Irgendwo in Lateinamerika – vielleicht Brasilien oder Kolumbien.
In Spanien.
Der liegt für mich irgendwo in den Bergen – vielleicht in den Anden in Ecuador oder im Wallis.
Sihanoukville in Kambodscha, ein schrecklicher Touristenort mit viel Prostitution, auch Kinderprostitution.
Die Leute zu Hause. Und Cervelat und Brot.
In China mit meiner Freundin – fast 24 Stunden lang! Es hatte wenig Verkehr, maximal 10 Autos fuhren in dieser Zeit an uns vorbei. Wir spielten Vier gewinnt mit Mandarinli-Schalen, und gerade als wir begannen, uns am Strassenrand eine Rösti zu braten, kam einer und nahm uns mit – ein verdammter Held!
So richtig umkehren wollte ich nie. Auch wenn nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Der schwierigste Moment war, als ich erfahren habe, dass meine Schwester heiratet. Da habe ich lange überlegt, ob ich unterbrechen und heimreisen soll.
In Asien. Die bewundern das kleine Land mit der starken Wirtschaft.
Meine Freundin hatte den heissesten Flirt, mit den Matrosen auf der Überfahrt nach Europa (lacht).
In China in einem «Hotel». Ich habe mich nicht getraut, irgendetwas anzufassen, es war dermassen eklig.
In der Türkei und Iran. Dort wurde ich fast täglich zum Übernachten eingeladen. Oder zumindest zum Tee. Moslems sind am gastfreundlichsten.
Wenns irgendwie gegangen ist, ja. Zwei, dreimal musste ich ein Taxi oder einen Bus nehmen, weil ich militärisches Sperrgebiet durchqueren musste, wo stöppeln verboten war. Zum Beispiel in Turkmenistan oder ganz im Westen Chinas. In den grossen Städten musste ich zudem immer mit dem ÖV an den Stadtrand fahren, um per Autostopp weiterzukommen. In Peking, Tokyo oder Bangkok zum Beispiel würde es wohl zwei Wochen gehen, bis man mit Stöppeln nur schon an den Stadtrand gelangt.
Ehrlich gesagt in den meisten Ländern, die ich gesehen habe. Zumindest nicht für immer.
In Bagan, der Tempelstadt in Myanmar.
In Rio. Oder in der iranischen Wüste.
Dass ich kein Russisch gelernt habe vor der Reise. Überhaupt, dass ich nicht mehr in Sprachen investiert habe. Und ich würde im Nachhinein weniger Zeit in Südostasien verbringen. Dort hat mir der Tourismus nicht so gefallen.
Keinen einzigen. Aber ich habe meiner Freundin einen gemacht – im Oktober heiraten wir.
Dass die Welt oft scheisse ist, die meisten Menschen aber gut. Dass die Welt nicht fair ist und dass wir ein verdammtes Privileg haben, in der Schweiz zu leben. Dass ich kaum in einem Land war, wo die USA in den letzten hundert Jahren nicht ihre Finger im Spiel gehabt haben. Politisch bin ich linker geworden – ich glaube das wird man auf Reisen zwangsläufig, wenn man nicht völlig herzlos ist. Grundsätzlich muss ich aber sagen: Ich habe auf der Reise mehr Fragen als Antworten erhalten.
Hmm, viele. Etwa 10’000 habe ich noch. Viele habe ich aber schon unterwegs gelöscht.
Das eine gibt es nicht. Zu meinen Lieblingsbildern gehören aber solche von Personen oder Alltagssituationen.
In den USA. Viel Fast-Food, viele dicke Menschen, kaum Fussgängerzonen, psychisch Kranke in der U-Bahn und viele Obdachlose in den grossen Städten.
Spanien und Italien sind wirklich beschissen zum Autostöppeln.
Ecuador war gut, Frankreich auch. Und in der Osttürkei funktionierte es ebenfalls hervorragend.
In Brasilien. Brasilianer sind auch lustig, wenn man sie nicht ganz versteht.
