Schnipp-Spiel von Brian Gomez für 2 bis 4 Spieler ab 6 Jahren. Spieldauer: etwa 30 Minuten. Verlag: Amigo. Preis: etwa 30 Franken.
Der Abwart verfolgt Pinguin-Kinder, die den Unterricht schwänzen, durch das gefrorene Schulhaus.
Pinguin-Figuren müssen geschickt durch die Räume eines dreidimensionalen Spielplans geschnippt werden.
Die fünf Schachteln des zusammenbaubaren 3D-Spielbretts werden platzsparend ineinander gesteckt verstaut.
Kinder ab 6 Jahren sowie Familien und Erwachsene, die in einem Fun-Spiel ihre Fingerfertigkeit und Zielgenauigkeit trainieren wollen.
Mit den wirklich guten Kinderspielen ist es ja so eine Sache: Irgendwann wursteln auch die Erwachsenen daran herum und wandeln sie am Ende gar noch in Trinkspiele um. Das war schon bei «Looping Louie» so, und auch in «Ice Cool» schlummert ein entsprechendes verstecktes Potenzial. Ich habe jedenfalls schon reine Väterrunden erlebt, die mit dem Spiel ihr Gaudi hatten. Also: Das niedliche Geschicklichkeits-Spiel ist dieses Jahr zwar mit dem Preis «Kinderspiel des Jahres» ausgezeichnet worden, macht aber eigentlich allen Altersgruppen Spass.
Was würdest du tun, wenn du Jānis Grunte, Reinis Butāns, Egils Grasmanis und Edgars Zakis heissen würdest und zusammen ein Spiel erfunden hättest? Der 39-jährige Gründer des Spieleverlags Brain Games aus Riga, Egils Grasmanis, befand jedenfalls, diese lettischen Namen seien zu lang und zu kompliziert, um sie auf eine Spieleschachtel zur internationalen Vermarktung zu drucken. Dort steht jetzt deshalb das Pseudonym «Brian Gomez». Doch wer ist Brian Gomez? Es ist ein Wortspiel aus dem Verlagsnamen. Selbst Uwe Mölter, der leitende Spieleredaktor des Amigo-Verlages, der das Spiel in Deutschland übernahm, wusste während der Projektphase zwei Jahre lang nicht, dass es sich um ein Pseudonym handelte.
Das Autorenteam habe mit «Ice Cool» spielend erreicht, dass man «auch zu Hause Bock auf Schule» haben könne, lobte die Koordinatorin der Kinderspiel-Jury, Sabine Koppelberg, die vier Letten bei der Preisverleihung in Berlin.
Öffnet man die Schachtel, kommen vier weitere Schachteln zum Vorschein. Die Boxen müssen mit Wäscheklammer-ähnlichen Objekten, die in der Form von Fischen gestaltet sind, aneinander geheftet werden, wodurch ein grosses, quadratisches Spielfeld mit fünf Räumen entsteht: Willkommen im Schulhaus für Pinguine! Der Boden ist gefroren und glitschig glatt. Die einzelnen Räume sind durch offene Türen miteinander verbunden.
Die Spieler müssen nun kleine Pinguinfiguren mit den Fingern durch die Türen schnippen. Denn die Pinguine schwänzen die Schule und wollen vor dem Mittagessen noch ein paar Fische fangen. Diese hängen – nur der Abwart weiss warum – über den Türen. Immer wenn eine Figur erfolgreich durch eine Öffnung geschnippt worden ist, erhält der entsprechende Spieler den Fisch und darf eine Karte ziehen, die Siegpunkte einbringt. Das ist natürlich noch nicht alles: Dem Schulhaus-Abwart passt das Gerutsche nämlich nicht in den Kram. In jeder Runde schlüpft ein anderer Spieler in die Rolle des Abwarts, der als «Fänger» die Pinguine der übrigen Spieler jagt. Berührt sein Pinguin einen anderen Pinguin, ist dessen Runde zu Ende und der Abwart erhält einen Schülerausweis, der ihm Punkte einbringt. Das Spiel wird über genau so viele Runden gespielt wie Spieler mitmachen, bis jeder einmal Abwart war. Dann werden die Punkte gezählt.
«Ice Cool» ist optisch ein Hingucker, den man sofort Anfassen und Ausprobieren möchte. Schon nach dem Aufbau fummelt jeder ungefragt daran herum. Das zielgenaue Schnippen kann trainiert werden. Wahre Meister flitzen mit einem einzigen Schuss elegant um Kurven und durch mehrere Türen hindurch. Mit Übung sind regelrechte Trickschüsse möglich. In der Spielregel sind verschiedene Schnipptechniken für die Pinguine erklärt. Im Internet kursieren Videos von Schnipp-Profis, bei denen man nur blass und neidisch wird: Die Pinguine springen gekonnt über Wände und vollführen schwindelerregende Pirouetten.
Doch im tatsächlich erlebten Alltag des Durchschnittskindes dominieren am Anfang natürlich die Fehlschüsse und Zufallstreffer. Die Kinder freuen sich tierisch, dass es die Erwachsenen auch nicht besser können. Je länger man schnippt, umso mehr bekommt man aber die kegelförmigen Pinguine und ihre Physik in den Griff, und es entstehen hochemotionale Wettkämpfe, bei denen es irgendwann niemand mehr sitzend auf dem Stuhl aushält. – Okay, ehrlicherweise trifft man auch wirklich besser, wenn man steht.
«Ice Cool» ist ein generationsübergreifendes Fun-Spiel, nichts abendfüllendes, aber als Absacker schön und lustig oder für eine schnelle Partie zwischendurch.
Ist «Ice Cool» auch gut zu zweit spielbar? Im Prinzip schon, allerdings mit leicht abgewandelten Regeln. Zu viert herrscht natürlich wesentlich mehr Interaktion am Tisch.
Als Jurymitglied ist Tom Felber verpflichtet, sämtliche relevanten neuen Spiele mehrfach auszuprobieren. Dazu benötigt er natürlich auch immer wieder neue Mitspieler. Wer Lust hat, mitzuspielen, kann sich über spieleabende@bluewin.ch für seinen Newsletter anmelden. Die Spiele-Testrunden finden jeweils in Zürich statt.