Das Schweizer Konsumentenverhalten befindet sich im Wandel: Der klassische Detailhandel leidet – unter dem Druck von Discountern, unter dem Druck des starken Frankens, vor allem aber unter dem Druck von Online-Shopping-Portalen, die es ermöglichen, bequem von zuhause aus einzukaufen.
Was aber muss der Supermarkt der Zukunft bieten, damit Kunden bereit sind, auf die Bequemlichkeiten von Online-Shopping zu verzichten? Er muss die existierenden Nachteile minimieren und die Vorteile maximieren – und im besten Fall einen zusätzlichen Mehrwert bieten.
Wir stellen uns das in etwa so vor:
Wieso sich mühselig in den Supermarkt quälen, wenn man doch bequem zuhause online-shoppen kann? Das Argument zieht – und die Supermärkte der Zukunft müssen darauf eine Antwort geben: zum Beispiel mit einer Flotte von unbemannten Hol- und Bring-Shuttles.
Selbstfahrende, umweltschonende Autos sind bereits jetzt Realität – und der Supermarkt der Zukunft hofiert damit seine Kunden. Diese werden bequem vor den Eingang kutschiert. Mühseliges Parkplatzsuchen entfällt. Nach dem Einkaufen bringt der Shuttle die schweren Tüten samt Gast wieder nach Hause. Die Fahrspesen entfallen je nach Höhe des Einkaufsbetrages.
Einen Teil des Stroms für die diversen Elektromobile produziert der Supermarkt der Zukunft selbst. Auf dem bisher ungenutzten Dach. Mit Solarzellen.
Gleich geht's weiter mit den Einkaufsvisionen, vorher ein kurzer Hinweis:
Und jetzt wird weiter geträumt ...
Der Supermarkt der Zukunft ist ein Fest für die Sinne – und er spielt seine Vorteile gegenüber dem Online-Anbieter gnadenlos aus: Den 15-Kilo-Sack Hundefutter wird man im Supermarkt der Zukunft deshalb nicht mehr im Ladenlokal finden. Ebenso das sperrige Klopapier. Diese Produkte braucht der Kunde nicht anzufassen, zu riechen oder zu sehen. Sie werden ins Lager verbannt.
Dafür bleibt mehr Platz für attraktiv präsentierte Frischprodukte. Obst, Gemüse und Fleisch sind hochwertig und wenn immer möglich von Herstellern aus der Region, denn laut Joanne Denney-Finch, CEO des Marktforschungsunternehmens IGD, ist die Schweiz: «das Epizentrum der Nachfrage nach lokalen und biologischen Nahrungsmitteln.»
Selbstverständlich bietet der Supermarkt der Zukunft noch immer den 15-Kilo-Sack Hundefutter an – er befindet sich aber nicht mehr in der Auslage, sondern im Lager. Genauso wie die 150 Büchsen Tomatensauce. Was? Die Tomatensauce findet man auch nicht mehr im Ladenlokal? Doch! Aber nur noch genau ein Exemplar.
Der Supermarkt der Zukunft präsentiert nur noch ein Ausstellungsobjekt. Wieso auch mehr Platz verschwenden? Eingekauft wird die Tomatensauce, indem man sie per Tablet oder Smartphone einscannt. Zum realen Warenkorb mit Frischprodukten gesellt sich ein virtueller Warenkorb, welcher im platzoptimierten Lager für den Kunden zusammengestellt und am Ende seines Besuches ausgehändigt wird. Ein weiterer Vorteil: Der Kunde muss ausser den Frischprodukten keine schweren Dinge mehr durch den Laden manövrieren.
Tatsächlich gibt es mit der US-Firma Hointer bereits ein Unternehmen, das auf dieses Ein-Produkte-System setzt.
Unter Augmented Reality vesteht man, Zitat Wikipedia, die «computerunterstützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung».
Im Supermarkt der Zukunft lassen sich so nicht nur zusätzliche Informationen zu den Produkten einblenden, der Kunde kann im Ladenlabyrinth auch zum gewünschten Produkt geführt oder über Aktionen oder Herstellungsverfahren informiert werden. Dies geschieht über eine App auf dem eigenen Smartphone, auf dem Bildschirm des Tablets am Einkaufswägeli oder direkt auf der Vitrine der Frischetheke.
Findet der Kunde trotz Augmented Reality sein gewünschtes Produkt trotzdem nicht, hilft der allzeit bereite Einkaufsroboter. Wenn nötig, trägt dieser am Ende auch die schweren Einkaufstüten zum Shuttle.
In amerikanischen Supermärkten stehen bereits heute nicht selten kostenlos nutzbare Blutdruckmessgeräte zur Verfügung. Der Supermarkt der Zukunft baut diesen Gesundheitsservice weiter aus.
Eisenmangel? Calciummangel? Vitaminmangel? Dank eines schnellen medizinischen Check-ups noch vor dem Einkauf werden etwaige gesundheitliche Probleme und Mangelerscheinungen erkannt und eine individuelle Einkaufsempfehlung mit entsprechenden Nahrungsmitteln erstellt. Gut ist, was gut tut.
Hose aussuchen, Umkleide suchen, Hose anziehen – und das alles nur um zu bemerken, dass man sich wieder einmal eine Nummer schlanker eingeschätzt hat. Diesen Spiessrutenlauf umgeht man im Supermarkt der Zukunft mit einem 3D-Körperscanner, der nicht nur die Masse der Kunden, sondern auch die Schnitte der Kleider kennt.
Und war das Personal bis jetzt vor allem verkäuferisch geschult, wird man in Zukunft eher in Richtung Stilberatung gehen – das nämlich kann das Internet noch nicht.
Für viele Leute ist Einkaufen mit Stress verbunden – das muss nicht sein. Statt sich ins Getümmel unter die Leute zu werfen, legt sich der geneigte Einkäufer der Zukunft je nach Wunsch auf einen Massagetisch, in eine Sauna, setzt sich in einen Whirlpool oder auf den Hometrainer. Mit Hilfe eines Tabletts erledigt er dann in absoluter Entspannung seine Einkäufe.
Am Ende seines Erholungsprogramms nimmt er die gefüllten Einkaufstaschen in Empfang, die für ihn in der Zwischenzeit im Lager gefüllt wurden.
(tog)