Unsere Meere bedecken 71 Prozent der Erdoberfläche. Von den etwa 300 Millionen Quadratkilometern Meeresboden – ungefähr zehnmal die Fläche von Afrika – sind bislang gerade mal fünf Prozent erforscht. Denn ab einer Wassertiefe von 200 Metern ist es so dunkel und kalt, und der Druck ist so hoch, dass die Tiefsee lange als ähnlich lebensfeindlich galt wie das Weltall.
Licht in dieses Dunkel bringen nun aber Forscher des Schmidt-Ocean-Instituts in Kalifornien. Während mehrerer Tauchfahrten vor der chilenischen Pazifikküste kartierte das Team im Januar und Februar 2024 mehr als 50'000 Quadratkilometer Tiefsee und entdeckte dabei über 100 bislang unbekannte Tierarten.
Untersucht wurden zwei Unterwasser-Gebirgsketten aus mindestens 200 Bergen über 2900 Kilometer hinweg – der Nazca- und der Salas-y-Gómez-Rücken. Besonders die Berge, die teils mehr als 3500 Meter vom Meeresboden aufragen, erwiesen sich als überraschend artenreich. In den Weiten der Tiefsee bilden solche Erhebungen Oasen für das Leben, weil sich hier Wassermassen verschiedener Meerestiefen vermischen und Nährstoffe aufsteigen. Zudem bilden die Berge mit ihren felsigen Hängen einen guten Untergrund für Kaltwasserriffe aus Korallen und Schwämmen.
Ausgestattet mit einer 4K-Kamera erkundete ein ferngesteuertes Fahrzeug den Meeresboden in einer Tiefe von fast fünf Kilometern unter der Wasseroberfläche. Neben der Aufnahme von Videos und Bildern sammelte der Roboter auch Proben. Zu den wissenschaftlich noch nicht beschriebenen Spezies der Expedition gehören unter anderem Tiefseekorallen, Glasschwämme, Seeigel und verschiedene Krebstiere.
Die Forscher zeigten sich begeistert. «Die Expedition hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Man geht immer davon aus, dass man in diesen abgelegenen und wenig erforschten Gebieten neue Arten findet, aber die Menge, die wir gefunden haben, ist überwältigend», sagte Expeditionsleiter Javier Sellanes von der Universidad Católica del Norte. «Diese blühenden und gesunden Ökosysteme zeigen, dass zumindest die Meeresparks Nazca-Desventuradas und Juan Fernández empfindliche marine Lebensräume effektiv schützen.»
Doch der grössere Bereich der beiden untersuchten Bergrücken befindet sich in internationalen Gewässern und ist damit potenziell durch Fischerei und Tiefseebergbau gefährdet. Grundschleppnetze zum Beispiel mähen komplette Riffe ab, die sich in der kalten Tiefsee nur über Jahre oder Jahrzehnte hinweg regenerieren können.
Die Forscher hoffen, dass die Vielfalt des Gebiets dazu beitragen wird, es komplett als Meeresschutzgebiet auszuweisen. Das soll helfen, das einzigartige Ökosystem zu erhalten. «Stellt euch vor, dass dies der einzige Ort auf der Welt ist, an dem solche Arten vorkommen», sagte Jyotika Virmani, Geschäftsführerin des Schmidt-Ocean-Instituts gegenüber Business Insider. «Dann würdet ihr das auch schützen wollen.»
Von wegen "das willst du schützen " eher wohl, das willst du zu Geld machen 🤔😥