Der 27. Februar 2019 könnte als historischer Tag in die Annalen der USA eingehen. Michael Cohen, Trumps langjähriger Anwalt, hat eingewilligt, vor dem House Oversight Committee des Repräsentantenhauses auszusagen. Er wird dies freiwillig tun, aber unter Eid – und vor allem vor laufenden Kameras.
Cohen hat sich bereits verschiedener Verbrechen für schuldig bekannt und wird Anfang Mai eine dreijährige Gefängnisstrafe antreten. Unter anderem hat er zugegeben, Schweigegelder an den Pornostar Stormy Daniels und das «Playboy»-Model Karen McDougal organisiert zu haben. Beide Frauen haben nach eigenen Angaben eine Affäre mit Donald Trump gehabt.
Die Schweigegeld-Affäre ist nicht nur pikant, sondern auch politisch brisant. Cohen hat gegen das Wahl-Finanzierungsgesetz verstossen. Dabei hat er angegeben, auf Anweisung von «Individual 1» gehandelt zu haben, wie es in den Gerichtsakten heisst.
Hinter dem Pseudonym «Individual 1» steckt niemand anderes als der Präsident persönlich. Trump ist damit juristisch betrachtet ein «nicht angeklagter Mitverschwörer», will heissen: Wäre er nicht Präsident, müsste er sich nun ebenfalls vor einem Richter verantworten.
Cohen war über zehn Jahre lang der Mann, der für Trump die Drecksarbeit geleistet hat. Dabei ist er nicht zimperlich vorgegangen. Er hat mit Mafia-Kontakten geprahlt und neugierige Journalisten bedroht. Ebenso hat er öffentlich erklärt, er würde für Trump sein Leben hingeben.
Inzwischen hat Cohen seine Gesinnung radikal geändert. Er hat bedauert, dass er sich von Trump hat verführen lassen, und den Untersuchungsbehörden des Southern District of New York (SDNY) und dem Sonderermittler ausgiebig Auskunft erteilt.
Was genau er dabei gestanden hat, ist nicht bekannt. Ebenso wissen erst die Untersuchungsbehörden, was die Dokumente und Tonbänder enthalten, die das FBI bei einem spektakulären Raid auf Cohens Büro und Wohnung beschlagnahmt hat.
Cohens Auftritt vor dem Oversight Committee verspricht, ein Spektakel zu werden. Er weiss nicht nur über Trumps Affären Bescheid, sondern auch über dessen dubioses Finanzgebaren. Jahrelang gehörte er zum engsten Freundeskreis des Präsidenten. Im umstrittenen Fall des Trump Tower Moskau spielte er eine zentrale Rolle.
Nicht nur Cohen könnte Trump das Leben schwer machen. Verschiedene US-Medien melden, dass Robert Mueller in den kommenden Tagen seinen Bericht einreichen will. Der Sonderermittler untersucht seit dem Mai 2017, ob sich das Wahlkampfteam von Trump zwecks Manipulierung der Wahlen mit dem russischen Geheimdienst abgesprochen hat. Ebenso geht Mueller der Frage nach, ob Trump versucht hat, die Arbeit der Untersuchungsbehörden zu behindern.
Was genau in Muellers Bericht stehen wird, wird zunächst nur der neue Justizminister William Barr wissen. Bei seiner Anhörung hat Barr zwar versprochen, den Inhalt dieses Berichts so weit als möglich öffentlich zu machen. Ob er dieses Versprechen auch einhalten wird, ist ungewiss. Barr ist vom Präsidenten nicht zuletzt auf den Posten des Justizministers berufen worden, weil er die Arbeit des Sonderermittlers scharf kritisiert hat.
Es ist jedoch kaum wahrscheinlich, dass Barr den Inhalt von Muellers Bericht unter dem Deckel behalten kann. Zu viel ist passiert. Insgesamt sind inzwischen 34 Personen vom Sonderermittler angeklagt worden. 26 davon sind Russen, sie werden kaum je ein amerikanisches Gericht von innen sehen.
Sechs Personen, die eng mit Trump zu tun hatten, haben sich jedoch schuldig bekannt und sind teilweise schon verurteilt worden. Nebst Cohen sind dies Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort, dessen Stellvertreter Rick Gates, der ehemalige Sicherheitsberater Michael Flynn, der Wahlkampfhelfer George Papadopoulos und ein belgischer Banker.
Gut möglich, dass bald ein prominentes Opfer folgen wird. Es wird erwartet, dass Mueller Anklage gegen Roger Stone erheben wird. Der langjährige Kumpel von Trump und Manafort wird verdächtigt, Verbindungsmann zwischen dem Wahlkampfteam und Wikileaks gewesen zu sein. Das Haus von Stone wurde kürzlich vom FBI gestürmt. Dabei wurden tausende von Dokumenten beschlagnahmt. Stone selbst kam für kurze Zeit in U-Haft.
Selbst wenn Mueller tatsächlich seinen Bericht einreichen sollte, ist Trump noch lange nicht seine Sorgen los. Die Untersuchungsbehörden des SDNY ermitteln weiter, und sie gelten als die härtesten ihres Faches. Unter anderem klären sie ab, ob Trump Spenden für seine Inaugurationsfeier missbraucht hat. Das Justizministerium des Bundesstaates untersucht derweil, ob er das Gleiche mit Geldern seines Wohltätigkeitsfonds getan hat.
Macht also genügend Popcorn. Es könnte ein Film mit mehreren Fortsetzungen werden.