt Federer auch künftig vorsichtig, was seine Saisonplanung betrifft. «Ich muss meine nächsten Ziele mit Vorsicht definieren», so der Baselbieter, «es liegen noch sehr schöne Dinge vor mir.» Weil der Rückstand auf Rafael Nadal in der Weltrangliste nur noch 155 beträgt, erwägt Federer aber einen zusätzlichen Start. «Mein Kalender ist offen bis Indian Wells, daher habe ich die Möglichkeit, ein Turnier wie Dubai noch einzustreuen.»
Coach Severin Lüthi erlebte den Final wie gewohnt in Federers Box. «Es war ein wahnsinniger Match, der komisch gelaufen ist. In den Momenten, in denen Roger besser war, verlor er den Satz. Zu Beginn des dritten Satzes stand die Partie auf der Kippe, und zu Beginn des fünften empfand ich Cilic als stärker. Er war an jedem Return dran und setzte Roger unter Druck. Aber Roger hat die Qualität, da rauszukommen, das hat er schon genug bewiesen.»
Das sei aber nicht selbstverständlich. «Ich bin extrem froh, dass er gewonnen hat, auch wenn Cilic den Sieg auch verdient hätte. Aber Roger hat mehr Phasen der Partie dominiert. Bei der Siegerehrung musste ich auch etwas ‹beissen›. Die Zahl 20 ist eine unglaubliche Zahl, aber es war nie sein Ziel oder unser Ziel, einmal 20 Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Es geht immer darum, das Beste aus dem Moment zu machen. Und wenn man vor Ort ist, will man ein Turnier gewinnen.»(pre/sda)