Wissen
Astronomie

Überraschung auf dem Mars: Forscher finden unterirdischen See

Überraschung auf dem Mars: Forscher finden unterirdischen See

25.07.2018, 16:0026.07.2018, 14:08
Mehr «Wissen»

Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals einen See aus flüssigem Wasser auf dem Mars gefunden. Der rund 20 Kilometer breite See liegt demnach rund 1.5 Kilometer unter dem Eis des Mars-Südpols. Das berichtet ein Team um Roberto Orosei vom italienischen Nationalen Institut für Astrophysik in Bologna im US-Fachblatt «Science».

This image provided by the ESA/INAF shows an artist's rendering of the Mars Express spacecraft probing the southern hemisphere of Mars. At upper right is the planet's southern ice cap. The i ...
Dieses Bild der ESA/INAF zeigt eine Animation der Mars-Express-Raumsonde, die die südliche Hemisphäre des Mars erforscht. Oben rechts ist die südliche Eiskappe des Planeten. Das eingesetzte Bild unten rechts zeigt den Bereich, in dem die Radarmessungen durchgeführt wurden. Das blaue Dreieck kennzeichnet einen Bereich mit sehr hohem Reflexionsvermögen, der durch das Vorhandensein eines Wasserreservoirs etwa eine Meile unter der Oberfläche verursacht wird.Bild: AP/ESA/INAF

Flüssiges Wasser ist eine Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Anzeichen für Leben in dem Mars-See lassen sich aus den Radarbeobachtungen mit der Raumsonde «Mars Express» der europäischen Raumfahrtagentur Esa allerdings nicht ablesen.

FILE - This image made available by NASA shows the planet Mars. This composite photo was created from over 100 images of Mars taken by Viking Orbiters in the 1970s. On Tuesday, July 31, 2018, the red  ...
Gibt es Leben auf dem Mars?Bild: AP/NASA

Jahrzehntelange Debatte beendet

Die Beobachtung beende eine jahrzehntelange Debatte über die Existenz von flüssigem Wasser auf dem Mars, betont die Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS), Herausgeberin von «Science». Ausgetrocknete Flussläufe und Sedimente zeigen, dass es auf dem Roten Planeten vor Jahrmilliarden flüssiges Wasser gegeben haben muss.

Damals war das Klima dort wärmer und die Marsatmosphäre dichter als heute. Sogar ein ganzer Ozean könnte weite Teile des jungen Mars einst bedeckt haben. Seit Jahrzehnten fahnden Forscher nach flüssigem Wasser auf unserem Nachbarplaneten. Heute existiert Wasser auf dem Mars jedoch vor allem als Eis in den Polkappen. In der dünnen Marsluft findet sich ein geringer Wasserdampfanteil.

Kein flüssiges Wasser an der Marsoberfläche

In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler bereits verschiedene Spuren flüssigen Wassers auf dem Mars entdeckt. So haben sich auf dem «Phoenix»-Landemodul der US-Raumfahrtbehörde Nasa Wasserstropfen niedergeschlagen, und an manchen Steilhängen des Roten Planeten zeigen sich jahreszeitabhängige Fliessstrukturen, die von tauendem Wassereis stammen könnten.

Zudem gibt es Hinweise, dass sich in einer dünnen Schicht unter der Marsoberfläche mancherorts regelmässig, aber kurzzeitig, flüssiges Wasser bilden könnte - allerdings in winzigsten Mengen.

Dauerhaft kann flüssiges Wasser an der Marsoberfläche heute nicht existieren. Seit mehr als 30 Jahren vermuten Forscher jedoch, dass es unter dem Eis der Polkappen Taschen mit flüssigem Wasser geben könnte - ähnlich den unterirdischen Seen der Antarktis und Grönlands auf der Erde.

Kälter als Antarktis

Die «Mars Express»-Radardaten bestätigen nun diese Vermutung. Mit der Sonde der europäischen Raumfahrtagentur Esa haben die Forscher um Orosei Teile der Südpolregion Planum Australe auf dem Roten Planeten abgesucht. Dort stiessen sie auf eine deutlich abgegrenzte Region mit denselben Radarsignaturen, wie sie versteckte Seen unter dem Eis irdischer Polarregionen erzeugen.

