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Per Autostopp um die Welt

Per Autostopp rund um die Welt reisen: Eine Bilanz in 80 Fragen und 80 Antworten

Per Autostopp um die Welt

In 80 Fragen um die Welt. Eine Bilanz aus zwei Jahren Autostopp

Thomas Schlittler hat die Welt gesehen. Der watson-Blogger reiste in gut zwei Jahren einmal rundum – per Autostopp. 1009 Fahrer haben ihn mitgenommen, 811 Tage war er unterwegs, die letzten 10 Monate zusammen mit seiner Freundin. Eine Bilanz in 80 Fragen und Antworten.
09.09.2017, 18:38
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Wo liegt das glücklichste Land der Welt?

Irgendwo in Lateinamerika – vielleicht Brasilien oder Kolumbien.

Wo leben die schönsten Frauen?

In Spanien.

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Welches ist der schönste Ort auf der Welt?

Der liegt für mich irgendwo in den Bergen – vielleicht in den Anden in Ecuador oder im Wallis.

Welches ist der hässlichste Ort?

Sihanoukville in Kambodscha, ein schrecklicher Touristenort mit viel Prostitution, auch Kinderprostitution.

Was hast du unterwegs am meisten vermisst?

Die Leute zu Hause. Und Cervelat und Brot.

Wo hast du am längsten auf eine Mitfahrgelegenheit warten müssen?

In China mit meiner Freundin – fast 24 Stunden lang! Es hatte wenig Verkehr, maximal 10 Autos fuhren in dieser Zeit an uns vorbei. Wir spielten Vier gewinnt mit Mandarinli-Schalen, und gerade als wir begannen, uns am Strassenrand eine Rösti zu braten, kam einer und nahm uns mit – ein verdammter Held!

Autostopp à la chinoise: Warten (hier mit Feuerchen) ...
Autostopp à la chinoise: Warten (hier mit Feuerchen) ...
... Warten (hier mit improvisiertem Vier gewinnt) ...
... Warten (hier mit improvisiertem Vier gewinnt) ...
... und noch einmal Warten (hier am Rösti machen). 
... und noch einmal Warten (hier am Rösti machen). 

Wie oft wolltest du umkehren?

So richtig umkehren wollte ich nie. Auch wenn nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Der schwierigste Moment war, als ich erfahren habe, dass meine Schwester heiratet. Da habe ich lange überlegt, ob ich unterbrechen und heimreisen soll.

Wo hat die Schweiz den besten Ruf?

In Asien. Die bewundern das kleine Land mit der starken Wirtschaft.

Wo hattest du den heissesten Flirt?

Meine Freundin hatte den heissesten Flirt, mit den Matrosen auf der Überfahrt nach Europa (lacht).

Wo war die mieseste Unterkunft?

In China in einem «Hotel». Ich habe mich nicht getraut, irgendetwas anzufassen, es war dermassen eklig.

«Moslems sind am gastfreundlichsten.»

Wo leben die gastfreundlichsten Menschen? 

In der Türkei und Iran. Dort wurde ich fast täglich zum Übernachten eingeladen. Oder zumindest zum Tee. Moslems sind am gastfreundlichsten.

Beste Gastfreundschaft_Nirgends werde ich so oft eingeladen wie in der Osttürkei und im Iran. Hier bei Mehmet und Netice in Bingöl
Nirgends werde ich so oft eingeladen wie in der Osttürkei und im Iran. Hier bei Mehmet und Netice in Bingöl.

Hast du wirklich immer nur gestöppelt?

Wenns irgendwie gegangen ist, ja. Zwei, dreimal musste ich ein Taxi oder einen Bus nehmen, weil ich militärisches Sperrgebiet durchqueren musste, wo stöppeln verboten war. Zum Beispiel in Turkmenistan oder ganz im Westen Chinas. In den grossen Städten musste ich zudem immer mit dem ÖV an den Stadtrand fahren, um per Autostopp weiterzukommen. In Peking, Tokyo oder Bangkok zum Beispiel würde es wohl zwei Wochen gehen, bis man mit Stöppeln nur schon an den Stadtrand gelangt.

