Über das Internet kann man heute leicht einen Partner finden. In ein paar Mausklicks ist auf der Dating-Plattform Tinder ein Profil angelegt. Ein hübsches Foto hochladen, schon kann die Partnersuche beginnen. Wer gefällt, wird nach rechts gewischt, wer weniger gefällt, nach links. Ein Algorithmus verkuppelt dann die Nutzer je nach Beliebtheit.
50 Millionen Nutzer sind auf der Plattform angemeldet. Darunter sind allerdings nicht nur paarungswillige Singles, sondern auch Liierte. Laut einer Studie der Marktforschungsgesellschaft GlobalWebIndex sind 42 Prozent der Nutzer auf Tinder in einer Beziehung und 30 Prozent sogar verheiratet (Tinder nannte die Zahlen in einem Tweet «absurd», nach eigenen Angaben sind nur 1,7 Prozent verheiratet).
Wie dem auch sei: Offensichtlich gibt es eine mehr oder minder grosse Gruppe Nutzer, die auf der Suche nach einem Seitensprung oder nach einer dauerhaften Affäre ist. Das dürfte den Partnern freilich gar nicht passen.
Doch nun ist Abhilfe in Sicht. Eine neue Webseite, SwindlerBuster (ehemals SwipeBuster), ermöglicht es misstrauischen Leuten zu überprüfen, ob ihr Chef, Freund oder Ex-Freund auf Tinder angemeldet ist. Für eine Gebühr von fünf US-Dollar können die Nutzerinnen und Nutzer Namen, Alter und Ort des «Verdächtigen» in eine Maske eingeben und einen Schnüffel-Check durchführen lassen. «Tell us who you want to bust» («Sag uns, wen du hochnehmen willst»), lautet die erste Frage im Formular, das man ausfüllen muss.
Swipe Buster bezieht die Daten von Tinders Programmierschnittstelle (API), die sämtliche Informationen der Nutzer erfasst. Der Clou: Tinders API und Datenbanken sind öffentlich und für jeden mit gewissen Computer-Grundkenntnissen zugänglich. Fünf Dollar erscheinen für eine eifersüchtige Gattin eine geringe Summe.
Das Projekt erinnert an die Hacker-Attacke auf die Seitensprung-Plattform Ashley Madison, bei der im Sommer letzten Jahres die Daten von über 30 Millionen Kunden, darunter auch Prominente, geleakt wurden: Namen, E-Mail-Adresse, Kreditkartennummer. Wie sich jedoch später herausstellte, waren von den 5,5 Millionen Frauen nur 12'000 echte Profile, der Rest waren Fake-Accounts.
Swipe Buster will Fremdgeher auf legalem Weg entlarven. Die Seite ist eine Art Schmarotzer: Es monetarisiert die Daten anderer und untergräbt deren Geschäftsgrundlage. Dass sich Swipe Buster damit nicht nur Freunde macht, ist offenkundig.
Tinder reagiert derweil gelassen. Ein Sprecher sagte gegenüber der Zeitschrift «Vanity Fair», «dass durchsuchbare Informationen auf der Webseite öffentliche Informationen sind, die Tinder-Nutzer auf ihrem Profil haben. Wenn man sehen will, wer auf Tinder ist, empfehlen wir, das Geld zu sparen und die App kostenlos herunterzuladen.»
Misstrauische Leute könnten sich inkognito anmelden und nach ihrem Partner suchen. Das würde die Partnersuche freilich ad absurdum führen, doch soll es schon vorgekommen sein, dass Algorithmen auf Singlebörsen gerade erst geschiedene Ehepaare als Dating-Partner vorschlugen. Tinder könnte auch einfach die Programmierschnittstelle schliessen, um Swipe Buster den Nährboden zu entziehen.
Aber vielleicht hilft bei Misstrauen auch einfach ein Gespräch unter vier Augen – ganz analog.
Update: Die Plattform ist in «SwindlerBuster» umbenannt worden. Die entsprechende Domain wurde aktualisiert.