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Spiele-Kritik von Tom Felber zu «The Mind»

Im Spiel «The Mind» musst du eins mit all deinen Mitspielern werden

Bild: Nürnberger Spielkarten
De Ohrfiige na
Mit minimalistischen Regeln präsentiert «The Mind» ein grandioses Spielkonzept, von dem man zunächst gar nicht glaubt, dass es funktioniert. Es funktioniert aber nicht nur, es thrillt!
04.03.2018, 15:0906.06.2018, 08:36
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Wir spielen heute:
«The Mind»

Übersinnliches Kartenspiel von Wolfgang Warsch für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren. Spieldauer: etwa 20 Minuten. Verlag: Nürnberger Spielkarten. Preis: etwa 12 Franken.

Thema:

Wir müssen alle eins werden, um Karten ohne vorherige Absprachen in der richtigen Reihenfolge auszuspielen. 

Was macht man?

The Mind Material, scharf
Bild: Nürnberger Spielkarten

Die anderen Mitspieler angucken, ihre Gedanken und ihre Körpersprache lesen und die eigenen Karten zum richtigen Zeitpunkt herausspielen

Besondere Features:

Total coole Häschen-Grafik, die absolut keinen Sinn macht.

Geeignet für:

Alle, die Lust auf ein regeltechnisch völlig simples, aber sehr überraschendes kooperatives Kartenspiel haben. 

Wir haben es für euch gespielt!

Nein, Händchen halten mit den Mitspielern muss man nicht. Aber am Anfang jedes Durchgangs legen alle in einem Ritual eine Hand in die Tischmitte, um ihre  Gedanken zu synchronisieren. Die Regel mahnt: «Diese gemeinschaftliche Konzentration auf das Level ist extrem wichtig für das erfolgreiche Bestehen.» Man könnte das natürlich auch weglassen, ein esoterisches Spiel ist «The Mind» nämlich wirklich nicht. Es sieht unscheinbar aus: Eine kleine Kartenspiel-Schachtel mit einem merkwürdigen Hasen auf dem Cover. Was drin steckt, ist ist aber völlig aussergewöhnlich, eine spielerische Perle.

Hört man zunächst, wie es funktionieren soll, denkt man, das kann gar nicht gehen. Und dann haut es trotzdem hin – und wie! Das Spielkonzept erinnert entfernt an «The Game». Im Spiel gibt es genau wie dort hundert Zahlenkarten von 1 bis 100. Alle Mitspieler erhalten verdeckt und zufällig Karten. Dann müssen sie die Karten in der richtigen Reihenfolge von der tiefsten zur höchsten in die Tischmitte spielen. Es gibt keine vorgegebene Spielreihenfolge. Die eigenen Kartenwerte dürfen nicht verraten oder gezeigt werden. Und es sind keinerlei Absprachen erlaubt, auch keine geheimen Zeichen. Es beginnt mit Level 1, wo jeder Mitspieler genau eine Karte erhält. Dann geht es darum, ein möglichst hohes Level zu erreichen. Die Anzahl der Handkarten, die man zu Beginn jedes Levels erhält, entspricht der Höhe des Levels. Mit jedem Level sind dadurch mehr Karten im Spiel. Am Anfang hat die Gruppe eine bestimmte Anzahl an Leben. Sie kann im Spielverlauf auch neue Leben hinzugewinnen. Spielt ein Spieler eine falsche Karte, verliert das Team aber ein Leben. Sobald alle Leben verbrannt sind, ist fertig lustig mit coolen Häschen.  

Spielsituation The Mind 2
Wer wagt es, die nächste Karte auszuspielen?Bild: Tom Felber

Die Spielerinnen und Spieler starren sich sehr intensiv an und versuchen, zu ergründen, wer wohl als nächster spielen muss. Klar, wenn man die 1 auf der Hand hat, wirft man sie sofort raus. Wann spielt man aber die 15? Es geht darum, die Körpersprache der Mitspieler, das Zucken und Ziehen an Karten zu lesen und das richtige Timing zu erwischen. Die Spieler können zudem auch spezielle Karten, die «Wurfsterne» gewinnen. Mit ihnen ist es möglich, das Spiel zu unterbrechen und lästige Karten loszuwerden. Wieso Wurfsterne? Das Kartenspiel hatte dem Vernehmen nach in der Entwicklungsphase zunächst ein Ninja-Thema. Die Wurfsterne sind das einzige Überbleibsel davon.  

