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In der Vergangenheit hat sich die SVP immer wieder von den US-Republikanern inspirieren lassen. Deshalb wird der nach wie vor unbestrittene Vordenker Christoph Blocher die jüngsten Ereignisse im Lager von Donald Trump genau analysieren, zumal sie seine heimliche Liebe betreffen – die Medien.
Beim dritten Shake-up seines Wahlkampfteams hat Trump Stephan K. Bannon an Bord geholt. Auf den ersten Blick ist das kaum verständlich. Der ehemalige Banker bei Goldman Sachs verfügt über keinerlei Erfahrung als Wahlkampf-Manager. Hingegen ist er eine der interessantesten Figuren der US-Medienszene.
Bannon hat Breitbart zu einer kraftvollen Stimme der neuen rechten Hardliner gemacht. Täglich besuchen rund 12 Millionen User das Online-Portal. Gleichzeitig hat Trump Roger Ailes, den wegen sexueller Belästigung geschassten Chef von FoxNews, als Berater angeheuert. Zudem hat der in der rechten Szene sehr einflussreiche Moderator Sean Hannity FoxNews mehr oder weniger in ein Sprachrohr von Trump verwandelt.
Diese Konstellation ist der Anlass für folgende Spekulation: Sollte Trump die Wahlen verlieren, wäre er gar nicht so traurig. Mit seiner Popularität – Trump hat rund elf Millionen Follower auf Twitter –, dem Knowhow von Bannon und Ailes und einer allfälligen Abwanderung von frustrierten FoxNews-Grössen wie Hannity, hätte The Donald die Grundlage für ein Medienimperium gelegt, das selbst Rupert Murdoch gefährden könnte.
Murdoch ist nach wie vor sehr abhängig von den Steinzeit-Medien Print (Wall Street Journal) und TV (FoxNews) und wendet sich an ein in die Jahre gekommenes Publikum. Ein Trump-Imperium hingegen würde ähnlich wie der Streamingdienst Netflix funktionieren und seine Botschaften nicht mehr auf einen traditionellen TV-Kanal, sondern auf YouTube verbreiten. Damit würde er auch die jungen Menschen erreichen.
Der Medienkolumnist Neal Gabler glaubt deshalb, dass ein solches Projekt grosse Chancen haben könnte. Er schreibt in der «New York Times»: «Man kann sich gut vorstellen, dass Citizen Trump nach der Wahl das bessere Ende für sich behält. Während Hillary Clinton sich für ein mageres Gehalt von 400'000 Dollar vier Jahre lang abmühen muss, erhält er alle Aufmerksamkeit und verdient als neuer Medienmogul Milliarden.» Zudem hätte Trump als Medienmogul einen sehr grossen Einfluss auf den Kurs der Republikaner.
Christoph Blocher war ein sehr erfolgreicher Unternehmer. Seine Leistungen im Medienbereich sind jedoch überschaubar. Die neuen Medien sind für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Bei den Wahlen 2015 hat uns die SVP mit dem Hund Willy beglückt. Das Ergebnis war peinlich. Selbst der damalige Präsident der Zürcher SVP Alfred Heer sprach von einem «Gaga-Wahlkampf».
Derzeit wird heftig über einen möglichen Deal zwischen der Tamedia und Blocher spekuliert, wobei das Mutterhaus des «Tages Anzeiger» seine verschiedenen Landblätter an Blocher abtreten und im Gegenzug die «Basler Zeitung» erhalten würde. Dieser Deal dreht sich jedoch um Printmedien, deren Zukunft immer unsicherer wird.
Für eine Offensive in den Medien der Zukunft hat Blocher das falsche Personal. Weder sein politischer Ziehsohn Roger Köppel noch sein Biograf Markus Somm verstehen etwas von sozialen Medien, Online-Portalen und Streamingdiensten. Diese werden jedoch künftig auf die Politik einen stärkeren Einfluss haben als die Leitartikel in den angestammten Printmedien.
Wie dies funktioniert, macht Bannon bei Breitbart vor. Er spielt voll auf den Mann, respektive bei Hillary auf die Frau. Ein Beispiel ist der Dokumentarfilm «Clinton Cash», bei dem Bannon das Drehbuch geschrieben hat und der vom erzkonservativen Milliardär Robert Mercer finanziert wurde. Die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Robert Schweizer ist ein faschistoider Agitprop-Film, bei dem unbewiesene Behauptungen illustriert werden mit brutalen Bildern aus dem afrikanischen Tierreich.
Mit der Ernennung von Bannon hat Trump definitiv mit dem Partei-Establishment gebrochen. Bannon ist ein schamloser Nationalist, dem immer wieder rassistische Verfehlungen nachgesagt werden. Er plädiert für Protektionismus und lehnt Freihandelsabkommen wie TPP oder TTIP strikt ab.
Bannon hat gar die Wiederwahl von Paul Ryan in den Senat auf Breitbart bekämpft. Ryan ist Fraktionschef der Republikaner im Abgeordnetenhaus und der erklärte Liebling der Koch-Brothers, den wichtigsten Geldgebern der Grand Old Party (GOP). Die Koch-Brothers sind denn auch bereits auf Distanz zu Trump gegangen und werden seinen Wahlkampf nicht unterstützen. Der Richtungsstreit innerhalb der GOP wird auch nach der Wahl im November weiter toben. Sollte Trump tatsächlich zum Medienmogul der ganz harten Rechten mutieren, dann wird dieser Streit möglicherweise die Partei zerreissen.
Früher oder später wird dieser Streit auch die SVP erreichen. Geht es um Ausländer und Asylanten, sind sich alle einig. Bei bilateralen Abkommen und Freihandelsverträgen nicht. Bisher ist es Blocher & Co. gelungen, Nationalismus und Neoliberalismus unter einen Hut zu bekommen. Es ist jedoch denkbar geworden, dass es auch zu einer «Trumpisierung» der SVP kommen wird.