Nach dem tödlichen Autobombenanschlag auf die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia laufen die Ermittlungen der Behörden weiter. Das Auto sei unweit von ihrem Zuhause mit dem Plastiksprengstoff Semtex in die Luft gejagt worden.
Dies berichtete die «Times of Malta» am Mittwoch unter Berufung auf Polizeikreise. Der Sprengstoff wird bei kommerziellen Sprengungen eingesetzt, gelangt aber auch immer wieder in die Hände von Terroristen. Die maltesischen Behörden werden von niederländischen und FBI-Ermittlern unterstützt.
Oppositionsführer Adrian Delia von der konservativ-christlichen Partei Partit Nazzjonalista forderte den sozialdemokratischen Regierungschef Joseph Muscat zum Rücktritt auf. Er wirft ihm fehlende Schutzmassnahmen für die getötete Journalistin vor.
Der Regierungschef sagte in einem Fernsehinterview jedoch, dass die Journalistin Polizeischutz verweigert habe. Bei der Polizei sei auch nicht offiziell angezeigt worden, dass sie Morddrohungen erhalten habe.
Muscat erhob schliesslich seinerseits Vorwürfe gegen die Opposition. Zwar wollte er nicht darüber spekulieren, wer hinter dem Anschlag stehen könnte, das «Einfachste» wäre aber für ihn, «mit dem Finger auf die Opposition zu zeigen», sagte er der italienischen Zeitung «La Repubblica» vom Mittwoch. Caruana Galizia habe sich in ihren letzten Artikeln mit Oppositionsführer Delia befasst, sagte Muscat.
Der italienischen Zeitung «La Stampa» sagte Muscat, die Journalistin habe Delia der «Geldwäsche, Prostitution und mehr» bezichtigt. Überdies habe sie auf ihrem Blog geschrieben, dass sie Drohungen «von Leuten in der Opposition» erhalten habe. Er könne dies aber nicht belegen, sagte Muscat.
Unter einem Artikel hatte Caruana Galizia ein Bildschirmfoto eines Facebook-Profils veröffentlicht, auf dem ein Foto von ihr in einem Käfig zu sehen ist. Das Profil schreibt sie einem angeblichen Freund Delias zu, den sie als verurteilten Drogendealer bezeichnet.
International bekannt wurde Caruana Galizia durch ihre Recherchen zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung im Inselstaat. Sie hatte Muscats Mitarbeitern vorgeworfen, Offshore-Firmen in Panama zu haben. Auch schrieb sie, eine in den «Panama Papers» erwähnte Firma gehöre Muscats Frau. Muscat wies das immer wieder als Lüge zurück. (sda/dpa/afp)