Spielsituation the Mind 3
Wieder einmal schief gegangenBild: Tom Felber

Ich war enorm skeptisch bei diesem Spielkonzept, wurde dann aber völlig überrascht. «The Mind» funktioniert nach etwas Übung nicht nur prima, es euphorisiert regelrecht und setzt unglaubliche Emotionen frei. Was da in einer Partie an Gefühlen zusammenkommt, ist phänomenal. Die Begeisterung setzte sich auch in den verschiedensten Spielrunden fort, denen ich «The Mind» zum Ausprobieren überliess. Und nein! Der Ausgang wird nicht durch Glück und Zufall bestimmt. Mit einer einfachen Idee hat der Spieleautor Wolfgang Warsch ein kleines Meisterwerk kreiert. Wie bei vielen guten kooperativen Spielen will man es sofort nochmals ausprobieren, wenn man scheitert. Je mehr Spieler mitmachen, desto kniffliger wird die Abstimmungs-Aufgabe. Obwohl es nicht auf der Schachtel steht, haben wir es auch schon öfters zu fünf gespielt. Das klappt problemlos. 

Zu regelrechten Jubel-Ausbrüchen kommt es jeweils, wenn es zwei Spieler schaffen, zwei direkt hintereinander liegende Zahlenwerte aus dem Nichts korrekt hintereinander auszuspielen. Theoretisch könnte man auf die Idee kommen, das Spiel sei leicht auszutricksen, indem alle im gleichen Tempo in Gedanken mitzählen und dann die Karten zum richtigen Zeitpunkt ablegen. Praktisch funktionierte das allerdings bisher nicht, weil doch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten gezählt wird und Menschen in unklaren Situationen dann doch eher dazu neigen, sich von ihren Emotionen leiten zu lassen.

The Mind Cover scharf
Bild: Nürnberger Spielkarten

Ist «The Mind» zu zweit spielbar?

Ja, könnte sogar glatt als Zwei-Personen-Spiel durchgehen, wenn es nicht zu viert noch mehr Spass machen würde.

Komm an unseren Spiele-Abend!

Am 7. März findet der erste watson Spieleabend in Zürichstatt! Tom Felber wird vor Ort sein und über 50 verschiedene Spiele-Neuheiten mitbringen.

Darunter: «Azul», «The Mind», «5-Minute-Dungeon», «Facecards», «Klong! », «Memoarrr! », «Pioneers», «When I dream», «Sebastian Fitzek – Safehouse», «Heaven & Ale» etc. etc. Zu gewinnen gibt es tolle Spiele, dabei sein lohnt sich!

Wann & Wo 7.
März 2018, ab 18:30 Uhr, Essen um 19:00 Uhr, Ende ca. um 23:00 Uhr im Restaurant Krokodil Zürich

Infos & Anmeldung
Die Teilnahme ist an ein Nachtessen im Restaurant gebunden. Zum Essen wird ein Salat + (Vegi-)Burger mit Fritten serviert. Das Menü kostet CHF 35.- (exkl. Getränke) und wird direkt vom Restaurant Krokodil eingezogen. Falls du am Spieleabend dabei sein möchtest, fülle bitte das untenstehende Formular aus.

Die Anmeldung gilt als fix, wenn du eine Teilnahmebestätigung von uns erhalten hast (Teilnehmerzahl beschränkt!). Die Bestätigung erfolgt per Mail. Sollten die Plätze bereits ausgebucht sein, werden wir dich ebenfalls informieren. Überprüfe in den kommenden Tagen nach Anmeldung also dein Postfach, um zu sehen, ob du dabei bist!

Tom Felber ist ...
... der Vorsitzende der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Fortan wird er hier für uns regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vorstellen.
Bild
bild: zvg
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2 Kommentare
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