Ob es in dem unterirdischen Gletschersee auf dem Mars überhaupt Leben geben kann, ist unklar. Als andere Forscher auf der Erde den unterirdischen Lake Whillans in der Antarktis angebohrt haben, stiessen sie auf zahlreiche Mikroben in der ewigen Finsternis.

Allerdings ist der Lake Whillans kein abgeschlossenes Ökosystem, sein Wasser tauscht sich über einen unterirdischen Fluss langsam aber regelmässig aus. Zudem ist es am Mars-Südpol noch deutlich kälter als in der irdischen Antarktis. Die Temperatur des jetzt entdeckten unterirdischen Sees schätzen die Forscher auf minus 68 Grad Celsius.

Hohe Salzkonzentration

Um bei dieser frostigen Kälte flüssig zu bleiben, muss der unterirdische See voller Salze sein, die den Gefrierpunkt erheblich herabsetzen können. Magnesium-, Kalzium- und Natriumsalze sind auf dem Mars weit verbreitet. Es sei daher durchaus plausibel, dass diese auch in dem unterirdischen See vorkommen, argumentieren die Forscher um Orosei.

Der nötige Salzgehalt macht es für mögliches Leben nicht gerade einfacher, allerdings sind von Erde Mikroorganismen bekannt, die auch bei hoher Salzkonzentration überleben.

Suche nach Leben

Unterirdische Ozeane auf verschiedenen Eismonden der Planeten Jupiter und Saturn gelten gegenwärtig als aussichtsreichste Orte für die Fahndung nach ausserirdischem Leben in unserem Sonnensystem. Ob sich der unterirdische Gletschersee auf dem Mars in diese Riege einreiht, bleibt abzuwarten.

Immerhin ist er möglicherweise kein Einzelfall: Da erst ein Bruchteil der Südpolkappe per Radar untersucht sei und die Methode wegen ihrer begrenzten räumlichen Auflösung nur unterirdische Seen mit einer bestimmten Mindestgrösse nachweisen könne, gebe es keinen Grund anzunehmen, dass unterirdisches flüssiges Wasser nur an dieser einen Stelle auf dem Mars vorkomme, betonen die Autoren. (whr/sda/dpa)

Eis in der Wüste

1 / 24
Eis in der Wüste
Seltsame und schöne Laune der Natur: Eisnadeln in der Atacama-Wüste.
quelle: eso / b. tafreshi
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Forscher finden unterirdischen See auf dem Mars

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Calvin Whatison
25.07.2018 16:08registriert Juli 2015
Unterirdisch!!! Wir wärs mit untermarsisch.🤓
10
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pana
25.07.2018 17:04registriert Juni 2015
Watson 2218:

10 Gründe wieso du wieder mal Badeferien auf dem Mars machen solltest.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lavaro
25.07.2018 16:53registriert Juli 2015
Ist vielleicht eine dumme Frage aber: Wieso vergleichen Forscher ausserirdische Messwerte immer mit Unseren und sagen dann, aus dem und dem Grund kann es (kein) Leben geben?
Das Universum ist unendlich und genaus so unendlich viele Lebensformen könnte es geben, nicht? Da gibt es ja vielleicht Wesen die kein Wasser oder Sauerstoff benötigen.
00
Melden
Zum Kommentar
17
Flugzeugcrash auf dem Gauligletscher: Geburts­stun­de der Bergret­tung aus der Luft
Als im November 1946 eine Dakota C-53 auf über 3000 Metern auf dem Gauligletscher notlandete, war das nicht nur eine Meisterleistung des Piloten. Die Rettung aller zwölf Überlebenden war auch der Startschuss zur modernen Bergrettung aus der Luft.

Der damals 25-jährige Pilot Ralph Tate Jr. erinnert sich: «Ich sehe dunkle Linien unter uns, sehr schnell, und dann – ich verstehe es erst später, es waren Gletscherspalten und sie wurden automatisch zu einem Gletscher...». Er sollte acht Passagiere und vier Mannschaftsmitglieder von Wien über Marseille nach Pisa fliegen. Nach dem Start machte der schnell vereisende rechte Motor aber massive Probleme, sodass die Maschine in München zwischenlanden musste.

Zur Story