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Tabakprävention: Rauchende unterschätzen laut Studie ihr Erkrankungsrisiko

Krank? Ich doch nicht! – die verzerrte Wahrnehmung der Raucher

17.10.2017, 12:0717.10.2017, 12:50
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Rauchende unterschätzen die negativen Folgen ihres Konsums. Laut einer neuen Studie wissen zwei Drittel von ihnen zwar über die generellen Gefahren des Tabakkonsums Bescheid, das persönliche Erkrankungsrisiko schätzen sie jedoch zu tief ein.

Das hat die Bevölkerungsbefragung der ersten Smoke-Free-Kampagnenphase gezeigt, welche die Universität Zürich im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ausgewertet hat. Demnach schätzen die befragten Rauchenden das eigene Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken oder Fitnesseinbussen zu erleiden, durchweg geringer ein als das Risiko der anderen Rauchenden.

Rauchen frau
Krank werden immer nur die Anderen.Bild: pixabay.com/Pexels

Die Wahrnehmung des eigenen Erkrankungsrisikos unterliege damit einer optimistischen Verzerrung, teilte das BAG am Dienstag mit. Die Unterschätzung der persönlichen Gesundheitsgefahren sei bei älteren Rauchenden am stärksten ausgeprägt.

Mit der Botschaft «Kein Zufall: 75 Prozent der unter 50-jährigen Herzinfarktpatienten rauchen» macht die neue Welle der Smoke-Free-Kampagne darauf aufmerksam, dass Rauchende häufiger von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen sind als der Bevölkerungsdurchschnitt. Das erhöhte Risiko eines Infarkts bei Rauchenden zeigt sich auch in den Zahlen des Schweizer AMIS-Plus-Registers, das Daten zu den Herzinfarkten in der Schweiz sammelt.

Rauchst du?

Schlechter Jugendschutz

Die Krebsliga Schweiz, welche die Tabakpräventionskampagne des Bundes unterstützt, machte am Dienstag auf einen weiteren Missstand aufmerksam. «Verglichen mit anderen europäischen Ländern schneidet die Schweiz beim Jugendschutz immer noch schlecht ab», schrieb sie in einer Mitteilung.

Kinder und Jugendliche seien der Werbung für Tabakprodukte massiv ausgesetzt. Eine Studie von 2017, welche die Augenbewegungen von Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 17 Jahren beim Besuch eines Kiosks erfasste, zeige, dass alle Teilnehmenden ihren Blick durchschnittlich 22-mal auf Tabakwerbeträger richteten. Dabei sei gerade für diese Altersgruppe die Gefahr abhängig zu werden, besonders gross.

Insgesamt rauchte 2015 ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen waren es laut den Zahlen von Sucht Schweiz 24 Prozent. Jährlich sterben in der Schweiz 9500 Personen vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Rund 4000 Personen erkranken pro Jahr an Lungenkrebs, 3100 sterben daran. Das sind 19 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle. (sda)

Und nun zu etwas ganz anderem: Der rauchende Schimpanse

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ServerSven
17.10.2017 15:47registriert März 2014
75 Prozent der unter 50-jährigen Herzinfarktpatienten rauchen. Wie soll ich denn das Risiko beurteilen, wenn ich nicht weiss, wie viel Prozent der unter 50-jährigen überhaupt einen Herzinfarkt bekommen?
bfs.admin.ch:
Zahlen von 2012: 0.8% der Bevölkerung (unter 54J.) hatten einen Infarkt.
Absolut: 11222, davon 75% macht 7854.
Damit würde ich mein persönliches Risiko als gering einschätzen und schwupps wäre ich als ignoranter Raucher gezählt worden.
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Yann
17.10.2017 15:26registriert Juni 2014
Da fürchtet sich die ganze Welt vor dem Terrorismus, während jährlich 9500 Personen in der Schweiz alleine vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums sterben.
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saukaibli
17.10.2017 14:52registriert Februar 2014
Im Gegensatz zur Schweiz macht man in GB ernst mit Rauchstoppkampagnen. Dort wird der Staat aktiv, weil er durch das dortige Gesundheitssystem die von Rauchern verursachten Kosten voll tragen muss. Wo in der Schweiz alles Mögliche unternommen wird um das erfolgreichste Rauchstoppmittel, die E-Zigarette, zu bekämpfen, wird diese in England beim aktuellen Stoptober-Programm ausdrücklich empfohlen. Ergo besteht bei uns einfach kein Interesse die Raucherzahlen zu senken, man lässt lieber Raucher sterben als weniger Steuern einzunehmen.
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