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Blick in die Glaskugel – die Antworten auf die 10 wichtigsten Fragen zum Tennis-Jahr 2019

Wir wagen den Blick in die Tennis-Glaskugel.
Wir wagen den Blick in die Tennis-Glaskugel.bild: marco tancredi

Blick in die Glaskugel – die Antworten auf die 10 wichtigsten Fragen zum Tennis-Jahr 2019

Neues Jahr, neues Glück, neue Geschichten, neue Höhepunkte, neue Dramen – was im Leben gilt, gilt auch auf dem Tennisplatz. Mit den Australian Open steht ab Montag der erste Höhepunkt auf dem Programm. Wir wagen einen Blick in die Glaskugel. Stellen die brennendsten Fragen und suchen nach Antworten.
12.01.2019, 08:0812.01.2019, 16:30
simon häring, melbourne / ch media
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Gelingt Roger Federer wieder ein Traumjahr?

Gewinnt Federer drei, vier Turniere, wäre das eine gute Saison. Gewinnt er fünf oder mehr, wäre das sehr gut. Kommt ein 21. Grand-Slam-Titel dazu, wäre das sogar überragend. Die Chancen sind intakt. Doch die nackten Zahlen verlieren an Bedeutung. Zahlenreihen verblassen, Rekorde stehen in Büchern, sie verstauben, Erinnerungen aber bleiben im Gedächtnis. Wie er bei einer Frage nach seinem verstorbenen Ex-Trainer Peter Carter in Tränen ausbricht. Wie er 2003 nach seinem ersten Wimbledon-Sieg mit Pferdeschwanz in die Knie geht. Er hat dem Tennis viel gegeben: Emotionen, Werte, Strahlkraft. Dass Federer noch spielt, macht das Jahr 2019 – unabhängig von Resultaten – zu einem Traumjahr.

Wie sieht Federers Planung aus?

Eine Titelverteidigung in Rotterdam ist unwahrscheinlich. Gesetzt sind neben den Australian Open, Wimbledon und den US Open Halle, Basel und der Final der Jahresbesten (sofern Federer sich qualifiziert). Fast sicher sind Teilnahmen in Indian Wells, Miami, Cincinnati und Schanghai. Wahrscheinlicher als zuletzt ist eine Rückkehr auf Sand. Barcelona und Madrid stehen als Testlauf für Roland Garros im Vordergrund. Hatten ihm seine Trainer Severin Lüthi und Ivan Ljubicic im Vorjahr nach Absprache mit dem medizinischen Personal noch davon abgeraten, lautet der Tenor nun anders. «Sie sagten mir: Spiel, worauf du Lust hast.»

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«Federer, du fehlst uns hier sehr», klagten die French-Open-Fans letztes Jahr. Kehrt Roger 2019 nach Roland Garros zurück?Bild: EPA/EPA

Wird es Federers letztes Jahr?

Vieles spricht dafür. Er wird im August 38-jährig, hat vier Kinder, die Jüngsten kommen ins schulpflichtige Alter. Federer sagt zwar, dass er immer noch in den Sport verliebt sei, aber auch: «Es ist wie beim Bergsteigen. Wenn du älter wirst, wird die Luft dünner, alles wird extremer, das spüre ich.» Plante er vor seiner Rückkehr im Januar 2017 für «mehrere Jahre», beschränkt sich das inzwischen auf Monate. Sicher ist: Sofern er gesund bleibt, tritt Federer nicht während der Saison zurück. «Danach werden wir sehen, ob es noch ein Jahr gibt oder nicht.» Mit drei Grand-Slam-Titeln und der Rückkehr auf Platz 1 der Weltrangliste hat Federer in den letzten beiden Jahren ohnehin schon mehr erreicht, als er sich jemals erträumt hatte.

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Dominiert Novak Djokovic weiter?

Vermutlich schon. Nach vollständiger Genesung und überstandener Sinnkrise tritt er derart dominant auf, dass er den Grand-Slam-Bestwert von Roger Federer (20 Titel) angreifen will. Der Serbe steht bei 14 Erfolgen. Von der Spitze der Weltrangliste ist Djokovic im ersten Halbjahr nicht zu verdrängen. Es wird interessant, wie sich der 31-Jährige auf Sand schlägt. Bei kleineren Turnieren zeigte sich Djokovic indessen verwundbar. Seine letzten Bezwinger hiessen Roberto Bautista-Agut, Karen Khachanov und Stefanos Tsitsipas.

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Novak Djokovic dominiert das letzte Halbjahr fast nach Belieben.Bild: AP/AP

Wie geht es Rafael Nadal?

