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Auch Finanzmärkte kennen Mode-Zyklen: Zwischen dem Herbst 2012 und dem Frühling 2015 war das Quantitative Easing angesagt, der massive Aufkauf von Vermögenswerten durch die Zentralbanken, um die langfristigen Zinsen zu drücken. Seit dem Juni 2015 dominiert die Angst vor Deflation die Märkte.
Derzeit zeichnet sich ein neuer Trend ab. Die Wirtschaftsdaten aus den USA und aus China sind besser als erwartet, die Rezession in Brasilien und Russland ist am Abklingen. Deshalb stehen die Chancen gut, dass das von den Zentralbanken definierte Inflationsziel von zwei Prozent wieder realistisch geworden ist.
Vor allem aber findet ein Umdenken bezüglich des Sparens statt. Gavyn Davies spricht in der «Financial Times» von einem «Ende der globalen Austerität. «Es scheint, dass die Märkte ihren Fokus von den Zentralbanken zu den staatlichen Autoritäten verlagern und versuchen abzuschätzen, wie viel Spielraum die Politik hat.»
Das Umdenken folgt nicht dem bisher gültigen Links-Rechts-Schema, bei dem die Linken angeblich das Steuergeld für nutzlose öffentliche Projekte verschleudern und die Rechten den vermeintlichen Schaden mit einem harten Sparkurs wieder ausbügeln müssen. Im Gegenteil, gerade die neue Rechte wendet sich von der Austerität ab.
In erster Linie tut dies Donald Trump. Am Parteitag der Republikaner hat der frisch gekürte Präsidentschaftskandidat seinen jubelnden Anhänger beides versprochen: Steuererleichterungen und massive Investitionen in die Infrastruktur. Dass dabei die Schulden in der US-Staatskasse rasch auf 19 Billionen Dollar oder 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts steigen würden, lässt Trump kalt.
Der Populist Trump weiss, dass das Spar-Mantra der traditionellen republikanischen Elite derzeit genauso unpopulär geworden ist wie das Bekenntnis zum Freihandel. «Mister Trump hat den Zeitgeist erfasst, nicht nur in Amerika, sondern im gesamten Westen», stellt Gillian Tett in der «Financial Times» fest.
Tatsächlich ist im vergangenen November Justin Trudeau zum kanadischen Premierminister gewählt worden, weil er versprochen hat, die Wirtschaft mit einen staatlichen Fiskalprogramm in der Höhe von 60 Milliarden Dollar anzukurbeln.
Auch die neue britische Premierministerin Theresa May hat den Finanzminister George Osborne in die Wüste geschickt und mit ihm auch seine harte Sparpolitik. Sie hat deutlich gemacht, dass das Vereinigte Königreich mehr Investitionen in die verlotterte Infrastruktur braucht und ein ausgeglichenes Budget nicht mehr oberste Priorität hat.
Derweil schwört in Deutschland Finanzminister Wolfgang Schäuble immer noch auf seine schwarze Null. Doch die deutsche Sparpolitik – versinnbildlicht durch die schwäbische Hausfrau – kommt ebenfalls unter Druck. Auch Deutschland hat seine Investitionen in die Infrastruktur jahrelang vernachlässigt und weist heute einen grossen Aufholbedarf auf.
Zudem drängen die anderen EU-Staaten Deutschland immer offener, die Binnenwirtschaft anzukurbeln und so den inzwischen grotesken Exportüberschuss abzubauen. Auch bei der Austeritätspolitik innerhalb der Eurozone wird Deutschland wohl Abstriche machen müssen. So ist es wenig wahrscheinlich, dass Italien gezwungen werden kann, zur Sanierung der Banken auch die Spargelder der Kleinsparer hinzuzunehmen, wie dies die neuen Bail-in-Regeln eigentlich erfordern würden.
Lange war es bei den konservativen Sparonkeln sehr beliebt, so genannte Schuldenuhren aufzustellen. Diese gaben laufend und in Echtzeit über den neuesten Stand der Verschuldung eines Landes oder gar der Welt Auskunft. Diese Schuldenuhren sind verschwunden – auch bei den Anlässen der konservativen Parteien.