Wo möchtest du nie leben wollen?

Ehrlich gesagt in den meisten Ländern, die ich gesehen habe. Zumindest nicht für immer.

Wo geht die Sonne am schönsten auf?

In Bagan, der Tempelstadt in Myanmar.

Nirgends geht die Sonne schöner auf: Bagan, Myanmar.
Nirgends geht die Sonne schöner auf: Bagan, Myanmar.

Wo geht sie am schönsten unter?

In Rio. Oder in der iranischen Wüste.

Sunset in Rio ...
Sunset in Rio ...
... und in der iranischen Wüste.
... und in der iranischen Wüste.

Welche Entscheidung bereust du? 

Dass ich kein Russisch gelernt habe vor der Reise. Überhaupt, dass ich nicht mehr in Sprachen investiert habe. Und ich würde im Nachhinein weniger Zeit in Südostasien verbringen. Dort hat mir der Tourismus nicht so gefallen.

Wie viele Heiratsanträge hast du erhalten?

Keinen einzigen. Aber ich habe meiner Freundin einen gemacht – im Oktober heiraten wir.

Reisen bildet, sagt man. Was hast du gelernt?

Dass die Welt oft scheisse ist, die meisten Menschen aber gut. Dass die Welt nicht fair ist und dass wir ein verdammtes Privileg haben, in der Schweiz zu leben. Dass ich kaum in einem Land war, wo die USA in den letzten hundert Jahren nicht ihre Finger im Spiel gehabt haben. Politisch bin ich linker geworden – ich glaube das wird man auf Reisen zwangsläufig, wenn man nicht völlig herzlos ist. Grundsätzlich muss ich aber sagen: Ich habe auf der Reise mehr Fragen als Antworten erhalten.

Wie viele Fotos hast du gemacht?

Hmm, viele. Etwa 10’000 habe ich noch. Viele habe ich aber schon unterwegs gelöscht.

Dein schönstes Foto?

Das eine gibt es nicht. Zu meinen Lieblingsbildern gehören aber solche von Personen oder Alltagssituationen.

Hier sind sie, Thomas Schlittlers 10 Lieblingsbilder:

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Per Autostopp um die Welt – Meine 10 Lieblingsbilder
Kamelhirte mit Motorrad und Handy in der iranischen Wüste.
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In welchem Land hast du am meisten Klischees angetroffen? 

In den USA. Viel Fast-Food, viele dicke Menschen, kaum Fussgängerzonen, psychisch Kranke in der U-Bahn und viele Obdachlose in den grossen Städten.

Wo ist Autostopp am mühsamsten?

Spanien und Italien sind wirklich beschissen zum Autostöppeln.

Und wo am besten?

Ecuador war gut, Frankreich auch. Und in der Osttürkei funktionierte es ebenfalls hervorragend.

Wo leben die lustigsten Leute?

In Brasilien. Brasilianer sind auch lustig, wenn man sie nicht ganz versteht.

Ein Brasilianer lernt «Lastwagenfahrer»

Was war dein wichtigstes Gadget?

Das Handy, vor allem wegen der Karten-App Maps.Me. Die funktioniert auch offline und hat mir das Leben viel leichter gemacht. Ich habe mich oft gefragt: Wie haben die sich früher bloss orientiert, ohne diese Technik?

«Taxifahrer sind oft die grössten Schlitzohren und selber schuld, wenn Uber kommt.»

Wo gibt's das beste Bier?

Das beste Bier war kein Bier, sondern ein selbst gemachter Wein an meinem Geburtstag. Im Iran, wo Alkohol ja offiziell verboten ist.

Welches war die beschissenste Toilette?

In China.

Ja, es gibt das Bild! Willst du es wirklich sehen? 🤢

Surprise

So. Und jetzt wird's wirklich schlimm. Es gibt nämlich auch noch ein Pissoir. 🤢🤢🤢

Surprise

Welcher Fahrer hat dir die beste Geschichte erzählt?

Vermutlich Tony in den USA. Er war im Alter von 18 bis 36 im Knast und hat den ganzen Aufstieg des Internets verpasst. Als er raus kam, fand er sich in einer neuen Welt wieder.

Hast du manchmal geweint?

Ich habe oft geweint, gerade bei Wiedersehen. Eigentlich waren es fast immer Freudentränen. Das letzte mal auf der Reise weinte ich am Openair Gampel: Unser dortiger Fahrer hat uns spontan zum Openair eingeladen, wir hatten nicht einmal gewusst, dass das Festival gerade stattfindet. Und dann hat er uns einen Backstage-Pass besorgt. Als dann die Toten Hosen, meine Lieblingsband, «An Tagen wie diesen» spielte, da musste ich weinen, Freudentränen.

Welches war der komplizierteste Grenzübertritt?

Von Moldawien nach Rumänien. Es handelt sich um eine EU-Aussengrenze und ich war mit einem LKW unterwegs – eine unglückliche Kombination! Zwischen Honduras auf Nicaragua haben wir auch drei, vier Stunden gewartet. Auch da mit einem LKW. Geh nie mit einem LKW über die Grenze, das gibt immer Scherereien!

Welches war der schönste Grenzübertritt?

Von Kirgistan nach China. Es war Winter, alles weiss verschneit, der Fahrer war extrem chillig, seine Musik ebenfalls.

Und so sah es aus:

Video: watson

Wurdest du oft übers Ohr gehauen?

Das kam hin und wieder vor, vor allem von Taxifahrern. Das sind oft die grössten Schlitzohren und selber schuld, wenn Uber kommt.

Was war das Exotischste, das du gegessen hast?

Geissenhirn in China. Käfer und Insekten habe ich auch mal probiert, allerdings mehr als Mutprobe. In Bolivien hatte ich mal einen Bissen Lama – oder war es Alpaka? Auf jeden Fall war es sehr fein.

Was brachtest du (fast) nicht runter?

Mais-Tortillas in Mexiko. Tag für Tag bei jeder Mahlzeit. Gar nicht mein Ding.

In welchem Land wird am meisten gesoffen? 

Keine Ahnung. Ich selbst musste in China am meisten saufen. Taucht dort ein Europäer auf, ist Trink-Battle angesagt.

Am meisten Alkohol_Wer als Europäer nach China kommt, kann davon ausgehen, dass er nie auf dem Trockenen sitzen muss
Wer als Europäer nach China kommt, kann davon ausgehen, dass er nie auf dem Trockenen sitzen muss.

Welches Land hat dich am meisten überrascht? 

Rumänien. Das Land hat bei uns ja nicht den besten Ruf. Aber dort gibt es fantastische, nette Leute, eine abwechslungsreiche Natur – das Donau-Delta, die Städte in Siebenbürgen ... ein echter Geheimtipp.

«Autostöppeln in China: kein Problem. Ein Taxi nehmen: zum Durchdrehen!»

Wer war der bester Fahrer?

Da muss ich den Joker nehmen, bei 1009 Fahrern kann ich das nicht sagen. Das wäre allen anderen gegenüber unfair.

Wer war der gefährlichste Fahrer?

Alle Raser. Einer auf dem Balkan hat sich während der Fahrt irgend eine Pille reingeschmissen. Was, weiss ich nicht. Und dann ist er gerast wie blöd. Sein Kumpel erzählte mir, er habe sich schon dreimal das Leben nehmen wollen; und dann fuhr er, als sei ihm das Leben wirklich nichts wert.

Mit wem wirst du in Kontakt bleiben?

