Das mittlere Italien ist eine derjenigen Regionen in Europa, die besonders häufig von schweren Erdstössen heimgesucht werden. Immer wieder trifft es die bergige Gegend in den Abruzzen östlich von Rom.
Grund für die Beben sind riesige Spannungen, die sich im Untergrund aufbauen. Denn der Adriatische Sporn – ein Anhängsel der afrikanischen Erdplatte – reibt sich hier an der eurasischen Platte. Auch deshalb haben sich Italiens Mittelgebirge aufgefaltet.
Laut dem italienischen Seismologen Gianluca Valensise besteht ein «geodynamischer Link» zwischen dem verheerenden Erdbeben im August und dem darauf folgendem vergangenen Mittwoch. «Ein Erdbeben der Stärke 6 erzeugt grosse Spannungen und kann dazu führen, dass Teile der Erdplatten zerreissen» sagt Valensise in einem Interview mit Reuters. Dieser Prozess des «Zerreissens» kann sich wie ein Domino-Effekt auf unbestimmte Zeit fortsetzten und immer weitere Beben auslösen.
Bereits 1783 wurde Italien Zeuge einer ähnlichen Situation: Innerhalb von zwei Monaten bebte die Erde an der Südspitze des Landes mehrere Male hintereinander. Die Erdbeben hatten alle eine Stärke von 6,5 auf der Richterskala.
Auch 1997 bebte die Erde in Assisi dreimal in Folge mit der Stärke von 6,4. Damals kamen 11 Personen ums Leben und viele wichtige Kulturgüter – unter anderem der Dom von Assisi – wurden zerstört.
Laut dem Seismologen Valensise müsse in Mittelitalien für «mindestens ein paar Wochen» mit weiteren Nachbeben gerechnet werden. Wie stark diese sein werden, lässt sich aber schwer voraussagen. (hot/sda)