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Man soll bekanntlich auf dem Höhepunkt gehen. Dann, wenn es am schönsten ist. Sicherlich hat das auch Kobe Bryant im Kopf. Doch er, einer der besten Basketballer aller Zeiten, hat diesen Moment verpasst. Er hätte 2010 nach dem Gewinn seines fünften Meisterrings aufhören sollen – das lässt sich nachträglich einfach sagen. Doch sein Ehrgeiz liess das nicht zu. Bryant strebte nach dem zweiten «Three-peat» (drei Titel in Serie), aber stattdessen ging es nur noch abwärts.
In den kommenden Jahren setzten ihm Verletzungen stark zu. Ein Achillessehnenriss 2012, dann 2013 nach nur sechs Spielen ein Schienbeinkopfbruch und zuletzt 2015 noch ein Riss der Rotatorenmanschette. Bryant kam zwar noch einmal zurück, aber es war offensichtlich, dass er nicht mehr der Alte ist.
Im November vergangenen Jahres kommt der drittbeste Werfer aller Zeiten dann zur Einsicht, dass seine 20. Saison als Laker seine letzte sein wird. «Mein Herz kann die Prügel ertragen. Mein Geist kann mit der Schinderei umgehen. Aber mein Körper weiss, dass es Zeit ist, Adieu zu sagen», schreibt er in einem Brief an die Fans.
Der Entscheid löst eine riesige Sympathiewelle aus. Bei jedem Auftritt wird die legendäre Nummer 24 seither gefeiert. In den Auswärtsspielen bekommt Bryant mehr Zurufe als die heimischen Stars, dazu vor und nach dem Match andauernde Ovationen. «Es fühlt sich gut an, so behandelt zu werden», freut er sich.
Sportlich aber nahm die Saison nicht den Lauf, den sich der in Italien aufgewachsene Maestro wünschte. Am Mittwoch setzte es die 62. Niederlage ab, was heisst, dass mit erst 16 Siegen die schlechteste Saison in der Geschichte der Franchise Tatsache ist. Die damaligen Minneapolis Lakers beendeten die Saison 1957/58 mit 19 Siegen und 53 Niederlagen. Und die letzte Niederlage der aktuellen Lakers fügten ihnen ausgerechnet die Los Angeles Clippers zu, die lange belächelten Stadtrivalen. Das Derby haben die Clippers nun zum zehnten Mal in Serie für sich entschieden.
Bryant kam auch nicht mehr auf die Werte seiner besten Jahren. Mit 16,8 Punkten pro Spiel (Karrierebestwert 2005/06: 35,4) ist er zwar noch immer bester Skorer seines Teams. Das liegt aber auch daran, dass er nicht weniger wirft als früher. Das sportliche Darben der Lakers ist aber keineswegs Bryant allein zuzuschreiben, der 16-fache Meister hat momentan schlicht kein gutes Team. Ob sich die Entwicklung der jungen Talente in eine positive Richtung verändern wird, wenn der dominante Leitwolf weg ist, wird sich zeigen.
Kobe Bryant hat bald seinen letzten Auftritt im Staples Center von Los Angeles, ein letztes Mal wird er am Mittwoch in der NBA spielen. Seinem Auftritt gegen Utah sieht er indes gelassen entgegen: «Ich werde aufkreuzen und das Spiel spielen – und hoffen, dass sich mein Körper dabei gut anfühlt», sagte die «Black Mamba» an einer Pressekonferenz.
Nach dieser verkorksten Saison wünscht man Kobe Bryant mindestens ein würdiges allerletztes Spiel. Danach werden immerhin seine Schmerzen weniger – für die Lakers dagegen eher mehr.