«Ich schnappte meine Kamera und begann, zu fotografieren», beschreibt Ricardo Stuckert im «Guardian» den Moment, in dem er sein seltenes Motiv von einem Helikopter aus erspähte. «Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was gerade passiert.»
Der Pilot des Fotografen hatte im brasilianischen Bundesstaat Acre im Nordwesten Brasilien nahe der Grenze zu Peru seinen Kurs wegen des Wetters geändert: Der Zufall sorgte also dafür, dass der Südamerikaner am 18. Dezember Menschen zu Gesicht bekam, die mit medialer Öffentlichkeit so gar nichts am Hut haben.
Diese Menschen sind Angehörige eines Stammes und leben abgeschieden im Amazonas-Regenwald. Und sie wollen auch abgeschieden bleiben, wie ihre Reaktion auf den Helikopter suggeriert. Eine quasi einmalige Gelegenheit für Stuckert, der zuvor einen Stamm besucht hatte, der bereits bekannt ist und sich nicht der Zivilisation verschlossen hat.
Die Kriegsbemalung des Stammes hat den Fotografen beeindruckt: «Wenn es kalt ist, ziehen wir warme Kleidung an. Sie bemalen sich, um sich zu schützen. Ich dachte: Das muss ich fotografieren, um es für die Nachwelt zu bewahren.» José Carlos Meirelles, der mit an Bord war, ergänzt: «Sie kennen unsere Welt, aber sie wissen nur sehr wenig darüber.»
Meirelles ist Experte für Brasiliens indigene Völker. «Sie benutzen Äxte, Macheten und Hosen, aber sie haben nicht die geringste Ahnung von der Unordnung, die wir darstellen.» Circa 80 solcher Stämme gibt es in Brasilien, deren Existenzen von Minenarbeitern, Holzfällern und Drogenschmugglern bedroht werden.
Alleine im Bundesstaat Acres gibt es drei «wilde» Völker, so Meirelles, der diese Gruppen und ihr Sozialleben seit 40 Jahren studiert. Die Stämme sind etwa 300 Personen stark und leben vom Anbau von Bananen, vom Jagen und vom Fischen.
«Wir nennen sie die Indianer vom Quellgebiet des Humaita», erläutert Meirelles. «Sie hatten nie Kontakt zur Aussenwelt. Wir haben keine Ahnung, was für eine Sprache sie sprechen oder wer sie sind. Zum Glück wissen wir es nicht. Sobald wir es rausfinden, bekommen sie Probleme.»
Falls du denkst, «dieses Völkchen kommt mir bekannt vor», verwechselst du ihn wahrscheinlich mit dem Txapanawa-Stamm, dessen Sichtung 2015 um die Welt ging.
(phi)