Digital
Wissen

Elektroautos brennen nicht häufiger als Benzin-Autos: Die Statistik

Elektroautos sind nicht anfälliger für Brände als Modelle mit Verbrennungsmotor.
Elektroautos sind nicht anfälliger für Brände als Modelle mit Verbrennungsmotor.bild: ford

Schluss mit dem Mythos: E-Autos brennen nicht häufiger als Benziner – im Gegenteil

Die angebliche Brandgefahr von Elektroautos führt immer wieder zu Diskussionen. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Autos mit Benzin- oder Dieselmotor brennen häufiger.
16.12.2024, 13:47
Markus Abrahamczyk / t-online
Mehr «Digital»
Ein Artikel von
t-online

Die Bilder sind spektakulär: Ein Elektroauto steht lichterloh in Flammen, dicke Rauchwolken steigen auf. Immer wieder erregen solche Videos in den sozialen Medien grosses Aufsehen – und schüren die Angst, Elektroautos seien eine rollende Brandgefahr.

Doch wie real ist diese Gefahr? Brennen Elektroautos tatsächlich häufiger als Benziner und Diesel? Wie sicher ist die Technik – und was bedeutet das für Fahrer, Feuerwehr und Umwelt?

Wie oft brennen Elektroautos?

Elektroautos stehen oft im Verdacht, besonders anfällig für Brände zu sein. Doch aktuelle Daten zeigen: Sie fangen seltener Feuer als Verbrenner. Eine aktuelle norwegische Studie belegt, dass E-Autos nur für 2,3 Prozent der Fahrzeugbrände verantwortlich sind, obwohl sie 8,9 Prozent des Fahrzeugbestands ausmachen.

Auch Crashtests des ADAC zeigen, dass E-Autos nach Unfällen nicht häufiger brennen. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass E-Autos mit oder ohne Unfalleinwirkung eher zum Brennen neigen als Autos mit Verbrennungsmotor.

Studien aus Deutschland, Schweden und Australien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Allerdings sind Elektroautos meist jünger, was die Statistik leicht verzerren könnte. Denn junge Autos bekommen in aller Regel mehr Pflege und haben weniger Mängel als ältere.

Wie brandsicher sind Elektroautos?

Die Batterien von Elektroautos sind gut geschützt. Sie durchlaufen strenge Hitze-, Stoss- und Kurzschlusstests, geregelt in der internationalen Norm ECE R 100. Ein Batteriemanagementsystem überwacht Strom, Spannung und Temperatur und schaltet bei Problemen automatisch ab.

Luft- oder Flüssigkeitskühlung und mechanische Schutzvorrichtungen schaffen zusätzliche Sicherheit. Allerdings: Wenn trotzdem ein Brand entsteht, kann es zum sogenannten «thermischen Durchschlag» kommen, bei dem sich die Batterie selbst entzündet und schwer löschbar wird.

Was löst Brände bei Elektroautos aus?

Bei Verbrennungsmotoren sind auslaufender Kraftstoff oder heisse Katalysatoren häufige Brandursachen. Bei Elektroautos spielt dagegen fast ausschliesslich die Batterie eine Rolle. Mechanische Schäden durch Unfälle oder Probleme im Batteriemanagementsystem können einen Brand auslösen. Auch Brände von aussen, die auf die Batterie übergreifen, stellen ein Risiko dar.

Sind Elektroautobrände gefährlicher?

Die Hitzeentwicklung eines brennenden Autos unterscheidet sich kaum zwischen Elektroautos und Verbrennungsmotoren. Die Brandlast – also die freigesetzte Energie – stammt vor allem von Reifen, Kunststoffen und Polstermaterialien.

Unterschiede gibt es bei den Schadstoffen im Löschwasser: Während bei Elektroautos Metalle wie Nickel und Lithium freigesetzt werden, enthält das Löschwasser von Verbrennungsmotoren mehr Blei und organische Schadstoffe.

Elektroautos löschen: Was ist anders?