Das Handy, vor allem wegen der Karten-App Maps.Me. Die funktioniert auch offline und hat mir das Leben viel leichter gemacht. Ich habe mich oft gefragt: Wie haben die sich früher bloss orientiert, ohne diese Technik?
Das beste Bier war kein Bier, sondern ein selbst gemachter Wein an meinem Geburtstag. Im Iran, wo Alkohol ja offiziell verboten ist.
In China.
Vermutlich Tony in den USA. Er war im Alter von 18 bis 36 im Knast und hat den ganzen Aufstieg des Internets verpasst. Als er raus kam, fand er sich in einer neuen Welt wieder.
Ich habe oft geweint, gerade bei Wiedersehen. Eigentlich waren es fast immer Freudentränen. Das letzte mal auf der Reise weinte ich am Openair Gampel: Unser dortiger Fahrer hat uns spontan zum Openair eingeladen, wir hatten nicht einmal gewusst, dass das Festival gerade stattfindet. Und dann hat er uns einen Backstage-Pass besorgt. Als dann die Toten Hosen, meine Lieblingsband, «An Tagen wie diesen» spielte, da musste ich weinen, Freudentränen.
Von Moldawien nach Rumänien. Es handelt sich um eine EU-Aussengrenze und ich war mit einem LKW unterwegs – eine unglückliche Kombination! Zwischen Honduras auf Nicaragua haben wir auch drei, vier Stunden gewartet. Auch da mit einem LKW. Geh nie mit einem LKW über die Grenze, das gibt immer Scherereien!
Von Kirgistan nach China. Es war Winter, alles weiss verschneit, der Fahrer war extrem chillig, seine Musik ebenfalls.
Das kam hin und wieder vor, vor allem von Taxifahrern. Das sind oft die grössten Schlitzohren und selber schuld, wenn Uber kommt.
Geissenhirn in China. Käfer und Insekten habe ich auch mal probiert, allerdings mehr als Mutprobe. In Bolivien hatte ich mal einen Bissen Lama – oder war es Alpaka? Auf jeden Fall war es sehr fein.
Mais-Tortillas in Mexiko. Tag für Tag bei jeder Mahlzeit. Gar nicht mein Ding.
Keine Ahnung. Ich selbst musste in China am meisten saufen. Taucht dort ein Europäer auf, ist Trink-Battle angesagt.
Rumänien. Das Land hat bei uns ja nicht den besten Ruf. Aber dort gibt es fantastische, nette Leute, eine abwechslungsreiche Natur – das Donau-Delta, die Städte in Siebenbürgen ... ein echter Geheimtipp.
Da muss ich den Joker nehmen, bei 1009 Fahrern kann ich das nicht sagen. Das wäre allen anderen gegenüber unfair.
Alle Raser. Einer auf dem Balkan hat sich während der Fahrt irgend eine Pille reingeschmissen. Was, weiss ich nicht. Und dann ist er gerast wie blöd. Sein Kumpel erzählte mir, er habe sich schon dreimal das Leben nehmen wollen; und dann fuhr er, als sei ihm das Leben wirklich nichts wert.
Die meisten können es sich leider nicht leisten, in die Schweiz zu kommen. Aber über Social Media stehe ich nach wie vor mit vielen Leuten in Kontakt. Ein Mexikaner kommt jetzt sogar an unsere Hochzeit im Oktober.
Nach Frankreich. Die Franzosen interessieren sich sehr für andere Kulturen und sind oft alternativ unterwegs. Das passt mir.
Am meisten aufgeregt habe ich mich über die chinesischen Taxifahrer. Mehrere Male musste ich wieder aussteigen, weil sie nicht kapierten, was ich wollte. Dabei habe ich auf mein Handy gezeigt, Handzeichen gemacht und gesagt: «I will guide you». Aber das hat alles nichts genützt. Autostöppeln in China: kein Problem. Ein Taxi nehmen: zum Durchdrehen!
Bangkok war schon ziemlich beschissen. Die Roller-Taxis sind dort viel teurer als die Auto-Taxis, weil man etwa fünfmal schneller vorwärtskommt.
