Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Ich mag Shoppingcenter nicht. Von den konsumwütigen Massen, die bei künstlichem Licht und fehlenden Fenstern ihre Freizeit totschlagen, halte ich mich wenn immer möglich fern. In der Hoffnung, alles werde besser, machte ich mich vor knapp einem Jahr auf zur Migros der Zukunft in Brugg AG – und wurde enttäuscht.
Jetzt habe ich die Welle 7 in Bern, die vor etwas mehr als einem Monat eröffnet worden ist, besucht. Und ich bin positiv überrascht worden. Der Koloss direkt beim Bahnhof Bern, in dem alles auf Pendler ausgerichtet ist, imponiert mir aus den 9 folgenden Gründen.
Da Pendler für fast nichts Zeit haben und nie zu Hause sind, muss alles rasch gehen. Oder es muss nebeneinander gehen. Das funktioniert in der sogenannten Wash-Bar. Hier können Besucher ihre schmutzige Wäsche abgeben und bei einem Drink, einem Konzert oder einem Kaffee warten, bis sie sauber ist.
Für das Training braucht es keinen Fitnesstrainer mehr. Zumindest keinen realen. In der Welle 7 trainieren Sportler vor Videowänden. Auf diesen werden Programme von Profis abgespielt. Beginnen und Aufhören kann jeder, wann er möchte.
In Sachen Essensangebot haben die Welle-7-Erfinder einiges richtig gemacht. Das Angebot ist abwechslungsreich. Die Migros bringt nicht nur durch eigene Imbissstände und Läden Essen an die Frau und den Mann, sie hat ein breites Angebot geschaffen. Gesundes hat ebenso Platz wie weniger Gesundes, Vegetarier kommen ebenso auf ihre Kosten wie Fleischliebhaber. Die Burger beim «The Beef» schmecken, die habe ich ausprobiert. Dunkin' Donuts ist mit der zweiten Schweizer Filiale präsent, aber auch der gesunde Imbissstand Goodie. Bei The Fitting Room gibt es für Edelpendler ein Dreigangmenü zum Mitnehmen.
Der ursprüngliche Stammtisch ist tot. Oder er lebt nur noch in eher ländlichen Regionen. So, wie der Stammtisch im neuen Zentrum wieder geboren wurde, könnte er durchaus eine Renaissance erleben. In hängenden Designerstühle das Mittagessen einnehmen, neue Menschen kennenlernen, sich austauschen. Das passiert hier bereits.
Wer zu Hause ständig den Pöstler verpasst und erst nach Postschalterschluss Feierabend hat, für den gibt es die Collect Lounge. Hierhin können sich Kunden Päckli – nicht nur von Zalando – und Briefe schicken lassen. In den übergrossen Garderoben können Kleider sofort anprobiert werden. Passen sie nicht, kann man sie gleich vor Ort wieder zurückspedieren.
Auf den Geschossen 3 bis 7 kann sich einmieten, wer kein Büro oder kein Sitzungszimmer hat. Für eine Stunde, einen Tag, eine Woche oder länger. Co-Working heisst diese Form von Arbeitsplätzen. Ab 50 Franken pro Stunde gibt es die nötige Infrastruktur plus 3-D-Drucker und Internetverbindung. Wer will kann im Haus über Mittag an einem Kochkurs teilnehmen und gemeinsam essen. Die Kleinen werden im Kinderland betreut.
Im Zug bestellen, vor dem Nach-Hause-Gehen die Medikamente abholen. Das ist im Flagship-Store der Online-Apotheke zur Rose möglich.
Ich habe mich in der Welle 7 im Gegensatz zu den meisten anderen Einkaufszentren nicht eingeengt gefühlt. Es ist hell, die Beleuchtung – auch durch die Screens an den Wänden – nicht zu künstlich, zu grell. Ausserdem werden die Kunden gut geführt, die Wege sind klar. Auf welchem Stock man den Aufzug verlassen muss, sagt einem die Stimme im Lift. Auf jeder Etage gibt es Handy-Ladestationen.
Ein grosser Vorteil der Pendler-Migros ist der Standort. Sie liegt nicht in einem Vorort, sondern im Zentrum vom Bern mit direktem Anschluss zu den Gleisen.
Etwas Negatives habe ich dann doch noch. Mir fehlen Aussenplätze zum Essen oder Kaffee trinken. Keine Bank, keine Essensmöglichkeiten unter freiem Himmel – nichts. So habe ich meinen Kaffee auf dem Rückweg nach Zürich halt im guten alten Speisewagen getrunken.