500 Euro für 260 Franken: Dieses verlockende Darknet-Angebot wird zwei jungen Männern zum Verhängnis.
Einer der beiden bestellt, weil er gerade in «akuter Geldnot» ist, über eine anonyme Darknet-Plattform, einen sogenannten Market, falsche 50-Euro-Scheine. Bezahlt wird mit Bitcoin.
Einige Wochen später und noch am gleichen Tag, an dem die illegale Ware per Post eintrifft, macht er sich mit einem Kollegen zu einer «Einkaufstour» nach Süddeutschland auf. Resultat: Beim ersten Versuch, mit einer Blüte zu bezahlen, fliegen sie auf.
Die beiden Schweizer mit serbischen Wurzeln haben erfolglos versucht, mit einem 50-Euro-Schein in einem Restaurant die Rechnung für zwei Mineralwasser zu begleichen. Die Service-Angestellte schöpft Verdacht und ruft die Polizei.
Geldfälscherei ist kein Kavaliersdelikt: Weil man durch das Herstellen und «Inverkehrbringen» von Falschgeld an den finanziellen Grundfesten des Staates rüttelt, drohen harte Strafen. In Deutschland bis zu 15 Jahre Gefängnis.
In unserem Fall kommen die Angeklagten mit blauen Augen davon. Es sind keine ausgebufften Schwerkriminellen: Bei der Durchsuchung auf der Polizeiwache wird in der Unterhose des einen Mannes eine Plastiktüte mit neun weiteren gefälschten 50-Euro-Scheinen entdeckt. Der ganze Darknet-Einkauf.
Daraufhin legen die beiden Männer «sofort ein umfangreiches Geständnis» ab und zeigen sich kooperativ, wie der Prozess-Berichterstatter von der Weiler Zeitung festhält.
Trotzdem müssen die Männer eine Woche in Untersuchungshaft schmoren, weil die Ermittler so lange brauchen, um die Tatumstände abzuklären. Danach kommen sie auf Kaution frei.
Ein bei der deutschen Bundesbank in Auftrag gegebenes Gutachten spricht später von einer schlechten Qualität der Blüten. Papierqualität, Farbgestaltung und das fehlende Rillenprofil hätten die Fälschungen leicht erkennbar gemacht.
Der Fall ereignete sich im Frühjahr 2016. Dieser Tage hat nun das Jugendschöffengericht im süddeutschen Lörrach die Männer im Alter von 20 und 28 Jahren zu mehrmonatigen Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt. Plus Geldstrafen, die das Gauner-Duo hoffentlich nicht mit Blüten begleichen wird ...
Ende Januar berichtete die Nachrichtenagentur SDA, dass die Schadenshöhe durch Falschgeld in der Eurozone und auch Deutschland auf vergleichsweise hohem Niveau verharre. Dies obwohl im vergangenen Jahr weniger Blüten aus dem Verkehr gezogen wurden als 2015. Insgesamt 82'150 Stück zählte die Bundesbank nach mehr als 95'000 ein Jahr zuvor. Der Schaden sank von 4.4 Millionen auf 4.2 Millionen Euro.
«Trotz des Rückgangs der Stückzahlen ist das Falschgeldniveau nach wie vor vergleichsweise hoch», bilanziert Rainer Elm, Leiter des nationalen Analysezentrums der deutschen Bundesbank. «Das liegt vor allem daran, dass Falschgeld zunehmend anonym über dunkle Kanäle im Internet verbreitet wird.» Dort mischten immer mehr auch junge Leute mit. Auch ihr Material kaufen viele Fälscher mittlerweile im Darknet: Mit ein paar Klicks kann sich im Grunde jeder zum Beispiel glitzernde Hologramm-Sticker besorgen und damit billige Farbkopien veredeln.
«Mit Hologrammen aus dem Darknet werden relativ primitive Fälschungen stark aufgewertet», äussert sich Elm besorgt. «Das sind dann doch oft Fälschungen, die im Zahlungsverkehr mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, weil sie einer ersten Prüfung standhalten.»
Seit 2005 haben Geldfälscher aus Süditalien europaweit mehrere Hunderttausend Stück solcher Scheine in Umlauf gebracht. Die Camorra lässt grüssen ...
Der schwunghafte Handel zweier junger Männer mit 50-Euro-Blüten von einem Dachboden in Niedersachsen fiel den Ermittlern im vergangenen Sommer allerdings nur per Zufall auf: Weil der Besitzer des Gutshofes die beiden wegen Stromklaus anzeigte, kam es zu einer Durchsuchung auf dem Hof nahe der niederländischen Grenze.
Die Polizei entdeckte dabei nicht nur eine Hanfplantage, sondern auch jede Menge Falschgeld. Ende Januar erhob die Staatsanwaltschaft Osnabrück Anklage gegen die 23 und 24 Jahre alten Männer wegen Verdachts der gewerbs- und bandenmässigen Geldfälschung.
In dem auch nach der Verhaftung des Duos erreichbaren Online-Shop mit dem bezeichnenden Namen «High Quality Counterfeit Notes Store» (HQCNS) äusserte sich die Kundschaft begeistert:
Ein englischsprachiger Nutzer lobte, das Hologramm auf den 50-Euro-Blüten sei «überraschend gut», ein anderer jubelte, er habe «noch nie so gut gefälschte Euros» gesehen.
Kein Wunder also, dass der Fünfziger einmal mehr der am häufigsten gefälschte Schein ist – sechs von zehn Euro-Blüten in Deutschland waren 2016 Fünfziger. Die Währungshüter hoffen auf die Trendwende durch den runderneuerten Fünfziger, der vom 4. April an unters Volks gebracht werden soll.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA