Adobe Photoshop ist 30.
Dass ich über das bekannte Bildbearbeitungsprogramm schreibe, hat mit einem kürzlich gehörten Beitrag auf Radio SRF1 zu tun. Eine gefühlt endlose und unkritische Lobbeshymne für eine ziemlich fragwürdige Software.
Hier kommt nun – in der gebotenen Kürze – mein Rant, warum 30 Jahre Photoshop nicht nur Grund zum Feiern ist.
Viele glauben, nicht darauf verzichten zu können. Dabei scheitert das Wechseln zu alternativen Programmen hauptsächlich an unserer eigenen Bequemlichkeit. 😏
Microsoft ist mit seinem Windows-Betriebssystem und der Office-Software das Paradebeispiel für einen Quasi-Monopolisten. Wenn ein Unternehmen dermassen gross und mächtig wird, ist der Wettbewerb beeinträchtigt. Punkt. Das gilt auch für Adobe – die Dominanz zeigt sich nur schon daran, dass Photoshoppen das Synonym für Bildbearbeitung ist.
Quasi-Monopole mögen für die Aktionäre einträglich sein, den Schaden haben wir Steuerzahler und Konsumenten. Stattdessen sollten wir eine Vielfalt von Anbietern anstreben und vor allem Open-Source-Software fördern.
Was tun Unternehmen, um mit dem gleichen Produkt noch mehr von seinen Kunden zu kassieren? Richtig, statt das Produkt zu verkaufen, wird es nur noch vermietet. Oder auf Englisch: Welcome to the Business Model from Hell.
Auf den ersten Blick ist das Abo-Modell verlockend, weil die Kunden keine (im direkten Vergleich) teureren Einzel-Lizenzen bezahlen müssen. Dazu gibts Online-Speicher, um die Dateien bequem und sicher in der Cloud zu speichern.
Die Schattenseite dieses Lock-in-Effekts zeigte sich im vergangenen Oktober in Venezuela. Nachdem die US-Regierung Wirtschafts-Sanktionen verhängte gegen das lateinamerikanische Land, musste Adobe ankündigen, dass sämtliche Nutzerkonten gesperrt werden müssten.
Viele professionelle Nutzer müssen die Software-Lizenzen nicht bezahlen, das übernimmt der Arbeitgeber. Von einigen ist die Kritik laut geworden an Adobe, dass das Unternehmen zu wenig auf seine wichtigsten Kunden höre.
Photoshop ist Marktführer und bietet zweifelsohne ein bestechend gutes Gesamtpaket an. Doch tragen die einseitigen Machtverhältnisse nicht unbedingt zu einer stetigen Verbesserung der Software bei, wie Kritiker bemängeln.
Wenn der Wettbewerb hart sei, zwinge er ein Unternehmen dazu, mehr Ressourcen in Forschung und Entwicklung (R&D) zu investieren und einen tieferen Profit zu akzeptieren, argumentiert der australische Blogger Adam Marsh. Dies habe man bei früheren Photoshop-Versionen gesehen:
Über den Support, den Adobe aus Kostengründen in ferne Länder ausgelagert hat, liessen sich Bände schreiben.
Aufschlussreicher Hashtag: #CancelAdobe
Adobe stand währen seiner 30-jährigen Regenschaft mit Photoshop immer mal wieder wegen der undurchschaubaren Preispolitik in der Kritik.
Bekanntermassen führt das Unternehmen auf seiner Website A-B-Tests mit unterschiedlichen Preisen durch, was für Besucher nicht nachvollziehbar ist. Zudem variierten die Preise je nach Kontinent massiv. Weil Europäer mehr bezahlen sollten als Amerikaner, gab es sogar politische Vorstösse.
Bei der Lancierung 2013 verlangte das Unternehmen 10 US-Dollar pro Monat für das Creative-Cloud-Bundle, das neben Photoshop auch Online-Speicher beinhaltete. 2019 verschwand das Angebot plötzlich, nun sollten die Kunden das doppelte bezahlen, also 20 Dollar pro Monat. (das ursprüngliche Angebot mit 9.99/Monat existiert immer noch).
Adobe und Apple – das ist eine Hassliebe.
Nun kursieren Online-Petitionen, die von Adobe fordern, bei den Mac-Versionen von Photoshop und Co. nachzubessern, damit die Programme besser laufen unter macOS.
Im Oktober 2019 bestätigte Adobe Kompatibilitätsproblemen bei Photoshop und bei Lightroom mit dem neuen macOS Catalina. User sollten mit dem Update warten.
PS: Es dauerte unendlich lange, bis Photoshop auch als mobile Software für das iPad verfügbar war. Und die ersten Versionen waren alles andere als begeisternd.
Adobe Systems Inc. hat der Welt nicht nur Photoshop beschert, sondern auch die Animations-Software Flash. Das entsprechende Browser-Plugin war wegen seiner vielen Sicherheitslücken massgeblich beteiligt an der weltweiten Verbreitung von Malware.
Das sind natürlich die epischen Photoshop-Battles und die Fails, über die wir uns köstlich amüsieren können. Darum von meiner Seite trotz aller Kritik: Happy Birthday!
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Mein Vorschlag schliesst sich dem von Adam Marsh an: Wer es nicht kennt, sollte Affinity Photo ausprobieren.
Oder wie wär's mit: