Optimierungsspiel mit Würfeln von Rüdiger Dorn für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren. Spieldauer: 20 bis 40 Minuten. Verlag: Pegasus. Preis: etwa 25 Franken.
Auf dem Basar von Istanbul werden Tücher, Obst, Gewürze und Schmuck in wertvolle Rubine umgetauscht.
Würfel werfen, die Ergebnisse für Aktionen nutzen, dadurch Geld und Waren sammeln und diese in Rubine eintauschen.
Eigenständiges Würfelspiel in der «Istanbul»-Reihe. Das Brettspiel «Istanbul» ist dafür nicht notwendig.
Alle, die gerne taktische Würfelspiele spielen, bei denen man wie bei «Yahtzee» oder «Kniffel» bestimmte Kombinationen würfeln muss. Man darf sich allerdings nicht von den vielen Möglichkeiten überfordern lassen.
Brettspiele, die Namen von real existierenden Städten tragen, gibt es mittlerweile gefühlt wie Sand am Meer. Manchmal passt, was im Spiel abläuft, inhaltlich perfekt auf die Stadt. Oder ein grafischer oder spielerischer Aspekt spiegelt den gewählten Stadtnamen treffend wieder wie etwa bei «Las Vegas» oder «Carcassonne». – Wer war schon einmal in Istanbul? Ich meine, in der real existierenden Stadt Istanbul. Ich war schon ein halbes Dutzend Mal dort. Und weil ich einen persönlichen Bezug zu dieser Stadt habe, bekomme ich immer, wenn ich das Brettspiel «Istanbul» spiele, ein ziemlich flaues Gefühl im Magen. Denn es ist schon ein arg romantisierter, klischierter Blick auf die Metropole am Bosporus, der da in diesem Spiel zelebriert wird. Ein Schmelztiegel der Kulturen, eine historisch unglaublich bedeutende Weltstadt, wird auf einen türkischen Basar reduziert, in dem man Gewürze und Tücher in Edelsteine umtauscht.
Ich frage mich immer, was Spieleautoren uns wohl in einem Spiel anstellen lassen würden, das «Zürich» heissen würde oder «Olten», «Oberwil/Lieli» oder «Othmarsingen».
Blendet man den Kontext aus, ist «Istanbul» von der rein spielerischen Seite her betrachtet allerdings ein überdurchschnittlich gutes Optimierungsspiel und wurde 2014 mit dem Preis «Kennerspiel des Jahres» ausgezeichnet. Nach mehreren Erweiterungen ist in diesem Herbst auch ein eigenständiges Würfelspiel herausgekommen. Um es zu spielen, braucht man keine anderen Titel der Reihe. Das Würfelspiel verwendet das gleiche Thema und den gleichen Grafik-Stil wie das Brettspiel, und auch die Zielsetzung ist dieselbe: Man soll auf dem Basar verschiedene Sorten von Waren und Geld besorgen und sie letztlich in Rubine umtauschen.
Die Spielverlage haben sich in den vergangenen Jahren ja einen Sport daraus gemacht, zu fast jedem Spiel auch noch eine Würfelspiel-Adaption herauszubringen. In diesem Fall ist das Resultat gelungen. Würfel werden geworfen, zu effizienten Kombinationen zusammengestellt und diese verwendet, um Warenplättchen, Geld, Basarkarten, Moscheeplättchen, weitere Würfel, Rubine oder Kristalle zu erhalten. Nur schon diese Aufzählung zeigt, dass es sehr vielfältige Möglichkeiten im Spiel gibt. Alle gesammelten Ressourcen und Aktionsmöglichkeiten führen aber letztlich dazu, dass man sie in Rubine umtauschen kann. Es gewinnt, wer zuerst eine bestimmte – je nach Spielerzahl variierende – Zahl an Rubinen erreicht.
Es handelt sich hier zwar um ein Würfelspiel, das sich für Leute, die öfters spielen, sehr einfach und simpel anfühlt. Dieser Eindruck täuscht aber, wenn man mit Menschen am Tisch sitzt, die wenig spielen. Man sollte schon einen Rucksack voll Spielerfahrung mitbringen, um die Icons in der Spielübersicht zu verstehen und richtig anzuwenden. Die mitgelieferten Aktions-Übersichten sind zwar vorbildlich, es hat sich aber trotzdem gezeigt, dass Wenigspieler durchaus Schwierigkeiten haben können, die Systematik hinter dem Spiel zu erfassen. Gewürfelte Waren und Warenplättchen, die man aufwändiger erstanden hat, haben zum Beispiel beim Bezahlen denselben Wert. Unerfahrenere Mitspieler sind von den vielen Möglichkeiten, den verschiedenen Plättchen und unzähligen Karten erst einmal überfordert: Nö, ein einfaches Familienspiel ist das nicht.
Für Menschen mit Spielerfahrung ist das Spiel hingegen ein relativ kurzer, pfiffiger Aufwärmer oder Absacker.
«Istanbul – Das Würfelspiel» ist sehr gut konzipiert, redaktionell schön umgesetzt und unterhält. Der Spielstein-Ablade-Kettenzug-Mechanismus (was für ein Wort) aus dem Brettspiel oder eine andere besonders neue, originelle Idee wird im Würfelspiel allerdings nicht verwendet. Es setzt auf bewährte, funktionierende Optimierungs-Mechanismen. Deshalb bleibt es letztlich einfach ein Würfelspiel, bei dem man auf Kombinationen würfelt und Hilfsmittel dazu erwerben kann; aber eben ein sehr gutes und durchdachtes Würfelspiel. Und weil es eben ein Würfelspiel ist, ist auch der Glücksfaktor hoch.
Ja, die Würfelkombinationen, die man erreichen muss, sind dieselben. Man hat einfach weniger Konkurrenten als in Vollbesetzung und muss zudem einen Rubin mehr sammeln, um zu gewinnen.
Als Jurymitglied ist Tom Felber verpflichtet, sämtliche relevanten neuen Spiele mehrfach auszuprobieren. Dazu benötigt er natürlich auch immer wieder neue Mitspieler. Wer Lust hat, mitzuspielen, kann sich über spieleabende@bluewin.ch für seinen Newsletter anmelden. Die Spiele-Testrunden finden jeweils in Zürich statt.