20: Seit gestern steht diese Zahl im Herren-Tennis für eine neue Bestmarke an gewonnenen Grand-Slam-Titeln und einmal mehr warst es Du, lieber Roger, welcher dieses neue Kapitel in die Tennis-Geschichtsbücher schrieb. Bezeichnenderweise schafftest Du diesen gewaltigen Meilenstein genau an demselben Ort, wo Du vor 14 Jahren dank Deinem ersten Australian-Open-Titel zum ersten Mal den Weltranglistenthron erklommen hattest.
In den vier Stunden, die Du gestern zwischen dem Betreten der Rod Laver Arena und dem Verlassen derselben mit dem Siegerpokal im Arm verbrachtest, konnten die Zuschauer einmal mehr sehen, warum Du der grösste Champion bist, den der Tennissport je gesehen hat.
Einerseits zeigtest Du über weite Strecken Dein unglaubliches Schlagrepertoire, welches umfassender und beeindruckender ist als alles Vergleichbare in unserem Sport. In der Mitte des Matches demonstriertest Du dann Deinen enormen Kampfgeist und Deine unvergleichliche Gabe, in schwierigen und brenzligen Situationen meist einen Ausweg zu finden.
Und zum Ende bei der Siegerehrung hast Du Deinen Emotionen freien Lauf gelassen und versuchtest gar nicht erst zu verstecken, wie sehr Du den Tennissport liebst und wie viel Dir dieser Sieg bedeutet.
In diesem Moment des Triumphs fandest Du in Deiner Siegerrede wie immer die richtigen und respektvollen Worte sowohl für die Veranstalter und Fans wie auch für den unterlegenen Finalgegner. Auch diese Eigenschaften eines Gentlemans sind ein wesentlicher Faktor, dass Du von allen als dieser grösste Champion angesehen wirst.
Dass wir Tennisfans all dies noch erleben dürfen, haben wir nebst Deinen unglaublichen spielerischen Fähigkeiten vor allem auch Deiner unbändigen Liebe zum Tennis zu verdanken, welche Dir seit Januar 2017 ein solch starkes und unwiderstehliches Comeback ermöglichte.
Denn seien wir ehrlich: Zum Zeitpunkt Deiner Knieoperation vor 2 Jahren traute Dir fast niemand mehr eine Rückkehr als Grand-Slam-Champion zu. Du hättest es Dir einfach machen können und Dich mit damals 34 Jahren und 17 Grand-Slam-Titeln zur Ruhe setzen können.
Aber Du akzeptiertest diesen harten Rückschlag und nahmst die Challenge an, welche so ein Comeback immer mit sich bringt. Anstatt Dich damals zu hinterfragen, tanktest Du damals abseits des Tennisplatzes im Kreise Deiner Familie neue Energie und erlangtest in dieser Zeit eine bewundernswerte Lockerheit, welche es Dir heute erlaubt, Dein beeindruckendes Comeback noch mehr zu geniessen.
Als Dein Freund weiss ich vor allem Deine Ehrlichkeit, Deine Treue und Deine Bescheidenheit zu schätzen und dass Du ungeachtet Deiner vielen Erfolge immer der Gleiche geblieben bist. Als Tennisfan bin ich Dir aber vor allem dafür dankbar, dass Du die Kraft und die Motivation gefunden hast, mit Deinem Comeback nochmals allen, auch Dir selber, zeigen zu wollen, dass man sich auch in hohem Sportleralter noch verbessern und seine Sportart dominieren kann.
Und zusammen mit Millionen von Fans wünsche ich Dir, dass die Zahl 20 spätestens im Sommer nach Wimbledon bereits wieder der Vergangenheit angehören wird.