In Aarau hängen Vermisstanzeigen, die vorgeben vom Eidgenössischen Departement für Bevölkerungsschutz und Verteidigung (VBS) zu sein. Gesucht wird: der in der Rekrutenschule Aarau verschwundene Sprengstoff.
«Beim Durchzählen unseres Sprengstofflagers haben wir diese Woche gemerkt, dass uns mehrere Kilo Sprengstoff im Lager fehlen», beginnt die Anzeige. Hinweise zum Verbleib des Sprengstoffs, können bei der Kaserne Aarau, Laurenzenvorstadt, 5000 Aarau, abgegeben werden, heisst es weiter.
Damit hilfsbereite Bürger und Bürgerinnen den Sprengstoff auch erkennen, wurden die Merkmale des Sprengstoffs aufgelistet. «Sprengstoff ist meistens in mehrere Bündel zusammengeschnürt. Manchmal hat es noch so ein Ding drauf mit einem Zähler und einem Countdown. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die auch weg sind», heisst es.
Ausserdem gibt die Vermisstenanzeige eine Anleitung, wie denn im Fall eines Fundes mit dem Sprengstoff umzugehen sei: Der Sprengstoff sollte nicht mit Feuer in Verbindung gebracht werden, steht geschrieben.
Hinter der Vermisstenanzeige steckt allerdings nicht etwa ein unbekannter Aktivist, wie auf der Facebook-Seite von Mia Gujer, Präsidentin der JUSO Aargau, zunächst steht. Auf Anfrage klärt sie auf, dass in Wirklichkeit die JUSO für die Aktion verantwortlich ist. «Die Idee ist spontan entstanden», so Gujer.
Am Montagabend wurde die Vermisstenanzeige in ganz Aarau verteilt. «Wir haben 200 Zettel gedruckt und in Aarau verteilt. Auch bei der Kaserne», bestätigt Gujer. Die Reaktionen der Leute seien durchs Band positiv ausgefallen. «Die Vermisstenanzeige kam bei den meisten gut an. Die Leute nahmen es mit Humor und fanden sie witzig gemacht», sagt Gujer.
Die Aktion der JUSO ist aber nicht nur als reiner Spass gedacht. Damit soll auch auf die Abstimmung vom 25. September zum neuen Nachrichtendienstgesetz aufmerksam gemacht werden. «Das Departement, dem nebenbei einige Kilo Sprengstoff verloren ging, will nun, dass wir ihm blind in Sachen Privatsphäre und digitale Sicherheit vertrauen», so Gujer auf ihrer Facebook-Seite.
Bei der Armee wird der Sprengstoff noch immer vermisst. «Die Ermittlungen sind derzeit im Gange,» entgegnet Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage. Ob es sich tatsächlich um einen Diebstahl oder einen Fehler in der Buchhaltung handelt, bleibt offen. «Wir können noch keine Möglichkeiten ausschliessen.» Die Militärjustiz ermittelt. (aargauerzeitung.ch)