Auch brennende Elektroautos werden mit Wasser gelöscht. Da der Brand aber häufig im Batteriegehäuse entsteht, muss die Feuerwehr teils Löschlanzen einsetzen, um das Wasser direkt in die Batterie zu leiten.

Nach dem Löschen ist Vorsicht geboten: Die Temperatur der Batterie wird überwacht, da sie sich erneut entzünden könnte. Deshalb kommen Elektroautos nach einem Brand, falls notwendig, in Quarantäne.

Grundsätzlich stellen Sicherheitsexperten aber klar:

«Elektrofahrzeuge sind löschbar. (…) Wir brauchen keine besondere Ausrüstung. Wir können mit den herkömmlichen Mitteln und Löschgeräten auch brennende Elektroautos löschen.»
Sicherheitsingenieur Rolf Erbe
Sicherheitsingenieur Rolf Erbe ist Ausbilder an der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie (BFRA). Er räumt mit Mythen rund um brennende Elektroauto-Akkus auf.Video: YouTube/Doktor Whatson

Zelltypen: Unterschiede in der Sicherheit

Moderne Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) gelten als besonders stabil und weniger brandgefährdet als Nickel-Zellen (NMC). In Europa werden derzeit noch überwiegend Nickel-Zellen verwendet, die ebenfalls strengste Sicherheitsanforderungen erfüllen. Günstigere LFP-Akkus sind aber auf dem Vormarsch. Zukünftige Feststoffbatterien könnten die Sicherheit nochmals deutlich erhöhen, da sie ohne brennbare Flüssigelektrolyte auskommen.

Das Fazit: Weniger gefährlich als behauptet

Die Angst vor Elektroauto-Bränden ist übertrieben. Statistiken zeigen, dass diese Fahrzeuge seltener in Brand geraten als Verbrenner. Dank moderner Sicherheitssysteme sind die meisten Risiken beherrschbar – vorausgesetzt, die Batterie wird richtig überwacht und geschützt. Für die Feuerwehren bedeutet das zwar Anpassungen, aber die Technik entwickelt sich weiter – und mit ihr die Sicherheit.

Elektroauto
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die 20 meistverkauften E-Autos in der Schweiz 2023
1 / 22
Die 20 meistverkauften E-Autos in der Schweiz 2023
Rang 20: BMW i4 (658 Verkäufe).
quelle: bmw
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Frust eskaliert: Unzufriedener Kunde fährt mit Auto in Autohändler-Filiale
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
109 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
insert_brain_here
16.12.2024 11:34registriert Oktober 2019
Nur einer von vielen Mythen die gezielt gestreut wurden um den Umsatz von Ölindustrie und wechselfaulen Automobilherstellern zu schützen. Unser gmögiger Umweltminister hätte da umfangreiches Insiderwissen und könnte wunderbar aus dem Nähkästchen plaudern, wenn er denn wollte.
13521
Melden
Zum Kommentar
avatar
Knoudi
16.12.2024 12:59registriert Juni 2020
Alle die Skeptiker hier die über E Autos lästern aber ihre Lithium Werkzeugakkus, Rasierer und Zahnbürsten im Haus oder dem Holschuppen lagern, natürlich auch schon zigfach beim Werken/ Putzen zu Boden gefallen. Kein Problem, aber böse Elektroautos
9211
Melden
Zum Kommentar
avatar
Thomas Melone
16.12.2024 12:38registriert Mai 2014
Für viele geht es nicht um Fakten, sondern um Politik.
714
Melden
Zum Kommentar
109
    Das steckt hinter den Sabotage-Aktionen, mit denen Russland Europa terrorisiert
    Europas Demokratien müssen damit rechnen, dass Russland seinen hybriden Krieg fortführt und intensiviert. Fragt sich, wie wir reagieren.

    Einige Staatsführerinnen und Staatsführer sprechen zwar offen über den hybriden Krieg, den Wladimir Putin gegen Europa führen lässt. Jedoch vermag man den immer dreisteren Sabotage-Aktionen und Desinformations-Kampagnen bislang keinen Riegel zu schieben.

    Zur Story