International
Indien

John Allen Chau: Polizei wollte auf isolierte Insel

Nach Tötung des US-Missionars wollte Polizei zum Inselvolk – musste aber umdrehen

Nach der Tötung eines US-Bürgers auf den indischen Andamanen-Inseln hat sich die Polizei den isolierten Ureinwohnern auf der Insel North Sentinel genähert. Die Polizisten fuhren am Samstag mit einem Boot bis auf 400 Meter an die Insel heran.
25.11.2018, 10:5525.11.2018, 10:55
FILE – In this Nov. 14, 2005 file photo, clouds hang over the North Sentinel Island, in India's southeastern Andaman and Nicobar Islands. An American is believed to have been killed by an isolate ...
Zuflucht für eines der letzten noch untaktieren Völker: Die Insel North Sentinel der Inselgruppe der Andamanen und Nicobaren im Indischen OzeanBild: AP/AP

An dem Strand, an dem der 27-jährige John Allen Chau zuletzt lebend gesehen wurde, beobachteten sie Männer vom Inselvolk der Sentinelesen, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren, wie der Polizeichef der Andamanen, Dependra Pathak, am Sonntag sagte.

«Sie haben uns angestarrt und wir haben sie angeschaut», berichtete Pathak über die angespannte Begegnung. Die Polizisten machten schliesslich kehrt, um eine Konfrontation zu vermeiden.

Die nur 150 noch lebenden Sentinelesen zählen zu den letzten sogenannten unkontaktierten Völkern. Sie wollen nichts mit der Aussenwelt zu tun haben. Indiens Regierung respektiert den Wunsch der Inselbewohner nach Abgeschiedenheit, Fremde müssen fünf Kilometer Abstand zu ihren Gebieten einhalten.

Missionsversuch

Chau wollte das Inselvolk bei seinem Besuch am 17. November offenbar zum Christentum bekehren. Nach indischen Behördenangaben hatte er Fischer bestochen, um ihn in die Nähe der Insel zu bringen und war dann per Kajak an Land gefahren. Die Ureinwohner töteten Chau daraufhin offenbar mit Pfeilen.

Die Fischer, die Chau zu der Insel brachten, haben nach eigenen Angaben gesehen, dass die Ureinwohner seine Leiche am Strand vergruben. Ob seine Leiche jemals geborgen werden kann, ist jedoch unklar. Die Sentinelesen attackieren jeden, der ihre Insel betritt.

Nach Polizeiangaben waren zuletzt 2006 zwei Fischer, die sich auf die Insel verirrt hatten, von dem Inselvolk getötet worden. Eine Woche später wurden ihre Leichen an der Küste auf Bambusstäben aufgespiesst. «Wie eine Art Vogelscheuche», sagte Pathak.

Um über ihr Vorgehen zu entscheiden, untersucht die Polizei nun wieder den Fall von 2006. «Wir befragen Anthropologen, was sie machen, wenn sie Aussenstehende töten», sagte der Polizeichef über die Sentinelesen. «Wir versuchen ihre Gruppenpsychologie zu verstehen.» (aeg/sda)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Erster-Offizier
25.11.2018 11:38registriert Januar 2018
Keiner, weder dieser Missionar, noch die Polizei, die denken, sie hätten dort Autorität, haben dort etwas zu suchen.

Die Insel gehört den Sentinelesen. Die leben dort seit ca. 55k Jahren. Die haben ihre eigenen Gesetze, und dieser Missionar wusste, dass ihm beim Betritt der Insel die Todesstrafe droht.

Dieser Missionar hat in Kauf genommen, die einheimischen durch übertragbare Krankheiten auszurotten. Tut nicht so, als wäre er der Gute in der Geschichte.
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Snowy
25.11.2018 12:24registriert April 2016
„Chau wollte das Inselvolk bei seinem Besuch am 17. November offenbar zum Christentum bekehren.“

Wie ignorant von diesen Sentenilesen - haben die etwa nicht mitgekriegt wie sehr viel glücklicher alle Urvölker nach der Missionierung durch eine der Weltreligionen wurden?
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Mutzli
25.11.2018 11:50registriert Dezember 2016
Nur so als kleine Korrektur: Die Sentilesen sind keineswegs unkontaktiert; genau das ist nämlich der Grund, weshalb sie sich vehement wehren. So wurden sie im 19 Jh. von "Entdeckern" besucht, die unter anderem "Geschenke" austauschten (notabene in dem sie Kram mitgenommen und liegengelassen haben und sich in den Häusern der geflüchteten Sentilesen bedient haben), Menschen gekidnappt und auch noch im 20 Jh. mehr als dämlich benommen. Könnte man also durchaus als Erfahrungswerte von Seiten der Sentilesen bezeichnen.
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