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Italien ermittelt wegen Flüchtlingen auch gegen Ärzte ohne Grenzen

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Das Schiff «Vos Prudence» der Médecins Sans Frontières im süditalienischen Salerno. Bild: EPA/ANSA

Italien ermittelt wegen Flüchtlingen auch gegen Ärzte ohne Grenzen

05.08.2017, 21:0306.08.2017, 11:41
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Die italienische Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung auf die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ausgeweitet. Hintergrund sei der Verdacht, dass Mitglieder vor der Küste Libyens Migranten aufgenommen hätten, deren Sicherheit nicht unmittelbar in Gefahr gewesen sei, verlautete am Samstag aus Justizkreisen.

Erst am Mittwoch hatte die Küstenwache das Flüchtlingsrettungsboot Iuventa der deutschen Organisation Jugend Rettet im Mittelmeer gestoppt und zur Insel Lampedusa eskortiert. Die Aktivisten würden der Beihilfe zur illegalen Einwanderung aus Libyen verdächtigt, erklärte die Staatsanwaltschaft. Es war das erste Mal, dass Italien ein Flüchtlingsrettungsboot festsetzte.

Die «Ärzte ohne Grenzen» erklärten, sie seien nicht über die Ermittlungen informiert worden, aber bereit, mit den Behörden zu kooperieren. Man hoffe, dass rasch alle Zweifel ausgeräumt werden könnten.

Die Regierung in Rom verlangt von acht Hilfsorganisationen, einen Verhaltenskodex zu unterschreiben, wenn sie im südlichen Mittelmeer unterwegs sind. Dazu gehört die Bereitschaft, einen bewaffneten Polizisten an Bord zu nehmen. In dieser Verpflichtung sieht die Organisation «Ärzte ohne Grenzen» ein Problem.

Die Organisation hatte in einem Brief an Innenminister Marco Minniti hervorgehoben, dass sie aus Rücksicht auf humanitäre Prinzipien der «Unabhängigkeit und der Neutralität» den Verhaltenskodex nicht unterzeichnen werde.

Jugend Rettet und Ärzte ohne Grenzen gehören zu den vier Organisationen, die den Kodex nicht unterzeichnet haben.

In diesem Jahr sind nach Angaben des italienischen Innenministeriums vor allem über Libyen mehr als 95'000 Flüchtlinge in den EU-Staat gekommen. 2230 Menschen – überwiegend Afrikaner – kamen bei der Überfahrt ums Leben. (sda/reu)

Das Sterben auf dem Mittelmeer geht weiter

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Das Sterben auf dem Mittelmeer geht weiter
Von der Luft aus begreift man erst was sich da unten im Wasser gerade abspielt. Man sieht die verschiedenen Akteure, wie die Frontex...
quelle: ap / antonio calanni
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Don Alejandro
05.08.2017 21:56registriert August 2015
Wann wird die Mehrheit endlich begreifen, dass wir nicht alle Abermillionen von hauptsächlich Wirtschaftsflüchtlingen aufnehmen können? Der Westen kann Zölle abbauen, und vor Ort Hilfe anbieten. Hilfe zur Selbsthilfe und keine Hilfe zur Hilfe der Hilfsorganisationen.
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Walter F. Sobchak
05.08.2017 21:54registriert Oktober 2016
Es geht halt schon nicht, dass man die Wirtschaftsflüchtlinge 500m vor der Küste einsammelt, denn dann kann man sie ja grad im Hafen abholen und gratis nach Europa rüberschippern.

Es ist wohl jedem Realisten klar, dass nicht Hunderttausende kommen können.
Ist bei uns auch nicht mehrheitsfähig.

Was es braucht sind Schutzzonen in Nordafrika, von denen die Flüchtlinge freiwillig in ihre sicheren Heimatländer zurückkehren können.

Macron hat hier interessante Denkanstösse geliefert, aber scheint sie nicht mehr weiterzuverfolgen, da wohl leider schon von der Politikermüdigkeit befallen.
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Suchlicht
05.08.2017 23:05registriert August 2015
Verzwickte Sache, früher war MSF regelmässig auf meiner Spendenliste, aber seit der fragwürdigen Aktion im südl. Mittelmeer tue ich mich da sehr schwer.
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