Für viele Gamer ist die Playstation VR ein Flop. Zu wenig Spiele, die sich wirklich für einen Besuch in der virtuellen Welt lohnen und unschöner Kabelsalat im Wohnzimmer sorgen dafür, dass Sonys Hardware-Zusatz in der Ecke verstaubt. Doch mit sechs neuen Games beweist der Konzern, dass man immer noch an den Erfolg glaubt. Doch lohnen sich die neuen Spiele wirklich? Wir haben die Playstation VR wieder hervorgeholt und sind abgetaucht.
Eine düstere Irrenanstalt, ein Arzt, dem man nicht vertraut und Gedächtnislücken. Fertig ist das Grundgerüst einer knapp dreistündigen Egoparty. «The Inpatient» spielt etwa 60 Jahre vor dem Horror-Spiel «Until Dawn», wo man ebenfalls das heruntergekommene Sanatorium Blackwood Pines kurz besuchte. Was damals in der Vergangenheit genau abging, gilt es nun herauszufinden. Dafür fällt man als Patient diverse Entscheidungen, die zu unterschiedlichen Storyausgängen führen und muss sehr fiese Schockmomente überleben. Der Kurztrip mit solider Optik treibt den Puls regelmässig in die Höhe. Wer kein dickes Nervenkostüm besitzt, sollte aber einen Bogen um das Spiel machen.
Das Tor zur Hölle ist wieder weit geöffnet. Blutdurstige Horrorgestalten marschieren in unsere Dimension und sind alles andere als lieb. Reden hilft hier nicht, also muss mit Waffengewalt verhandelt werden. Der Held der Geschichte ist eigentlich bereits tot, aber er wird irgendwie mit der Hilfe der Kybernetik wiederbelebt. Oder wird sein Bewusstsein in einen Hightechanzug transportiert? Egal, denn die Aufgabe ist klar: Ein Monster nach dem anderen einfach wegballern. Das funktioniert in der virtuellen Realität ganz gut. Nur die schrecklich fummelige, ungenaue Steuerung nimmt der ganzen Sause die Geschwindigkeit und Intensität. Wer ein waschechtes «Doom» in der virtuellen Welt erwartet, wird hier leider enttäuscht werden. Aber die Mucke ist toll!
Über die Faszination von «Skyrim» muss man keine weiteren Worte mehr verlieren. Viele, viele Spielstunden haben wir bereits in dieser Welt verbracht und soziale Kontakte vernachlässigt. Jetzt darf man wortwörtlich in diese Welt nochmals eintauchen und erlebt alles ganz hautnah. Doch der Schock zu Beginn sitzt tief: Das Spiel sieht wirklich nicht hübsch aus. So gar nicht. Zweifel kommen hoch. Doch wenn man dann zum ersten Mal einen riesigen Drachen über sich hinweg fliegen sieht, drückt man beide Augen zu und prompt hat man schon wieder viele Stunden in dieser mystischen Welt verbracht.
Ich bin Superman! Also nicht wirklich, aber es fühlt sich so an. Ich kann ganz schnell um den Globus fliegen, mich durch dicke Wolkenfelder hindurch dringen oder nur knapp über der Wasseroberfläche fast schon den Wind spüren, der mir um die Ohren flattert. Eigentlich geht es um eine Alien-Invasion und riesige Zerstörungsmaschinen, die unseren Globus verwüsten wollen. Aber nicht mit mir. Als auserwählter Zeitgenosse (nicht Superman!) fliege ich zunächst rund um die Erde und halte diese Maschinen auf, die unsere Metropolen zerstören wollen. So simpel das Spielprinzip auch ist, das VR-Erlebnis ist eine Wucht. Das Gefühl, das man erlebt, ist kaum zu beschreiben. Mit Überschallgeschwindigkeit eine Stadt anfliegen und sich über den Wolken frei bewegen können. Wahnsinn. Genau so muss es sich anfühlen, wenn man richtig fliegen kann. So geht VR!
Das sieht eigentlich richtig cool aus. Der Future-Look gefällt. Aber schon nach ein paar Spielminuten hat man genug und das Gefühl ist da, alles bereits gesehen zu haben. Man muss die Dinge auch mal beim Namen nennen: «Sparc» ist nichts weiter als ein nettes Herumfuchteln. In der virtuellen Welt trägt man verschiedene futuristische Sportarten aus und nimmt an verschiedenen Wettkämpfen teil. Das ist in der virtuellen Welt ganz nett anzusehen und auch nett zu erleben, doch der Reiz verfliegt sehr schnell. Habe ich schon erwähnt, dass es ganz nett ist?
Warum nicht mal stundenlang in der wunderschönen «Final Fantasy»-Welt fischen gehen? Das kann man jetzt machen, muss man natürlich nicht. So langweilig sich dieses Spielprinzip auch anhört, es wurde mit ganz viel Liebe gemacht. Einfach nur die Angel schwingen und hoffen, dass ein Fisch anbeisst, geht nicht. Erst mit viel Gefühl und der nötigen Taktik wird man auch mit dicker Beute gesegnet. Die Ausrüstung kann aufgewertet werden, die Herausforderungen werden grösser und man trifft viele bekannte Gesichter aus dem «Final Fantasy»-Universum. Nochmals: Kann man spielen, muss man aber nicht.
«Resident Evil 7» war im letzten Jahr nicht nur der beste und intensivste Horror-Trip, sondern hat mit dem VR-Modus auch eindrücklich gezeigt, wie uns diese neue Technik richtig fertig machen kann und einen Medium-Mehrwert präsentiert. «Resi 7» ist im VR-Modus ein klarer Vorzeigetitel, an dem sich viel mehr Entwickler gerne orientieren dürfen. Am zweiten Februar erscheint nun die Gold Edition, die alle DLCs dieses Horror-Meisterwerks enthält. Wer «Resident Evil 7» noch nicht in der virtuellen Realität erleben durfte und leicht masochistisch veranlagt ist, muss sich diesen VR-Trip einfach geben.
Ja, die Playstation VR lebt, besitzt aber kaum Must-Have-Titel, die alle wegblasen. Wer regelmässig mit der Playstation VR abtaucht, muss sich oft mit etwas grobkörniger, unscharfer Optik zufrieden geben. Kurz: Die aktuelle Generation leidet unter einer zu schwachen Auflösung. Mit einem neuen Modell, das noch in diesem Jahr auf den Markt kommen könnte, sollen die künstlichen Welten aber endlich schärfer vor dem Auge aufblitzen. Zudem soll auch ein integrierter Kopfhörer an der Game-Brille Wirklichkeit werden. Auch den Kabelsalat im Wohnzimmer will man mit dem neuen Modell, vor allem mit dünneren Kabeln, bekämpfen. Ganz kabellos wird es also vorerst nicht gehen, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung und beweist, dass Sony immer noch fest an seine Hardware-Erweiterung glaubt.