Wissen
Brasilien

Hier will ein Indianer eines «wilden» Amazonas-Stammes einen Helikopter angreifen

Hier will ein Indianer eines «wilden» Amazonas-Stammes einen Helikopter angreifen

09.01.2017, 14:1910.01.2017, 03:20
Mehr «Wissen»

«Ich schnappte meine Kamera und begann, zu fotografieren», beschreibt Ricardo Stuckert im «Guardian» den Moment, in dem er sein seltenes Motiv von einem Helikopter aus erspähte. «Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was gerade passiert.»

Der Himmel über Brasilien Mitte Dezember – doch halt: Ist das etwa eine Hütte?
Der Himmel über Brasilien Mitte Dezember – doch halt: Ist das etwa eine Hütte?bild: ricardo stuckert

Der Pilot des Fotografen hatte im brasilianischen Bundesstaat Acre im Nordwesten Brasilien nahe der Grenze zu Peru seinen Kurs wegen des Wetters geändert: Der Zufall sorgte also dafür, dass der Südamerikaner am 18. Dezember Menschen zu Gesicht bekam, die mit medialer Öffentlichkeit so gar nichts am Hut haben.

Oh ja, und ein Mensch läuft heraus. Den gucken wir uns mal ...
Oh ja, und ein Mensch läuft heraus. Den gucken wir uns mal ...bild: ricardo stuckert

Diese Menschen sind Angehörige eines Stammes und leben abgeschieden im Amazonas-Regenwald. Und sie wollen auch abgeschieden bleiben, wie ihre Reaktion auf den Helikopter suggeriert. Eine quasi einmalige Gelegenheit für Stuckert, der zuvor einen Stamm besucht hatte, der bereits bekannt ist und sich nicht der Zivilisation verschlossen hat.

... aus der Nähe an. Und so bekommt die Welt einen bisher unbekannten ...
... aus der Nähe an. Und so bekommt die Welt einen bisher unbekannten ...bild: ricardo stuckert

Die Kriegsbemalung des Stammes hat den Fotografen beeindruckt: «Wenn es kalt ist, ziehen wir warme Kleidung an. Sie bemalen sich, um sich zu schützen. Ich dachte: Das muss ich fotografieren, um es für die Nachwelt zu bewahren.» José Carlos Meirelles, der mit an Bord war, ergänzt: «Sie kennen unsere Welt, aber sie wissen nur sehr wenig darüber.»

... brasilianischen Stamm zu Gesicht, der sich über seine Entdeckung jedoch ...
... brasilianischen Stamm zu Gesicht, der sich über seine Entdeckung jedoch ...bild: ricardo stuckert

Meirelles ist Experte für Brasiliens indigene Völker. «Sie benutzen Äxte, Macheten und Hosen, aber sie haben nicht die geringste Ahnung von der Unordnung, die wir darstellen.» Circa 80 solcher Stämme gibt es in Brasilien, deren Existenzen von Minenarbeitern, Holzfällern und Drogenschmugglern bedroht werden.

... nicht gerade zu freuen scheint.
... nicht gerade zu freuen scheint.bild: ricardo stuckert

Alleine im Bundesstaat Acres gibt es drei «wilde» Völker, so Meirelles, der diese Gruppen und ihr Sozialleben seit 40 Jahren studiert. Die Stämme sind etwa 300 Personen stark und leben vom Anbau von Bananen, vom Jagen und vom Fischen.

Nein, auch wenn der Stamm bis dato unbekannt war: So sieht kein Begrüssungsritual aus!
Nein, auch wenn der Stamm bis dato unbekannt war: So sieht kein Begrüssungsritual aus!bild: ricardo stuckert
Wissen

«Wir nennen sie die Indianer vom Quellgebiet des Humaita», erläutert Meirelles. «Sie hatten nie Kontakt zur Aussenwelt. Wir haben keine Ahnung, was für eine Sprache sie sprechen oder wer sie sind. Zum Glück wissen wir es nicht. Sobald wir es rausfinden, bekommen sie Probleme.» 

Ein Helikopter muss für die Eingeborenen wie ...
Ein Helikopter muss für die Eingeborenen wie ...bild: ricardo stuckert
... ein unheimlicher, magischer Vogel sein.
... ein unheimlicher, magischer Vogel sein.bild: ricardo stuckert

Falls du denkst, «dieses Völkchen kommt mir bekannt vor», verwechselst du ihn wahrscheinlich mit dem Txapanawa-Stamm, dessen Sichtung 2015 um die Welt ging.

Der Txapanawa-Stamm wurde 2014 entdeckt. Ein Jahr später gingen die Fotos um die Welt.
Der Txapanawa-Stamm wurde 2014 entdeckt. Ein Jahr später gingen die Fotos um die Welt.

(phi)

700-Billionen-Pixel-Aufnahmen von Google Earth

1 / 15
Google Earth bietet neu 700-Billionen-Pixel-Aufnahmen.
Landsat 8 wurde 2013 ins All geschossen. Der Satellit übertrifft seinen Vorgänger in vielfältiger Weise. Die Aufnahmen zeigen deutlich mehr Details und echtere Farben. Ausserdem werden täglich doppelt so viele Bilder geliefert wie von Landsat 7. Zum Beispiel von den Schweizer Alpen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
42 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mia_san_mia
09.01.2017 17:14registriert Januar 2014
Hoffentlich werden die einfach in Ruhe gelassen...
70
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lutz Pfannenstiel
09.01.2017 15:12registriert Februar 2015
Der Artikel erinnert mich in Aufmachung und Wortwahl ("Den gucken wir uns mal aus der Nähe an...") an die Menschenzoos aus dem 19. Jahrhundert. :-(
20
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hugo Wottaupott
09.01.2017 14:38registriert Februar 2014
Gegrillter Fotograf an Helikoptersauce.
40
Melden
Zum Kommentar
42
Die dünnsten Spaghetti sind 200-mal dünner als ein Menschenhaar – und nicht zum Essen

Die dünnsten Spaghetti der Welt? Wir befinden uns im Reich der Kulinarik, könnte man denken. Dem ist aber nicht so – die ultraschlanke Pasta, obwohl wie ihre dickeren Verwandten aus Mehl hergestellt, gehört zum Gebiet der Nanotechnologie. Essen könnte man die nur gerade 372 Nanometer (1 nm = 1 Millardstel Meter) dicken Spaghetti ohnehin nicht, denn sie wären so schnell verkocht, dass man sie unmöglich rechtzeitig aus dem kochenden Wasser nehmen könnte, wie Gareth Williams vom University College London erklärt.

Zur Story