Immer, wenn mich jemand besuchen kam und dann wieder ging.
Das war nicht ein bestimmter Moment. Es gab viele Momente, in denen ich mich einsam fühlte. Allein Städte anschauen war nicht immer spassig. Das ist zu zweit schon viel schöner.
Irgendwo auf der Cordillera Blanca in Peru, mehr als 5000 Meter über Meer.
Ich schätze die Schweiz noch mehr als vorher schon. Die Schweiz ist das Paradies! Hier ist es grün, hier gibt es frische Luft, hier gibt es fast keine Obdachlosen. In anderen Ländern dagegen gibt es kaum Jobs, die Menschen haben mit der Armut sowie der allgegenwärtigen Korruption zu kämpfen – vielerorts DAS Krebsgeschwür! – und es gibt kein bisschen Chancengleichheit. Verglichen mit anderen Ländern haben wir in der Schweiz keine Probleme.
Das fiel mir immer wieder schwer. Gerade im Iran oder in der Türkei wollen dich die Leute immer einladen, obschon sie selbst nicht viel haben. Aber sie lassen es nicht zu, dass du sie einlädst.
Alles, was gefährlich war, hatte mit Verkehr zu tun: Die paar Raser, bei denen ich im Auto war; die Fahrt von Panama nach Kolumbien auf dem kleinen Schiff – es war eben nicht die ruhige Karibik; die 30-Kilometer-Fahrt in Kolumbien, die wir auf einem Sattelschlepper zwischen Zugfahrzeug und Anhänger zurückgelegt haben.
Angst um mein Leben? Nein. Wahrscheinlich waren wir in Barcelona dem Tod am nächsten, weil wir zwei Tage vor dem Terroranschlag noch über die Ramblas gegangen sind.
Am Anfang war es sehr schwer, als wir monatelang getrennt waren. Das war ein echter Härtetest. Aber jetzt ist es umso schöner. Vor allem auch, weil wir die letzten 10 Monate zusammen gereist sind und wir jetzt viele Eindrücke und Erlebnisse teilen können.
Den habe ich vergessen (lacht).
Nicht für immer, nein. Mir gefällt das Leben in der Schweiz.
Da muss ich wieder den Joker nehmen. Ich hatte so viele geniale Momente. Die legendärste Party war aber das Neujahrsfest in Myanmar. Ich war mit einem Freund unterwegs, wir waren die einzigen Ausländer. Wo wir auftauchten, bildete sich eine Menschentraube.
Ganz klar in Brasilien.
Ebenfalls Brasilien. Immer Buffet. Wir haben in Brasilien sehr viel Zeit in Raststätten und Tankstellen verbracht.
Die Leute zerrten und zogen an uns; es war unglaublich. Roger Federer willst du danach nicht mehr sein! Wir waren fix und fertig, aber es war sehr eindrücklich.
Ja, auf jeden Fall! Wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte mich das ein Leben lang beschäftigt. Eine Weltreise war mein Traum, seit ich 19 war. Wenn ich allerdings keine Kolumne geschrieben hätte, wäre ich vielleicht etwas weniger streng mit mir selbst gewesen und hätte nicht immer nur Autostopp gemacht.
Einfach in den Tag hineinzuleben … Vor allem aber werde ich die Leute vermissen, die mir immer wieder so unverhofft magische Moment beschert haben. Den Typen etwa, der uns einfach noch ans Gampel mitnahm. Oder all die Leute, die dich zu sich nach Hause einladen – dann erlebst du plötzlich einen grossartigen Abend mit Wildfremden und liegst am Ende in einem frisch gemachten Bett und kannst es einfach nicht glauben.
In Japan. Sushi und Wagyu-Beef. Meine Nummer eins ist aber immer noch die italienische Küche, aber in Italien war ich ja nicht.
Gefühlt am Grand Canyon im Zelt. Oder in Alaska. Oder in den peruanischen Bergen. Oder im Norden von China, als meine Freundin mich erstmals besuchte. Einmal war dort der Boden in der Dusche gefroren, und wir brauchten etwa 10 Decken zum Schlafen.
