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Drohnen erleben einen Boom. Ob in der Landwirtschaft, wo Winzer Drohnen über ihre Weingüter aufsteigen lassen oder im Handel, wo Amazon Pakete bald mit Drohnen ausliefern will und Konkurrent Alibaba dies bereits tut – die unbemannten Flugobjekte erfreuen sich mannigfacher Verwendungsmöglichkeiten.
Geht es nach der Vorstellung einiger chinesischer Ingenieure, könnten schon bald die ersten Drohnentaxis abheben. Die chinesische Firma Ehang hat auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas im Januar eine Drohne vorgestellt, die einen Passagier transportieren kann.
Das 200 Kilogramm schwere Fluggerät 184 AAV sieht aus wie ein Mini-Helikopter, an der Kabine sind vier Ausleger mit zwei Rotoren befestigt. Die Rotor-Arme sind einklappbar, sodass der Octocopter auf einen normalen Parkplatz passt.
Der Passagier muss nur das Ziel auf einem Touchscreen eingeben, alles andere – Routenberechnung, Flug, Start und Landung – erledigt die Drohne dank Sensoren und Computersteuerung von ganz allein. Einen Piloten braucht es nicht. Einsteigen, Ziel markieren, abheben.
Nach Angaben des Herstellers besitzt die Drohne eine Reichweite von 32 Kilometern und kann eine maximale Flughöhe von 3,5 Kilometern erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Die elektrisch betriebene Drohne ist in zwei Stunden voll aufgeladen, mit einer Akkuladung sind 23 Minuten Flug möglich. Das reicht, um morgens über Staus und Ampeln hinweg zur Arbeit zu fliegen. Das Gerät soll zwischen 200'000 und 300'000 Dollar kosten, deutlich weniger als ein Helikopter.
Bislang diskutierte die Technikwelt nur über den Prototypen. Vergangene Woche erhielt Ehang nun vom Nevada Institute for Autonomous Systems eine Genehmigung für Testflüge. Der dünn besiedelte Wüstenstaat ist ein ideales Exerzierfeld.
Ziel sei es, die Testergebnisse an die Bundesluftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) weiterzuleiten, um eine Zulassung zu beantragen. Sobald diese vorliegt, will der chinesische Hersteller in die Massenproduktion einsteigen.
Ähnlich wie Googles autonome Fahrzeuge könnte eine Octocopter-Flotte in einer Art öffentlichem Nahverkehr für die Luft Passagiere transportieren. «Ich sehne mich dem Tag entgegen, an dem Drohnentaxis Teil von Nevadas Transportsystem werden», sagte Institutsleiter Mark Barker dem Las Vegas Review Journal.
Die Drohne könnte im Verkehrswegenetz der USA, dessen Zugverbindungen traditionell schlecht ausgebaut sind, eine Lücke für mittlere Distanzen zwischen 50 und 100 Kilometern schliessen, wo es abgesehen von wenigen Bus- und Zuglinien kaum eine Alternative gibt.
Das Versprechen der Technologie ist denn auch, dass speziell in Entwicklungsländern mit schlechter Infrastruktur der ländliche Raum näher an die Zentren herangeführt wird. Im urbanen Raum könnten zudem die Pendelzeiten signifikant reduziert werden.
In den USA müssten für eine Flugerlaubnis aber erst die strengen Sicherheitsauflagen erfüllt werden. Die FAA hat die Regeln für kommerzielle und private Drohnen vor kurzem verschärft, nachdem es immer wieder zu Vorfällen und Beinahe-Kollisionen im zivilen Luftraum kam.
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Amazon drohte aufgrund der strengeren Auflagen mit Abwanderung. Fraglich ist, ob der autonome Octocopter von Ehang den Sicherheitsvorschriften genügt. Der Autopilot lässt sich nicht abschalten, das heisst, der Passagier kann in brenzligen Situationen das Fluggerät nicht manuell steuern (wofür ihm vermutlich das Know-how fehlt, was aber immerhin ein Gefühl von Sicherheit vermittelt).
Laut Ehang sollen mehrere Kontrollzentren eingerichtet werden, die im Ernstfall die Navigation übernehmen. Viel beruhigender klingt das aber auch nicht. Die Frage ist auch, ob es in dem ohnehin schon überfüllten Luftraum noch Platz für Drohnentaxis gibt, wenn Amazon und Alibaba Pakete mit Drohnen zustellen.
Tesla-Chef Elon Musk und Google-Mitgründer Larry Page finanzieren zudem Projekte zur Entwicklung fliegender Autos. Pages Vision ist ein elektrischer Zweisitzer, der senkrecht starten und landen kann. Es könnte in Zukunft ziemlich voll werden im Luftraum. Stau in der Luft? Die Ingenieure werden wohl bald auch für dieses Problem eine Lösung finden müssen.