Es war vielleicht die schwärzeste Stunde im Leben von Roger Federer: Am 1. August 2002, sieben Tage vor Federers 21. Geburtstag, kam sein damaliger Trainer Peter Carter bei einem Autounfall auf seiner Hochzeitsreise in Südafrika ums Leben. Der Australier, der es bis auf Position 173 der Weltrangliste schaffte, war 1993 nach Basel übergesiedelt, hatte eine Schweizerin geheiratet und als Trainer bei den Old Boys Basel Federer betreut.
Federer arbeitete im Alter von 10 bis 14 und von 16 bis 20 mit Carter. «Peter lehrte mich, vor jeder Person Respekt zu haben – egal, ob diese berühmt ist oder nicht. Er und meine Eltern haben mir Werte vermittelt», sagte Federer vor einem Jahr in Australien. Erst in Basel, später im Leistungszentrum von Swiss Tennis in Ecublens VD. «Peter Carter war es, der mich am meisten geprägt hat. Mit ihm feilte ich an Aufschlag, Vorhand, Rückhand, Netzspiel.»
Roger Federer's inspirational former coach died in a car crash on his honeymoon in 2002.
— CNN Sport (@cnnsport) 7. Januar 2019
Nearly two decades on, Federer still gets emotional when he talks about Peter Carter.
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Als er vom TV-Sender «CNN» gefragt wird, was es Carter wohl bedeuten würde, wenn er nun sähe, dass Federer 20 Grand-Slam-Titel gewonnen hat, bricht dieser in Tränen aus. «Ich hoffe, er wäre stolz auf mich. Er wollte nicht, dass ich mein Talent vergeude. Ich denke, es war eine Art Weckruf für mich, als er starb. Danach begann ich, wirklich hart zu trainieren.» Carter sei eine sehr wichtige Person in seinem Leben, «eine der wichtigsten überhaupt», präzisiert er.
he would be beyond proud mate ☺️
— Darren Cahill (@darren_cahill) 7. Januar 2019
Bis heute ist er Bob und Diana, den Eltern von Peter Carter, eng verbunden und lädt sie jeweils zu den Australien Open ein. Mit einem All-inclusive-Package, das 1.-Klasse-Tickets beinhaltet, mit denen Federer das Ehepaar aus dessen Wohnort Adelaide einfliegen lässt, sowie ein Zimmer bei sich im Luxushotel. Federer lässt die Carters an seinem Familienleben teilhaben, führt sie zum Essen in die erlesensten Restaurants aus. So bewahrt er das Andenken.
Carter traf auf Federer, als dieser neun Jahre alt war. Es entstand eine enge Freundschaft, die auch nicht zerbrach, als Federer später Peter Lundgren zu seinem Trainer machte. Als er von Darren Cahill, dem damaligen Trainer von Andre Agassi und Freund von Carter, in Toronto vom Tod Carters erfuhr, rannte er weinend und schreiend durch die Strassen. «Sein Tod war ein fürchterlicher Schlag für mich und meine Familie», erinnerte er sich an den fatalen Tag.
«Ich würde ihm gerne sagen, dass ich enorm glücklich bin, dass ich die richtigen Leute und die richtigen Coaches zur richtigen Zeit um mich hatte. Klar, ich traf die Entscheidungen, aber ich hatte auch Glück», sagt Federer, was er Carter gerne sagen würde. Ab Montag strebt Federer bei den Australian Open seinen siebten Titel an, den dritten in Folge. Es wäre sein 21. Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier. Und in jedem einzelnen steckt auch ein Stück von Peter Carter.