Die meisten können es sich leider nicht leisten, in die Schweiz zu kommen. Aber über Social Media stehe ich nach wie vor mit vielen Leuten in Kontakt. Ein Mexikaner kommt jetzt sogar an unsere Hochzeit im Oktober.

Von Sahuarita: Mexikanischen Boden betreten wir mit Martin. Er ist Mexikaner, lebt und arbeitet aber in Phoenix, USA
Hier fährt uns Martin von den USA nach Mexiko. Im Oktober kommt er in die Schweiz an unsere Hochzeit.

Wohin würdest du auswandern?

Nach Frankreich. Die Franzosen interessieren sich sehr für andere Kulturen und sind oft alternativ unterwegs. Das passt mir.

Wem hättest du eine hauen können?

Am meisten aufgeregt habe ich mich über die chinesischen Taxifahrer. Mehrere Male musste ich wieder aussteigen, weil sie nicht kapierten, was ich wollte. Dabei habe ich auf mein Handy gezeigt, Handzeichen gemacht und gesagt: «I will guide you». Aber das hat alles nichts genützt. Autostöppeln in China: kein Problem. Ein Taxi nehmen: zum Durchdrehen!

Wo war der Strassenverkehr am mühsamsten? 

Bangkok war schon ziemlich beschissen. Die Roller-Taxis sind dort viel teurer als die Auto-Taxis, weil man etwa fünfmal schneller vorwärtskommt.

In Bangkok fährt der Kluge nicht mit dem Zuge, sondern mit dem Roller.
In Bangkok fährt der Kluge nicht mit dem Zuge, sondern mit dem Roller.Bild: Thomas Schlittler

Wann war das Heimweh am stärksten?

Immer, wenn mich jemand besuchen kam und dann wieder ging.

«Alles, was gefährlich war, hatte mit Verkehr zu tun.»

Was war der schwierigste Moment?

Das war nicht ein bestimmter Moment. Es gab viele Momente, in denen ich mich einsam fühlte. Allein Städte anschauen war nicht immer spassig. Das ist zu zweit schon viel schöner.

Wo warst du dem Himmel am nächsten?

Irgendwo auf der Cordillera Blanca in Peru, mehr als 5000 Meter über Meer.

Höchster Punkt_Aussicht auf 5100 Meter über Meer in der Cordillera Blanca in Peru
Aussicht auf 5100 Meter über Meer.Bild: Thomas Schlittler

Wie hat sich dein Verhältnis zur Heimat verändert?

Ich schätze die Schweiz noch mehr als vorher schon. Die Schweiz ist das Paradies! Hier ist es grün, hier gibt es frische Luft, hier gibt es fast keine Obdachlosen. In anderen Ländern dagegen gibt es kaum Jobs, die Menschen haben mit der Armut sowie der allgegenwärtigen Korruption zu kämpfen – vielerorts DAS Krebsgeschwür! – und es gibt kein bisschen Chancengleichheit. Verglichen mit anderen Ländern haben wir in der Schweiz keine Probleme.

Welches Geschenk konntest du fast nicht annehmen?

Das fiel mir immer wieder schwer. Gerade im Iran oder in der Türkei wollen dich die Leute immer einladen, obschon sie selbst nicht viel haben. Aber sie lassen es nicht zu, dass du sie einlädst.

Welches war der brenzligste Moment?

Alles, was gefährlich war, hatte mit Verkehr zu tun: Die paar Raser, bei denen ich im Auto war; die Fahrt von Panama nach Kolumbien auf dem kleinen Schiff – es war eben nicht die ruhige Karibik; die 30-Kilometer-Fahrt in Kolumbien, die wir auf einem Sattelschlepper zwischen Zugfahrzeug und Anhänger zurückgelegt haben.

Auf der Überfahrt von Panama nach Kolumbien.
Auf der Überfahrt von Panama nach Kolumbien.Bild: Thomas Schlittler

Hattest du einmal richtig Angst?

