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Du willst nur das Beste? Voilà:
Ist die SIM-Karte reif fürs Museum?
Am Montag hat die Swisscom über die Lancierung des ersten «Wearable» mit einer so genannten eSIM informiert.
Und hier steckt sie drin:
Um mit der Samsung Gear S2 Classic 3G am Handgelenk telefonieren zu können, ist weder ein (via Bluetooth gekoppeltes) Smartphone erforderlich, noch muss man vor der Inbetriebnahme ein SIM-Kärtchen aus einem Stück Plastik herausbrechen, um es mühsam ins Gerät zu stecken.
Bei der so genannten eSIM ist der Chip, den es für das Einwählen in ein Mobilfunknetz braucht, fix im Gerät verbaut. Darum steht das «e» für embedded, also eingebettet.
Die ab dem 7. Juni erhältliche Galaxy-Smartwatch ist natürlich nur der Anfang. Irgendwann sollen alle Mobilgeräte ohne herkömmliche SIM-Karte auskommen.
In der aktuellen Medienmitteilung malt die Swisscom eine rosige Zukunft. Es ist von mehr Freiheit für die Kunden die Rede, von unkomplizierten Gerätewechseln und von einem «entscheidenden Baustein» für das Internet der Dinge.
Doch was bringt die eSIM den Konsumenten wirklich und warum nimmt Swisscom eine Pionier-Rolle ein?
Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten:
Die Mobilfunk-Anbieter haben sich lange gesperrt und die Einführung eines branchenweiten eSIM-Standards mit immer neuen Vorschlägen verzögert.
Denn wenn die eSIM ab Werk im Gerät verbaut ist, geben die Provider die Kontrolle ein Stück weit ab. Apple, Samsung und andere Hardware-Hersteller drängen ins Geschäft.
Wie dies geht, zeigt Apple seit 2014. Die Kalifornier waren Vorreiter mit einer eigenen SIM-Karte fürs iPad.
Die Apple SIM ist eine Zwitter-Lösung. Zwar muss sie wie gehabt als Chip-Kärtchen gekauft und ins Gerät gesteckt werden. Bezüglich Funktionalität ist es aber eine eSIM, weil man über die System-Einstellungen den Provider wechseln kann.
Inzwischen hätten die Netzbetreiber begriffen, dass ihnen keine Alternative bleibe, konstatierte «Die Welt» diesen März. Weil sich das Internet der Dinge (IoT) entwickelt, benötigen immer mehr Geräte eine unkomplizierte ständige Verbindung – sei dies ein Auto, eine Waschmaschine oder auch ein Bürostuhl.
Über die letzten Jahre habe der GSMA-Industrieverband, der weltweit alle Netzbetreiber vertritt, mit den Geräteherstellern die Spielregeln verhandelt. Bis im Sommer solle der branchenweite eSIM-Standard endgültig verabschiedet werden.
Aus Konsumentensicht hat die eSIM den Nachteil, dass man sie nicht einfach wie die herkömmliche SIM herausnehmen kann. Man ist also den Anbietern ein Stück weit ausgeliefert.
Es wäre natürlich praktisch, wenn man als Besitzer einer nigelnagelneuen Gear S2 Classic 3G über die eigene Handynummer zu erreichen wäre, wenn man das Smartphone etwa zum Joggen zuhause lässt. Doch scheint dies zum heutigen Zeitpunkt aus technischen Gründen nicht möglich.
Swisscom-Sprecher Armin Schädeli:
Sprich: Wer beim Joggen mit der Smartwatch über die eigene Handy-Nummer erreichbar sein will, muss eine temporäre Rufumleitung einrichten (siehe Swisscom-Website).
Nope. Derzeit nicht.
Der Swisscom-Sprecher: «Für die Smartwatch erhält der Kunde eine separate Rufnummer. Für das Smartphone verwendet der Kunde seine bestehende.»
Eine Zweit-SIM, wie sie Swisscom ihren Kunden gegen Aufpreis anbietet, um die eigene Telefonnummer mit mehreren Geräten zu nutzen, macht keinen Sinn. Denn dafür müsste man die Zusatz-Karte ja in die Smartwatch stecken können.
