Die Bilder sind spektakulär: Ein Elektroauto steht lichterloh in Flammen, dicke Rauchwolken steigen auf. Immer wieder erregen solche Videos in den sozialen Medien grosses Aufsehen – und schüren die Angst, Elektroautos seien eine rollende Brandgefahr.
Doch wie real ist diese Gefahr? Brennen Elektroautos tatsächlich häufiger als Benziner und Diesel? Wie sicher ist die Technik – und was bedeutet das für Fahrer, Feuerwehr und Umwelt?
Elektroautos stehen oft im Verdacht, besonders anfällig für Brände zu sein. Doch aktuelle Daten zeigen: Sie fangen seltener Feuer als Verbrenner. Eine aktuelle norwegische Studie belegt, dass E-Autos nur für 2,3 Prozent der Fahrzeugbrände verantwortlich sind, obwohl sie 8,9 Prozent des Fahrzeugbestands ausmachen.
Habt Ihr von Diesel-Dieter oder Tante Gertrud auch schon das "E-Autos sind so gefährlich, weil die so leicht brennen!!""-Desinformations-Meme gehört? Hier ist die ultimative Antwort in Studienform. Für Weihnachten. Gern geschehen. https://t.co/2wBC12uYyP pic.twitter.com/2G16MnZWAT
— @ChrisStoecker (@ChrisStoecker) December 12, 2024
Auch Crashtests des ADAC zeigen, dass E-Autos nach Unfällen nicht häufiger brennen. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass E-Autos mit oder ohne Unfalleinwirkung eher zum Brennen neigen als Autos mit Verbrennungsmotor.
Studien aus Deutschland, Schweden und Australien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Allerdings sind Elektroautos meist jünger, was die Statistik leicht verzerren könnte. Denn junge Autos bekommen in aller Regel mehr Pflege und haben weniger Mängel als ältere.
Die Batterien von Elektroautos sind gut geschützt. Sie durchlaufen strenge Hitze-, Stoss- und Kurzschlusstests, geregelt in der internationalen Norm ECE R 100. Ein Batteriemanagementsystem überwacht Strom, Spannung und Temperatur und schaltet bei Problemen automatisch ab.
Luft- oder Flüssigkeitskühlung und mechanische Schutzvorrichtungen schaffen zusätzliche Sicherheit. Allerdings: Wenn trotzdem ein Brand entsteht, kann es zum sogenannten «thermischen Durchschlag» kommen, bei dem sich die Batterie selbst entzündet und schwer löschbar wird.
Bei Verbrennungsmotoren sind auslaufender Kraftstoff oder heisse Katalysatoren häufige Brandursachen. Bei Elektroautos spielt dagegen fast ausschliesslich die Batterie eine Rolle. Mechanische Schäden durch Unfälle oder Probleme im Batteriemanagementsystem können einen Brand auslösen. Auch Brände von aussen, die auf die Batterie übergreifen, stellen ein Risiko dar.
Die Hitzeentwicklung eines brennenden Autos unterscheidet sich kaum zwischen Elektroautos und Verbrennungsmotoren. Die Brandlast – also die freigesetzte Energie – stammt vor allem von Reifen, Kunststoffen und Polstermaterialien.
Unterschiede gibt es bei den Schadstoffen im Löschwasser: Während bei Elektroautos Metalle wie Nickel und Lithium freigesetzt werden, enthält das Löschwasser von Verbrennungsmotoren mehr Blei und organische Schadstoffe.
Auch brennende Elektroautos werden mit Wasser gelöscht. Da der Brand aber häufig im Batteriegehäuse entsteht, muss die Feuerwehr teils Löschlanzen einsetzen, um das Wasser direkt in die Batterie zu leiten.
Nach dem Löschen ist Vorsicht geboten: Die Temperatur der Batterie wird überwacht, da sie sich erneut entzünden könnte. Deshalb kommen Elektroautos nach einem Brand, falls notwendig, in Quarantäne.
Grundsätzlich stellen Sicherheitsexperten aber klar:
Moderne Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) gelten als besonders stabil und weniger brandgefährdet als Nickel-Zellen (NMC). In Europa werden derzeit noch überwiegend Nickel-Zellen verwendet, die ebenfalls strengste Sicherheitsanforderungen erfüllen. Günstigere LFP-Akkus sind aber auf dem Vormarsch. Zukünftige Feststoffbatterien könnten die Sicherheit nochmals deutlich erhöhen, da sie ohne brennbare Flüssigelektrolyte auskommen.
Die Angst vor Elektroauto-Bränden ist übertrieben. Statistiken zeigen, dass diese Fahrzeuge seltener in Brand geraten als Verbrenner. Dank moderner Sicherheitssysteme sind die meisten Risiken beherrschbar – vorausgesetzt, die Batterie wird richtig überwacht und geschützt. Für die Feuerwehren bedeutet das zwar Anpassungen, aber die Technik entwickelt sich weiter – und mit ihr die Sicherheit.