Angst um mein Leben? Nein. Wahrscheinlich waren wir in Barcelona dem Tod am nächsten, weil wir zwei Tage vor dem Terroranschlag noch über die Ramblas gegangen sind.

Wie hat sich die Beziehung zur Freundin verändert?

Am Anfang war es sehr schwer, als wir monatelang getrennt waren. Das war ein echter Härtetest. Aber jetzt ist es umso schöner. Vor allem auch, weil wir die letzten 10 Monate zusammen gereist sind und wir jetzt viele Eindrücke und Erlebnisse teilen können.

Wo hattest du den grössten Absturz?

Den habe ich vergessen (lacht).

Hattest du einmal das Gefühl: Hier möchte ich bleiben?

Nicht für immer, nein. Mir gefällt das Leben in der Schweiz.

Welches war das eindrücklichste Erlebnis?

Da muss ich wieder den Joker nehmen. Ich hatte so viele geniale Momente. Die legendärste Party war aber das Neujahrsfest in Myanmar. Ich war mit einem Freund unterwegs, wir waren die einzigen Ausländer. Wo wir auftauchten, bildete sich eine Menschentraube.

Wo sind die Autobahn-Raststätten am schönsten?

Ganz klar in Brasilien.

Und wo gibt es das beste Tankstellen-Essen? 

Ebenfalls Brasilien. Immer Buffet. Wir haben in Brasilien sehr viel Zeit in Raststätten und Tankstellen verbracht.

Am Wasserfest in Myanmar

Video: watson

Die Leute zerrten und zogen an uns; es war unglaublich. Roger Federer willst du danach nicht mehr sein! Wir waren fix und fertig, aber es war sehr eindrücklich.

Würdest du die Reise noch einmal machen?

Ja, auf jeden Fall! Wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte mich das ein Leben lang beschäftigt. Eine Weltreise war mein Traum, seit ich 19 war. Wenn ich allerdings keine Kolumne geschrieben hätte, wäre ich vielleicht etwas weniger streng mit mir selbst gewesen und hätte nicht immer nur Autostopp gemacht.

Sämtliche Etappen gibts hier zum Nachlesen:

Was wirst du aus deinem Reiseleben am meisten vermissen?

Einfach in den Tag hineinzuleben … Vor allem aber werde ich die Leute vermissen, die mir immer wieder so unverhofft magische Moment beschert haben. Den Typen etwa, der uns einfach noch ans Gampel mitnahm. Oder all die Leute, die dich zu sich nach Hause einladen – dann erlebst du plötzlich einen grossartigen Abend mit Wildfremden und liegst am Ende in einem frisch gemachten Bett und kannst es einfach nicht glauben.

Wo gibts das beste Essen?

In Japan. Sushi und Wagyu-Beef. Meine Nummer eins ist aber immer noch die italienische Küche, aber in Italien war ich ja nicht.

Wo war es am kältesten? 

Gefühlt am Grand Canyon im Zelt. Oder in Alaska. Oder in den peruanischen Bergen. Oder im Norden von China, als meine Freundin mich erstmals besuchte. Einmal war dort der Boden in der Dusche gefroren, und wir brauchten etwa 10 Decken zum Schlafen.

Kältester Ort_Lea hat fast immer kalt. Aber auf der 4-Tages-Wanderung in den peruanischen Anden ganz besonders.
Lea hat fast immer kalt. Aber auf der 4-Tages-Wanderung in den peruanischen Anden ganz besonders.Bild: Thomas Schlittler

Wo war es am heissesten?

In Kolumbien, im Laderaum eines Lastwagens. Oder auf den Pick-up-Ladeflächen in Südostasien.

Wo war die Verständigung am schwierigsten? 

