Im Juni 2018 beobachteten Astronomen eine starke Explosion, die 10 bis 100 Mal heller war als eine durchschnittliche Supernova. Es war die erste Beobachtung eines Phänomens, das seither nur einige wenige Male wieder registriert werden konnte: ein sogenannter Schneller Blauer Optischer Transient (engl. Luminous Fast Blue Optical Transient, LFBOT).
LFBOTs gehören zu den hellsten Ereignissen, die wir im Weltraum bisher angetroffen haben. Sie erscheinen plötzlich, sind aber nur wenige Tage lang sichtbar – was sehr kurz ist im Vergleich mit einer Supernova, die über Wochen oder gar Monate hinweg leuchten kann. Derzeit wird etwa ein LFBOT pro Jahr entdeckt. Bisher ist unklar, was diese Blitze verursacht.
Im April dieses Jahres hat ein Team von Astronomen um Ashley Chrimes, der damals an der Radboud Universiteit in Nimwegen (NL) forschte, einen weiteren blauen Blitz entdeckt. Die Wissenschaftler verliehen ihm in Anlehnung an eine kuriose Tradition (siehe Box) den Spitznamen «Fink» (engl. Finch). Ihre Ergebnisse werden demnächst in «MNRAS Letters» veröffentlicht; ein Preprint ist bereits erschienen.
Die neue Entdeckung wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet: Im Gegensatz zu den bisher beobachteten Blitzen trat Fink nicht in einem sogenannten Sternentstehungsgebiet auf, sondern weit ausserhalb zwischen zwei Galaxien. Er ist rund 50'000 Lichtjahre von einer Spiralgalaxie und 15'000 Lichtjahre von einer kleineren Satellitengalaxie entfernt.
Die bisher am meisten vertretene Hypothese hielt die blauen Blitze für eine seltene Art von Supernovae. Diese entstehen jedoch aus massereichen Sternen, die nur relativ kurze Zeit existieren und daher gar keine Zeit haben, um sich von der Galaxie zu lösen, in der sie entstanden sind, bevor sie explodieren. «Je mehr wir über LFBOTs erfahren, desto mehr überraschen sie uns», stellt Chrimes in einer Mitteilung der Radboud Universiteit fest.
Da die Blitze schnell auftauchen und wieder verschwinden, suchen die Astronomen mit Teleskopen nach ihnen, die kontinuierlich grosse Himmelsabschnitte überwachen. Fink wurde mit der Zwicky Transient Facility aufgespürt, die alle zwei Tage den gesamten Nordhimmel kartiert.
Sofort nach der Entdeckung setzte das internationale Team von Astronomen mehrere Teleskope – darunter das Gemini-Süd-Teleskop, das Chandra-Weltraumteleskop und das Weltraumteleskop Hubble – auf den neuen blauen Blitz an. Diese Teleskope decken verschiedene Bereiche des elektromagnetischen Spektrums ab, von Röntgenstrahlen bis Radiowellen. Am Ende war es aber das Hubble-Teleskop, dessen scharfe Auflösung es den Astronomen ermöglichte, den genauen Ort des neu entdeckten LFBOT zu bestimmen.
Derzeit gibt es vor allem drei Hypothesen, die den ungewöhnlichen Ort des neu entdeckten blauen Blitzes zu erklären versuchen: Es könnte sich um die Explosion eines sich extrem schnell bewegenden Sterns gehandelt haben. Oder um einen Stern, der von einem Schwarzen Loch zerrissen wird – obwohl Chrimes anmerkt, dass es unwahrscheinlich sei, ein Schwarzes Loch derart weit entfernt von einer Galaxie anzutreffen. Schliesslich könnte der Blitz auch das Ergebnis der Kollision von zwei Neutronensternen sein, die sich zuvor über Milliarden von Jahren in immer engeren Spiralen aufeinander zubewegten.
Die Wissenschaftler hoffen, in Zukunft weitere blaue Blitze zu entdecken, um das Phänomen zu ergründen. Grosse Hoffnungen setzen sie unter anderem auf das im Bau befindliche Vera-C.-Rubin-Observatorium in Chile. Dieses Teleskop wird alle paar Nächte den gesamten südlichen Nachthimmel unter die Lupe nehmen. (dhr)
Immer neue Rätsel, das Weltall bleibt spannend!
Ganz ausschliessen kann man es nicht...