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Seit letzter Woche campieren auf dem Gelände der Strafanstalt Witzwil rund 350 Fahrende, die die Behörden auf Trab halten. Eine private Sicherheitsfirma ist vor Ort, und auch die Polizei steht im Einsatz. Nicht zuletzt ärgern sich die Anwohner über den Aufmarsch.
Was viele nicht wissen: Wo sich derzeit Wohnwagen an Wohnwagen reiht, verrichteten vor einem Jahrhundert die gleichen Leute Zwangsarbeit. Das Gelände der Strafanstalt Witzwil war Schauplatz für den tragischen Umgang der Schweiz mit Fahrenden, wie ein vor Jahren erschienener Forschungsbericht des Schweizerischen Nationalfonds zeigte.
Alles begann 1894 mit der Umwandlung des Guts Witzwil in ein Gefängnis. Die Häftlinge mussten in der Landwirtschaft arbeiten und in den umliegenden Mooren Entwässerungsgräben ausheben. Es war Zwangsarbeit, die ab 1913 schliesslich vor allem Roma, Sinti und Jenische verrichteten. Ab da wurden «Zigeuner» (wie es damals hiess) verhaftet, wenn sie die Grenze zur Schweiz überquerten. Mit dramatischen Folgen: Die Familien wurden auseinander gerissen. Männer und Buben ab 16 Jahren internierte man in Witzwil. Die Frauen und Kinder sperrte man in Heime ein, die die Heilsarmee führte.
Die Behörden führten währenddessen einen sogenannten Identifikationsprozess durch, in dessen Rahmen auch Rassenprofile herausgearbeitet und in einer «Zigeunerkartei» registriert wurden. Danach wurden die Familien wieder zusammengeführt und aus dem Land abgeschoben.
So wie früher verfährt man mittlerweile längst nicht mehr. Der Kanton Bern versucht derzeit die Witzwiler zu beschwichtigen und ruft zur Toleranz gegenüber den Fahrenden und deren Lebensstil auf. Er verspricht auch, dass die Wohnwagen bis heute Abend abziehen.