Definitiv in China. In vielen anderen Ländern konnte ich die Sprache auch nicht, aber die Chinesen denken auch anders als wir. Wir haben dort zum Teil mit Händen, Füssen und Bilder-Lexikon versucht, den Leuten zu erklären, dass wir ein Bett suchen zum Übernachten. Eigentlich nicht so schwierig, würde man meinen. Aber in China ist alles kompliziert.

Verständigung am schwierigsten_China-Reisende brauchen viel Geduld und Nerven.
China-Reisende brauchen viel Geduld und Nerven.Bild: Thomas Schlittler

Welches ist das langweiligste Land der Welt?

Für mich: die Schweiz. Weil ich unser Land halt am besten kenne.

Wie viele Schuhe hast du verbraucht?

Die ersten Schuhe hielten bis Kirgistan, insgesamt fast ein halbes Jahr. Danach weiss ich es nicht mehr.

Die Woche beginnt mit einer schwierigen Trennung: Nach fast sechs Monaten kommen meine geliebten Schuhe in den Müll. Der Kopf siegt über das Herz. Es ist kalt!.
Mein erstes Paar Schuhe, kurz vor ihrem Ende.Bild: Thomas Schlittler

Wie viele Kleidungsstücke?

Das weiss ich nicht. Aber ich habe immer noch meinen Hoodie. Das ist das Wichtigste, dass ich den noch habe. Den habe ich seit 2008.

Wie ist es, wieder zu Hause zu sein?

Es ist schön, all die Leute wieder zu sehen. Aber es ist auch komisch. Du gehst durch deine Stadt und merkst: Alles ist noch genau gleich. Und dann denkst du: War das jetzt alles real, diese ganzen zwei Jahre?

Welches ist dein schönstes Souvenir?

Ich habe viele Bändeli geschenkt bekommen. Und wunderschöne gelbe Schlarpen von einem alten Japaner. Und eine Decke von Tony, dem Amerikaner, der fast 20 Jahre im Knast war.

Die Decke von Tony:

Zum Abschied schenkt uns Tony auch noch eine Decke seines Indianerstammes.
Bild: Thomas Schlittler

Wie oft warst du krank?

Einmal hatte ich in Moldawien den Dünnpfiff. Sonst war ich nur in Rio ein, zwei Tage erkältet. Ich hatte insgesamt riesiges Glück.

Wie oft warst du beim Arzt?

Zwangsweise zweimal, jeweils, um ein Attest zu holen fürs Frachtschiff.

Und wie oft beim Coiffeur?

Coiffeur mitten im Park in Kashgar, China.
Coiffeur mitten im Park in Kashgar, China.Bild: Thomas Schlittler

Ich weiss es nicht. Aber ich muss sagen: Coiffeure sind oft ziemliche Legenden. Sie sind mir fast so fest ans Herz gewachsen wie die Lastwagenfahrer.

Wie viel Geld hat dich die ganze Reise gekostet?

Ganz ehrlich: Ich weiss es nicht genau. Über den Daumen gepeilt 40’000 bis 50’000 Franken. Ich bin zwar gratis per Autostopp gereist, aber sonst hatte ich schon mein Budget. So war ich in Kappadokien Ballonfliegen, in Mexiko Fallschirmspringen und habe auch relativ teure Dschungel- und Bergtouren gemacht.

Was hat am meisten gekostet?

Die beiden Ozean-Überquerungen mit dem Frachtschiff. Von Rio nach Spanien 1100 Euro pro Person – 8 Nächte, Essen inklusive. Noch teurer war es von China nach Kanada: 2100 Euro.

Wie viele Pannen hast du überstanden? 

Geschätzt: Zehn. Am häufigsten mit Lkw-Fahrern. Da passiert immer wieder mal was.

Die georgischen Berge sind kein Zuckerschlecken für Oldtimer. Pannen sind einkalkuliert.
Die georgischen Berge sind kein Zuckerschlecken für Oldtimer. Pannen sind einkalkuliert.Bild: Thomas Schlittler

Wie lange warst du am längsten ungewaschen?

