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Warum Unterforderderung im Job krank macht – Boreout, mehr als ein Modewort

«Boreout» – Unterforderung im Job kann krank machen

03.10.2017, 10:2203.10.2017, 10:28

Boreout ist keine medizinische Diagnose. Wissenschaftlich aber wird Boreout als Stressfolgestörung thematisiert.

Das Boreout-Syndrom wurde erstmals im Jahr 2007 von den Schweizer Autoren Philippe Rothlin und Peter Werder im Buch «Diagnose Boreout – Warum Unterforderung im Job krank macht» beschrieben. «Sie definieren es als einen Zustand von Desinteresse, Unterforderung und Langeweile bei gleichzeitiger Anstrengung dies zu verstecken», erklärt Arbeitsforscherin Nada Endrissat von der Fachhochschule Bern.

Rothlin und Werder verwiesen auf Studien aus den USA: Im Jahr 2005 wurden mehr als 10'000 Arbeitnehmer zum Thema Zeitverschwendung am Arbeitsplatz befragt. Ein Drittel der Befragten sagte, sie hätten bei der Arbeit nicht genug zu tun und fühlten sich unterfordert. Nachfolgend gab es auch Studien in anderen Ländern.

Wie hoch der Anteil der Arbeitnehmer ist, die von Boreout betroffen sind, lässt sich aber kaum sagen. «Insgesamt ist ganz sicher eine Zunahme des Phänomens zu verzeichnen», sagt Endrissat. «Das mag allerdings daran liegen, dass wir plötzlich einen Begriff dafür haben, um einen Zustand bei der Arbeit zu beschreiben, den wir vorher so nicht hatten», sagt sie weiter.

Umgekehrt gab es Boreout-Symptome sicher schon vor 2007, auch im industriellen Zeitalter. Doch damals sprach man eher von Entfremdung der Arbeit und mangelnder Identifikation. «Das Boreout bezieht sich aber nicht auf manuelle, industrielle Arbeit, sondern vor allem auf Wissensarbeit», erklärt Endrissat. (nfr/sda)

Die Schweiz ist nicht ganz unschuldig

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Joe'Tee
03.10.2017 13:48registriert September 2016
Ich habe so ein Job. Es ist scheisse. Wenn man eine neue Stelle sucht (die kein Boreout verursacht) und diese Monate lang nicht findet, dann dreht man föllig durch....Aber zum Glück gibt es Watson hier kann ich viel Zeit verbrauchen 😜
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Überflu­tet? Touris­mus­kri­tik um 1900
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