Nebel
DE | FR
International
Digital

Entlassener CEO von Cambridge Analytica Trump mehrfach getroffen haben

Ein Channel-4-Reporter fängt Nix vor seinem Büro ab. Stunden später wird Nix suspendiert.
Ein Channel-4-Reporter fängt Nix vor seinem Büro ab. Stunden später wird Nix suspendiert.

Gefeuerter Daten-Chef: «Habe Trump mehrfach getroffen» ++ So reagiert Facebook

Neue Enthüllungen im Skandal um die Methoden der Trump-Wahlhelfer von Cambridge Analytica. Erstmals gibt nun auch Facebook ein Statement ab. Zuckerberg schweigt aber weiter. 
21.03.2018, 03:1121.03.2018, 07:01
Mehr «International»

Dirnen, Bestechung und Erpressungsversuche: Nach den Enthüllungen des englischen TV-Senders Channel 4 über die zwielichtigen Methoden der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica (CA) überschlagen sich die Ereignisse. Das Unternehmen hat CEO Alexander Nix am Dienstagabend per sofort suspendiert. Und Stunden später hat sich dann auch Facebook zum ersten Mal zu den Enthüllungen geäussert.

Die Reaktion von Facebook

Facebook hat auf den Datenskandal um die Analysefirma Cambridge Analytica mit Bedauern reagiert. Firmenchef Mark Zuckerberg und alle Verantwortlichen seien sich des Ernsts der Lage bewusst, heisst es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung von Facebook.

«Das gesamte Unternehmen ist entsetzt darüber, dass wir hintergangen wurden», heisst es weiter. Facebook werde alles tun, um seine Richtlinien durchzusetzen und die Informationen der Nutzer zu schützen.

Das Weisse Haus reagierte zunächst nicht offiziell. In Medienberichten versuchten Trump-Mitarbeiter, die Verbindungen zu Cambridge Analytica kleinzureden.

Der Ex-CEO und Trump

Praktisch mit der Suspendierung von CEO-Nix strahlte Channel 4 die dritte Folge der Undercover-Reportage über Cambridge Ananlytica aus. Im Fokus ist diesmal der US-Präsident. «Ich habe Trump mehrfach getroffen», behauptet der frühere CA-Chef Nix (siehe Video unten).

Der einst umjubelte Daten-Guru Nix prahlte vor versteckter Kamera, seine Firma sei für die gesamte digitale Kampagne des Trump-Wahlkampfes verantwortlich gewesen. 

«Wir machten die gesamte Recherche, bereiteten alle Daten auf, erstellten Analysen und bestimmten die Zielgruppen der Kampagne», sagte Nix zu den Undercover-Reportern, die sich als Berater für einen Politiker aus Sri Lanka ausgaben. 

Dank dieser umfassenden Datensammlung sei es für Trump möglich gewesen, in drei Wackelstaaten die entscheidenden Elektorenstimmen zu holen. Und die Präsidentschaftswahlen trotz eines Rückstands von drei Millionen Wählerstimmen auf Hillary Clinton für sich zu entscheiden. «Mit unseren Daten und unserer Recherche. So hat Trump die Wahlen gewonnen», sagte Alex Tayler, leitender Datenanalyst. Pikant: Er ist inzwischen als neuer CEO eingesetzt worden. 

In einem weiteren Treffen sagte dieser, die Firma habe auch die «Crooked Hillary»Kampagne gegen Hillary Clinton umgesetzt.

Im jüngsten Channel-4-Bericht kommt die unterlegene US-Präsidentschaftskandidatin zu Wort. Clinton weist auf offene Fragen in Zusammenhang mit den Fake-News-Anzeigen bei Facebook hin, die nachweislich aus Russland kamen:

  • Welche Verbindungen gibt es zwischen Cambridge Analytica und der aus Russland gesteuerten Anti-Clinton-Propaganda?
  • Cambridge Analytica soll unentschiedene Wähler, respektive Wechselwähler in den «Swing States» identifiziert haben. Wurden diese Informationen mit den Russen geteilt?

Investoren klagen gegen Facebook

In der Datenaffäre um Facebook haben US-Investoren eine erste Klage gegen den Internet-Konzern eingereicht. Die Aktionäre machten geltend, dass die Konzernführung sie über die Fähigkeiten in die Irre geführt habe, die Daten der Nutzer zu schützen.

Der Zeitung «Los Angeles Times» zufolge wird Facebook in der am Dienstag bei einem Bundesgericht in San Francisco eingereichten Beschwerde zudem vorgeworfen, die eigenen Datenschutzvorschriften verletzt zu haben.

Die Aktien des sozialen Netzwerks waren zuletzt an den Börsen eingebrochen. Zuvor war bekanntgeworden, dass Cambridge Analytica möglicherweise illegal Zugriff auf Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern hatte.

(dsc/amü/sda)

Frühere TV-Berichte von Channel 4 über die britisch-amerikanische Firma Cambridge Analytica:

Teil 1 (Der Whistleblower)

Teil 2 (Undercover-Report)

Betrüger kopieren Facebook-Accounts und kassieren ab

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
DocM
21.03.2018 06:41registriert August 2016
Zuckerberg & Co. wussten von Anfang an was sie tun. Jede Ausrede ist nur versuchte Augenwischerei und jegliches ausgedrückte Bedauern Verarschung der Nutzer, rsp. ein Rettungsversuch des Zuckerbergschem Impmeriums.
1093
Melden
Zum Kommentar
avatar
irgendwie so:
21.03.2018 07:02registriert Oktober 2016
Mich erinnert auch diese Geschichte wie so manche in der Vergangenheit an den Film 'Wag the dog', sind andere Mittel heute, auf der Strecke aber bleibt nach wie vor die Wahrheit.
Wir haben keine Chance, alle die Meldungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen - bleibt nur das Vertrauen auf 'sichere' Informationsquellen. Man muss sich nur die Frage stellen, ob und wo es die überhaupt noch gibt in dem Spiel um Macht und Geld...
401
Melden
Zum Kommentar
23
Abholzung am Amazonas sinkt massiv – es sind aber immer noch 327 Fussballfelder am Tag
Die Abholzung im brasilianischen Amazonas-Regenwald ist einem Bericht zufolge in den ersten beiden Monaten des Jahres auf dem niedrigsten Stand seit 2018 in diesem Zeitraum gewesen.

Im Januar und Februar seien 196 Quadratkilometer des Amazonas abgeholzt worden und damit 63 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum im Vorjahr, teilte die Umweltschutzgruppe Imazon am Montag mit.

Zur Story