Ich habe mir Mühe gegeben und mich in der Regel täglich gewaschen. Im Notfall habe ich einen Fluss gesucht oder mit einer Wasserflasche geduscht.

Die schönste Dusche?

In Laos in einem Baumhaus. Mit Blick über den Regenwald.

Welches war das beste Auto, mit dem du gefahren bist?

Ich hatte viele gute Autos. Am ersten Tag fuhr ich mit Rentner Hans im Cabrio von Wald nach Schmerikon. Daran kann ich mich noch gut erinnern, weil es fast das einzige Cabrio war.

Mit Rentner Hans im Cabrio – am ersten Tag meiner Weltreise.
Mit Rentner Hans im Cabrio – am ersten Tag meiner Weltreise.Bild: Thomas Schlittler

Was ist das Fortschrittlichste, das du gesehen hast?

In China sass ich mal in einer Stadtzug, in dem die Scheiben automatisch milchig wurden, sobald man dicht an Wohnhäusern vorbeifuhr – damit man den Leuten nicht in die Wohnung schauen konnte. Das fand ich ziemlich cool.

Wo hast du dich am meisten über frische Wäsche gefreut?

Je länger ich nicht waschen konnte, desto mehr habe ich mich gefreut. Ich habe aber fast jede Woche gewaschen.

Was wurde häufiger mit der Schweiz assoziiert: Roger Federer, Uhren oder Schokolade?

Also Federer sicher nicht, den kennen ganz viele leider nicht. In China sind die Schweizer Uhren bekannt, in Südamerika eher die Banken. Es ist also ein bisschen abhängig von der Region.

Wirst du wieder einmal per Autostopp reisen?

Ich schon. Meine Freundin nicht unbedingt. Die muss ich noch überzeugen.

Was bleibt?

Die Erkenntnis, dass es überall auf der Welt grossartige Menschen gibt. Das kann mir niemand mehr nehmen.

Die Fragen stellten Franz Ermel und Marius Egger.

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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amadeus
09.09.2017 19:03registriert September 2015
"Dass die Welt oft scheisse ist, die meisten Menschen aber gut."

Schöner Satz!

Und danke für all die wunderbaren Reiseberichte.
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Posersalami
09.09.2017 20:18registriert September 2016
"Politisch bin ich linker geworden – ich glaube das wird man auf Reisen zwangsläufig"

WORD 👍
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TanookiStormtrooper
09.09.2017 19:12registriert August 2015
Sehr schön! Habe die Berichte immer sehr gerne gelesen.
Gratulation zur bevorstehenden Hochzeit.
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Es schneit! Darf ich zuhause bleiben?
Wer gestern überhaupt noch nachhause gekommen ist, fragte sich heute wohl nicht selten, ob er nicht besser gleich da geblieben wäre. Fragt sich das ein Schulkind, kann die Antwort durchaus ja sein. Fragt sich das ein Arbeitnehmer, ist die Antwort meist nein.

In der Schweiz herrscht auch bei Schneefall Schulpflicht. Eine Gemeinde darf deswegen nicht generell beschliessen, die Schule bei Schlechtwetter ausfallen zu lassen. Gleichzeitig ändert Schneefall aber auch nichts daran, dass die Kantone für den zumutbaren Schulweg verantwortlich sind. Wenn also der Schulweg zu gefährlich ist, müssen sie die Gefahr beseitigen. Da das bei zugeschneiten Strassen und drohenden Dachlawinen nicht auf die Schnelle möglich ist, kann die Schule Schulkinder dispensieren, sofern sie nicht gefahrlos zur Schule gehen können. Der Kanton Bern sieht dies gar ausdrücklich in seiner Absenzenverordnung für die Volksschule vor: Als entschuldigte Absenzen gelten auch «äusserst schwierige Schulwegverhältnisse infolge schlechter Witterung».

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