Ausschliesslich Swisscom-Kunden mit einem «infinity»-Handyabo – das Günstigste kostet 69 Franken pro Monat.
Hinzu kommen 15 Franken, die die Swisscom als monatliche Gebühr für die eSIM in der Galaxy-Smartwatch verlangt.
Präzisierung: Laut Swisscom sind die 15 Franken nicht für die eSIM-Karte, «sondern für den Service, dass der Kunde telefonieren, SMS-Verschicken und mobil Daten nutzen kann».
Update: Hinzu kommen auch noch einmalige Kosten von 40 Franken: «Für die Aufschaltung des eSIM Profils fallen Kosten wie bei der klassischen SIM Karte an, deshalb kostet die Aufschaltung der eSIM 40 Franken», heisst es.
Das eSIM-Profil des Kunden (eine Software-Einstellung) wird ungültig, wenn der Vertrag mit der Swisscom endet. Weil zurzeit kein anderer Schweizer Provider eine eSIM anbietet, kann man die Smartwatch nicht mehr wie gewünscht nutzen.
Der Swisscom-Sprecher:
Es bleibt also zu hoffen, dass Salt (ehemals Orange) und Sunrise schon bald mit eigenen eSIM-Angeboten nachziehen.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, während eines Ausland-Aufenthalts zu einem lokalen (günstigen) Mobilfunk-Provider zu wechseln. Dazu muss man keine SIM-Karte mehr erwerben und ins eigene Gerät einsetzen, sondern nur die Software-Einstellungen ändern. Das Problem: Man hat nicht mehr die eigene Rufnummer.
Der Swisscom-Sprecher bestätigt. Selbstverständlich könnten die Kunden ein eSIM-Profil eines anderen Anbieters auf die Uhr laden – sofern dieser Anbieter eSIM unterstütze. «Damit erhält er von diesem lokalen Mobilfunkanbieter eine lokale Rufnummer (entspricht einem heutigen SIM-Kartenwechsel).»
Ausserdem sei auch Roaming möglich, also die Nutzung von fremden Mobilfunknetzen über das eigene Handy-Abo. Dies stehe im Leistungsbeschrieb zur eSIM (15 Fr./Monat).
Fazit: Dies dürfte das häufigste Szenario sein, weil weltweit die wenigsten Provider bislang eSIM-Angebote lanciert haben.
Der Swisscom-Sprecher:
Der Swisscom-Sprecher: «Eine eSIM ist genau so sicher wie die herkömmliche physische SIM-Karte. Die Profildaten werden end-to-end verschlüsselt auf die eSIM übertragen.»
Sollte ein eSIM-Gerät Kriminellen in die Hände fallen, brauchen sie auch den PIN-Code, um es freizuschalten.
Die Swisscom kann als Mobilfunk-Providerin ihre Kosten senken, wenn immer weniger herkömmliche SIM-Karten verwaltet und an die Kunden ausgeliefert werden müssen.
Profitieren kann das halbstaatliche Telekom-Unternehmen auch, weil das Internet der Dinge (IoT) wächst. Wenn immer mehr Geräte vernetzt werden, verdienen die Netzbetreiber.
Mediensprecher Armin Schädeli:
Dazu der Swisscom-Manager Dirk Wierzbitzki:
Armin Schädeli formuliert vorsichtig: «Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr weitere eSIM-Geräte auf den Markt kommen. Dabei wird es sich vermutlich um Smartwatches, Fitness-Armbänder, Tablets oder andere Zusatzgeräte handeln.»
Man merke: Von Smartphones ist (noch) keine Rede.
Bleibt die Frage, ob Apple mit dem für Herbst 2016 erwarteten iPhone 7 weiterhin die eigene technische Lösung (Apple SIM) favorisiert und das erste Smartphone mit eSIM lanciert.
Der Swisscom-Sprecher:
Armin Schädeli: «Wenn das iPhone 7 eine eSIM nach GSMA-Standard unterstützt, sind alle zufrieden. Swisscom kennt keine Pläne oder Spezifikationen von Apple und nimmt dazu keine Stellung.»