In Kolumbien, im Laderaum eines Lastwagens. Oder auf den Pick-up-Ladeflächen in Südostasien.
Definitiv in China. In vielen anderen Ländern konnte ich die Sprache auch nicht, aber die Chinesen denken auch anders als wir. Wir haben dort zum Teil mit Händen, Füssen und Bilder-Lexikon versucht, den Leuten zu erklären, dass wir ein Bett suchen zum Übernachten. Eigentlich nicht so schwierig, würde man meinen. Aber in China ist alles kompliziert.
Für mich: die Schweiz. Weil ich unser Land halt am besten kenne.
Die ersten Schuhe hielten bis Kirgistan, insgesamt fast ein halbes Jahr. Danach weiss ich es nicht mehr.
Das weiss ich nicht. Aber ich habe immer noch meinen Hoodie. Das ist das Wichtigste, dass ich den noch habe. Den habe ich seit 2008.
Es ist schön, all die Leute wieder zu sehen. Aber es ist auch komisch. Du gehst durch deine Stadt und merkst: Alles ist noch genau gleich. Und dann denkst du: War das jetzt alles real, diese ganzen zwei Jahre?
Ich habe viele Bändeli geschenkt bekommen. Und wunderschöne gelbe Schlarpen von einem alten Japaner. Und eine Decke von Tony, dem Amerikaner, der fast 20 Jahre im Knast war.
Einmal hatte ich in Moldawien den Dünnpfiff. Sonst war ich nur in Rio ein, zwei Tage erkältet. Ich hatte insgesamt riesiges Glück.
Zwangsweise zweimal, jeweils, um ein Attest zu holen fürs Frachtschiff.
Ich weiss es nicht. Aber ich muss sagen: Coiffeure sind oft ziemliche Legenden. Sie sind mir fast so fest ans Herz gewachsen wie die Lastwagenfahrer.
Ganz ehrlich: Ich weiss es nicht genau. Über den Daumen gepeilt 40’000 bis 50’000 Franken. Ich bin zwar gratis per Autostopp gereist, aber sonst hatte ich schon mein Budget. So war ich in Kappadokien Ballonfliegen, in Mexiko Fallschirmspringen und habe auch relativ teure Dschungel- und Bergtouren gemacht.
Die beiden Ozean-Überquerungen mit dem Frachtschiff. Von Rio nach Spanien 1100 Euro pro Person – 8 Nächte, Essen inklusive. Noch teurer war es von China nach Kanada: 2100 Euro.
Geschätzt: Zehn. Am häufigsten mit Lkw-Fahrern. Da passiert immer wieder mal was.
Ich habe mir Mühe gegeben und mich in der Regel täglich gewaschen. Im Notfall habe ich einen Fluss gesucht oder mit einer Wasserflasche geduscht.
In Laos in einem Baumhaus. Mit Blick über den Regenwald.
Ich hatte viele gute Autos. Am ersten Tag fuhr ich mit Rentner Hans im Cabrio von Wald nach Schmerikon. Daran kann ich mich noch gut erinnern, weil es fast das einzige Cabrio war.
In China sass ich mal in einer Stadtzug, in dem die Scheiben automatisch milchig wurden, sobald man dicht an Wohnhäusern vorbeifuhr – damit man den Leuten nicht in die Wohnung schauen konnte. Das fand ich ziemlich cool.
Je länger ich nicht waschen konnte, desto mehr habe ich mich gefreut. Ich habe aber fast jede Woche gewaschen.
Also Federer sicher nicht, den kennen ganz viele leider nicht. In China sind die Schweizer Uhren bekannt, in Südamerika eher die Banken. Es ist also ein bisschen abhängig von der Region.
Ich schon. Meine Freundin nicht unbedingt. Die muss ich noch überzeugen.
Die Erkenntnis, dass es überall auf der Welt grossartige Menschen gibt. Das kann mir niemand mehr nehmen.
Die Fragen stellten Franz Ermel und Marius Egger.