Zwar meldet der Mallorquiner sich als gesund zurück, doch dessen Bilanz auf Hartbelägen im letzten Jahr ist alarmierend. 13 Mal war er gemeldet, zehn Mal trat er gar nicht erst an, zwei Mal musste er eine Partie aufgeben (in Melbourne und bei den US Open), einmal gewann er den Titel. Die Frage ist nicht, ob Rafael Nadal ein Grand-SlamTurnier auf Hartbelag gewinnen kann, sondern ob der geschundene Körper das zulässt.

epa07272326 Rafael Nadal of Spain in action during a training session at the Australian Open in Melbourne, Australia, 10 January 2019. EPA/DANIEL POCKETT AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT
Hält Nadals Körper dem Hartbelag stand?Bild: EPA/AAP

Folgt nun die Wachablösung?

Nein. Djokovic, Federer und Nadal auf Sand bleiben die logischen Sieger bei Grand-Slam-Turnieren. Bestätigt Alexander Zverev die Erwartungen mit seiner Major-Premiere, wäre das nur die Fortsetzung einer Evolution, aber keine Revolution. Spielern wie Karen Khachanov, Stefanos Tsitsipas und Daniil Medwedew fehlt noch die Erfahrung der finalen Phase bei einem Grand-Slam-Turnier. Kevin Anderson oder Marin Cilic dürfen hingegen träumen.

Alexander Zverev of Germany reacts after missing a shot during his match against Switzerland's Roger Federer in the final of the Hopman Cup tennis tournament in Perth, Australia, Saturday Jan. 5, ...
Wann gewinnt Alexander Zverev endlich mal ein Grand-Slam-Turnier?Bild: AP/AP

Was ist mit Stan Wawrinka?

Er beendete die Saison nach zwei schweren Knieoperationen in den Top 100 und setzte mit Siegen gegen den damaligen Masters-Sieger Grigor Dimitrov in Wimbledon und New York Ausrufezeichen. Vom Spiel her ein Kandidat für grosse Titel, aber der Romand hat im letzten Jahr nur eine Partie über fünf Sätze bestritten. Wie der Körper des bald 34-Jährigen auf diese Belastung reagiert, ist offen. Er wird sich in der Weltrangliste weiter verbessern. Auch Turniersiege sind möglich, aber kaum auf höchster Stufe. Affaire à suivre.

2014 gewann Wawrinka in Melbourne:

Was ist von Belinda Bencic und Timea Bacsinszky zu erwarten?

Belinda Bencic wechselte im vergangenen Jahr zwei Mal den Trainer. Nun ist sie wieder mit Vater Ivan unterwegs. Sie überzeugte am Hopman Cup und in Hobart, womit sie sich wieder in die Top 50 der Weltrangliste spielte. Unter Fitnesstrainer und Freund Martin Hromkovic ist die immer noch erst 21- Jährige athletischer geworden. Bleibt sie gesund, ist sie eine Kandidatin für die Top Ten – und in Wimbledon eine Geheimfavoritin. Timea Bacsinszky (29) dürfte sich wieder in die Top 100 spielen, sofern sie von Rückschlägen verschont bleibt.

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Belinda Bencic könnte es dieses Jahr wieder in die Top 10 schaffen.Bild: EPA/AAP

Wer dominiert bei den Frauen?

Wieder niemand. Das letzte Jahr brachte mit Caroline Wozniacki, Simona Halep, Angelique Kerber und Naomi Osaka vier verschiedene Grand-SlamSiegerinnen, ausser für Kerber war es für alle eine Premiere. Ein Dutzend Spielerinnen kann sich berechtigte Hoffnungen auf eine der vier wichtigsten Trophäen machen. In Australien treten gleich 13 an, die das in ihrer Karriere schon einmal geschafft haben. Zum Vergleich: Bei den Männern sind es nur vier.

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Ob Naomi Osaka nochmals ein Grand-Slam gewinnt?Bild: AP/AP

Wohin führt der Reform-Wahn?

Der Davis Cup wird erstmals nach neuem Format ausgetragen. Der Hopman Cup dürfte 2020 dem World Team Cup zum Opfer fallen. Bei den Grand-Slam-Turnieren gelten nun vier verschiedene Regeln, wie der Sieger bei 6:6 im Entscheidungssatz ermittelt wird. Mehrfach getestet wurden Sätze mit vier Games und in Mailand spielte die Generation von morgen ohne Linienrichter. Die Devise: In einer Zeit der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne soll das Spiel schneller und für TV-Stationen planbarer werden. Ein Trugschluss, liegt die Schönheit des Spiels doch gerade in seiner Unberechenbarkeit bis zum allerletzten Punkt.

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Sind Federer und Bencic die letzten Sieger des Hopman Cups?Bild: EPA/AAP

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