Pinguine leben in der Antarktis, das ist bekannt – gilt aber nicht für alle. Weniger als die Hälfte der 17 Pinguinarten kommen tatsächlich auf dem kältesten Kontinent vor und nur drei Arten brüten dort. Der südlichste und zugleich grösste ist der Kaiserpinguin. Das ist kein Zufall: Das Verhältnis zwischen wärmendem Körpergewicht und kühlender Oberfläche ist bei grossen Lebewesen günstiger. So ist der Kaiserpinguin gut doppelt so gross wie der Galapagos-Pinguin, aber fast zehnmal so schwer. Umgekehrt kühlen kleinere Körper schneller aus – was für uns Menschen bedeutet, dass wir Kinder gegen die Kälte besonders gut einpacken müssen.
Unter den Huftieren sind sie die Kälteexperten: die Moschusochsen. Klirrende Kälte und beissender Wind – das prägt ihren Lebensraum in Grönland, Alaska, Kanada oder Sibirien. Doch die Herde hilft. Leben die Tiere im Sommer in kleineren Gruppen, versammeln sich im Winter bis zu 100 Moschusochsen. Um Kälte und Wind zu trotzen, drängen sie sich nahe aneinander, bilden einen engen Kreis und wärmen sich gegenseitig. Die Jungtiere dürfen in die Mitte, wo es am behaglichsten ist. Die Lehre aus der Strategie der Moschusochsen? Jene in die Arme zu schliessen, die man mag. Ist gerade niemand in der Nähe: Das Zentrum von Menschenansammlungen ansteuern – zum Beispiel an der Bushaltestelle.
Im Sommer trägt der Schneehase ein braunes, im Winter ein schneeweisses Kleid. Einzig an den äussersten Ohrenspitzen bleiben ein paar schwarze Härchen. Durch die Farbe des Fells verschmelzen die Schneehasen optisch mit ihrer Umgebung. Die Haarpracht dient ihm jedoch nicht bloss zur Tarnung. Das weisse Winterfell isoliert besonders gut, weil in dessen Unterwolle und den aufliegenden Grannenhaaren Luft eingelagert ist. Das Prinzip dieser haarigen Luftkammern kennt auch der Eisbär. Unter seinem weissen Fell ist seine Haut zudem schwarz. Dadurch kann er das Licht besser absorbieren und heizt stärker auf. Mit dem «Zwiebelschalenprinzip» guckt der Mensch dem Tier bereits ab: Auch hierbei wird die vom Körper erwärmte Luft zwischen den Schichten isoliert.
Und tschüss! Im Herbst quetschen die Murmeltiere ihre dicken Backen durch die Eingangsröhren ihres Baus und legen sich in ihre gut gepolsterten Nester. Im Winterquartier drosseln sie ihre Körperfunktionen drastisch. Das Herz schlägt noch zwei- bis dreimal pro Minute; die Körpertemperatur sinkt von 38 Grad auf 3 Grad Celsius. Die Tiere unterbrechen diesen Energiesparmodus lediglich, um sich alle paar Wochen in einer eigens dafür vorgesehenen Toilettenröhre zu erleichtern. Eine Zwischenmahlzeit gibt es nicht. Nach dem Winterschlaf, der sechs Monate dauert, hat das Murmeltier etwa ein Kilogramm Körperfett verbrannt. Obwohl der Mensch eine solche halbjährige Pause nicht adaptieren kann: Entschleunigung hilft auch ihm. Ab ins Bett also!
Marienkäfer verkriechen sich zum Überwintern gerne in einer Ritze in einer Hauswand. Doch was, wenn der Winter ungewöhnlich kalt wird? Würden die Tierchen gefrieren, nähmen ihre Zellen Schaden. Deshalb produzieren sie im Körper Glycerin, einen Alkohol, der erst bei minus 18 Grad gefriert. Tatsächlich gibt es Menschen, die diesen Kniff zu imitieren versuchen: Sie ersetzen bei frischen Leichen das Blut durch Frostschutzmittel und frieren sie ein – in der Hoffnung, sie irgendwann wieder zum Leben erwecken zu können. Weitaus populärer ist der Versuch, den lebenden Körper durch einige Schlucke Alkohol zu wärmen. Auch das funktioniert nicht. Im Gegenteil: Das wärmende Gefühl bewirkt, dass die tatsächlichen Schutzmechanismen gegen Kälte ausgeschaltet werden.
Waren unsere Nationalhunde arme Kerle? Gerade dann, wenn es in den Alpen lebensgefährlich kalt wurde, mussten sie einst vom Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard ausrücken, um verirrte Menschen zu finden. Und dies ohne dick gepolsterte Wanderschuhe, sondern auf baren Pfoten. Doch so bar sind diese Pfoten gar nicht. Den Bernhardinern wachsen nämlich auch dort Haare. Diese sorgen dafür, dass die Haut nicht direkt mit dem kalten Schnee in Berührung kommt, sondern eine isolierende Schicht aus Haaren und Luft dazwischen bleibt. Für uns Menschen mit unseren unbehaarten Füssen sind dagegen für jeden Schritt im Schnee Schuhe essenziell. Wie gut gepolstert diese sind, ist dabei nebensächlich – Hauptsache dicke Sohle.
Anders als viele ihrer Artgenossen fliegen Meisen oder Kleiber nicht in den Süden. Um die kalten Nächte zu überleben, müssen sie sich ein beachtliches Fettpolster anfuttern. Forscher der Universität Oxford haben mehr als 2000 Vögel mit Funktransportern ausgestattet und nachgewiesen, dass Meisen erst am Abend mit Fressen beginnen. Den Tag nutzen sie, um die besten Futterquellen zu finden. Ihr Verhalten erklären die Forscher damit, dass sich die Tiere vor möglichen Angriffen schützen. Bleiben sie tagsüber beweglich, schaffen sie es eher, vor Räubern mit Samtpfoten zu fliehen. Wir lernen: Wer tagsüber fit bleiben will, isst am besten eine wärmende und leichte Speise – und verzichtet auf Fondue oder Raclette in der Mittagspause. (aargauerzeitung.ch)